Schmetterlinge faszinieren uns, da sie auf ihren vier Flügeln, Farben und Formen in vielen unterschiedlichen Variationen zeigen. Auf ihren Flügeln befinden sich Millionen von dachziegelartig angeordneten Schuppen, die sich aus einer Zelle gebildet haben, zur Hauptsache aus Chitin bestehen und einem Insektenhaar entsprechen. Man unterscheidet mehrere Arten dieser Haare: Die uns wohl bekannten dachziegelförmigen, dann runde, haarförmige und lange, wie auch keilförmige und stachelartige Schuppen.
In diesem Bild eines Nachtfalters kann man die unterschiedlichen Haare (Schuppen) gut erkennen:
Die Pigmentfarben sind aus Melanin (Schwarz und Braun), Flavone (Creme und Gelb), Chlorophyll (Grün) und weiteren Farbstoffen. Die Schillerfarben entstehen durch die Struktur der Schuppen. Die feinen Strukturen der Schuppen, brechen das Licht unterschiedlich und je nach Einfallswinkel können sich dadurch die Strukturfarben ändern. Vermuteter Sinn und Zweck der Farben ist die Signalisation und Erkennung des Geschlechtes für Artgenossen oder/und – wie allgemein im Tierreich – bedeuten auffällige Farben, dass man giftig ist, oder man täuscht als Mimikry Giftigkeit vor. Ebenfalls können Farbe und Struktur auch zur Tarnung dienen.
Mit einem Raster Elektronen Mikroskop (REM) würde man diese Stege und Querstege, die für die Schillerfarben verantwortlich sind, gut erkennen, doch zeichnet das REM keine Farben auf. Somit ist die Licht-Fotografie im vergrössernden Abbildungsmassstab die geeignete Methode, um die Schönheit der Schmetterlingsschuppen sichtbar zu machen.
Schmetterlingsschuppen sind sehr klein, sie können 0.1mm lang und 0.05mm breit sein. Oft liegen sie nicht flach auf, sondern sind gewölbt oder stehen etwas ab. Da die Schärfentiefe im Bereich einer mikroskopischen Vergrösserung sehr gering ist, kann die Technik des Focus Stacking erfolgreich eingesetzt werden.
Gehen wir noch etwas näher an den Nachfalter heran, so entdecken wir noch mehr faszinierende Details:
Noch näher erkennt man ein prachtvolles ein Farbspiel in der Form eines Auges:
Die Aufnahme entstand mit einer Nikon D300, mit Lupenobjektiv Zeiss Luminar 25mm, bei einem Abbildungsmassstab von 8:1. Der Stack bestand aus 29 Aufnahmen im Abstand von 0.006mm.
Das folgende Bild zeigt die dachziegelartig angeordneten Schuppen auf dem Flügel eines Tagpfauenauges. Zum Teil sind die Schuppen transparent und lassen die darunterliegende Ebene erkennen. Ebenfalls sieht man bei einer zehnfachen Vergrösserung bereits die Längsrillen deutlich.
Bild mit Nikon D300, Mikroskop Objektiv Reichert 10/0.25, Abbildungsmassstab 20:1, Stack aus 17 Aufnahmen im Abstand von etwa 0.005mm.
Bei stärkerer Vergrösserung von 40x sind nicht nur die Längsrillen, sondern auch schon einige Querverbindungen in den Schuppen des Morph-Falters erkennbar.
Nikon D7000, Mikroskop Objektiv Nikon M Plan, 40/0.5 ELWD, 210/0, Abbildungsmassstab 50:1, Stack aus 157 Aufnahmen im Abstand von 0.0005mm.
Die Schuppen können auch grossmaschig, netzartig transparent sein. Hier bei einem Edelfalter (Salamis parhassus).
Nikon D7000, Mikroskop Objektiv Nikon M Plan, 40/0.5 ELWD, 210/0, Abbildungsmassstab 40:1, 24 Aufnahmen im Abstand von 0.002mm.
Die Schuppen bei unterschiedlichen Schmetterlingen präsentieren sich mannigfaltig. Es gibt Schmetterlinge, die eine grosse Vielfalt an unterschiedlichen Schuppen besitzen. Die folgenden Bilder stammen vom gleichen Tier, dies bei unterschiedlichen Abbildungsmassstäben und an verschiedenen Stellen des Flügels. Der Regenbogenfalter zeigt diese Vielfalt eindrücklich.
Nikon D500, Luminar 100mm, 1:6.3/A0.079, Abbildungsmasstab 1:1, Stack aus 39 Aufnahmen im Abstand von 0.05mm
Nikon D7000, unendlich Mikroskop-Objektiv Nikon CF Plan 5X/0.15 ∞/0 BD DIC WD 12.0, mit Fotoobjektiv Canon Macro Lens FD 1:4/200mm, Abbildungsmassstab 5:1, Stack aus 201 Aufnahmen im Abstand von 0.01mm
Nikon D7000, unendlich Mikroskop-Objektiv Nikon CF Plan 5X/0.15 ∞/0 BD DIC WD 12.0, mit Fotoobjektiv Canon Macro Lens FD 1:4/200mm, Abbildungsmassstab 6:1, Stack aus 98 Bildern im Abstand von 0.003mm.
Nikon D7000, Mikroskop-Objektiv Nikon M Plan, 20/0.4 LWD, 210/0, Abbildungsmassstab 20:1, Stack aus 81 Aufnahmen im Abstand von 0.002mm
Nikon D600, Mikroskop-Objektiv Niokn CFN, Plan 10/0.30, 160/0.17, Stack im Abbildungsmassstab 15:1. Stack aus 34 Aufnahmen im Abstand von 0.005mm.
Nikon D600, Mikroskop-Objektiv Nikon M Plan 20/0.4 LWD, 210/0, Stack im Abbildungsmassstab 30:1. Stack aus 88 Aufnahmen im Abstand von 0.003mm.
Nikon D7100, Mikroskop-Objektiv Nikon M Plan, 60/0.7 ELWD, 210/0, Stack im Abbildungsmassstab 60:1. Stack aus 582 Aufnahmen. Es wurden jeweils 4 Aufnahmen angefertigt und erst dann den Schlitten um 0.0005mm bewegt.
Mit Hilfe der Lupenfotografie und der Stacking-Technik gewinnt man einen eindrücklichen Einblick in die Wunder der Natur. Zwar sind solche Bilder mit einem grossen Zeit- und Technikaufwand verbunden, doch wird die Mühe mit einmaligen Bildern belohnt.
Text und Bilder: Kurt Wirz
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«Focus Stacking – ein Blick in die Makro- und Mikrowelt» Fotointern 05.11.2017, 10:00
Grossartige Bilder. Vielen Dank Kurt, dass Du Dir die Zeit nimmst, Fotos zu realisieren, die uns diese wunderschöne Mikrowelt zeigen.