Pressespiegel zum Wochenende vom 16./17. August 2008.
Blick- Online tut sich schwer, nach den Sommerferien interessante People-Stories aufzustöbern. So muss Lindsay Lohan in die Bresche springen, Die Schauspielerin ist perfekt frisiert und mit nicht sehr verführerischen Beinen über einen Randstein in L. A. gestolpert. Blick hat sich die Sache leicht gemacht. Die Bildstrecke zeigt den Schnappschuss und nur ein einziges Folgebild auf, mit angeblichen Sommersprossen zwischen Top und Mini. Das erste Bild wurde von einer US-Website übernommen, das Zweite aus dem ersten Bild herauskopiert. Ob der Geschmack der Bildredaktion besser ist als jener von Lindsay Lohan kann man auf WireImage.com selbst beurteilen.
Im Magazin zum Sonntags-Blick zeigen die Kollegen mehr Stil (Seite 16-25). Zum Schulbeginn entstand ein bunter Bilderteppich mit Porträts von Prominenten aus dem Umfeld des Verlagshauses. Die Aufnahmen aus der Zeit der damaligen Einschulung sind fotogeschichtlich und gesellschaftlich interessant. Franz Steinegger ist als kleiner, schüchterner Knabe im Hintergrund eines Gruppenbildes dokumentiert, während sich Bundesrat Hans Rudolf Merz schon als Erstklässler effektvoll in Szene setzen konnte. Die aktuellen Aufnahmen stammen aus dem Bildarchiv von Ringier, wo sie fortlaufend für allfällige Skandale oder Nachrufe auf dem neusten Stand abrufbar sind. Die Redaktion unter Gabrielle Kleinert hat angesichts der Bilderflut darauf verzichtet, Herkunftsvermerke für die nicht mehr nachprüfbaren Versionen anzubringen.
Einige Seiten weiter schreibt Barbara Lienhard über www.rottenneighbor.com, ein Internet-Portal, auf dem man jedermann (vorerst) ungestraft denunzieren kann. Der mit Expertenmeinungen bestückte Beitrag ist für Fotografen lesenswert. Problemlos lassen sich Bilder von Sites wie Flickr, MySpace oder tillate in die „Hass-Seite“ einbinden. Ob man dann eine Mitverantwortung trägt, bleibt offen.
Sabine Wunderlin hat im Sonntags-Blick ein gruseliges Thema visualisiert. Jeder dritte Friedhof in der Schweiz muss aus Umweltgründen saniert werden. Die erste Aufnahme (Seite 12) sieht vielversprechend aus. Die bevorstehenden Friedhofsanierungen mit ihren ethischen und technischen Problemen enthalten durchaus Stoff für ein „Personal Project“.
Nun lässt sich auch der Sonntag auf People Fotografie ein. Die Aufnahmen von Tim Stocker (Seite 10) der Prominenz am Lucerne Festival wirken surreal. Vielleicht sind die Bilder von Stocker gar nicht so schlecht, und man hat sie nur im Layout übel beschnitten und zusammengequetscht. Vor allem Hans Erni (99) mit dem Rotweinglas seines Tischnachbars im Vordergrund hätte man vorteilhafter ins Bild setzen können. Eher peinlich ist auch das ganzseite Porträt von Susanne Kunz durch André Albrecht im eigentlichen People-Bund. Albrecht kann sich trösten, denn auch den Textteil des Beitrags kann man ruhig überblättern.
In der NZZ am Sonntag findet sich auf Seite 11 ein Reportagebild von Alessandro della Valle (Keystone) . Saab-Gripen, Star der Kampfflugzeug-Evaluation landet gegen „etwas“ im Hintergrund. Liegt das Kleinflugzeug ausserhalb des Fokus der Kamera und erscheint daher wie eine Fatamorgana? Das Bild ist perfekt kompiniert und offensichtlich ein „Cut“ aus Serienaufnahmen. Es ist eines der besten Bilder dieses Sommers, und einer der besten Reportagefotografen hat das Potenzial seiner Spitzenkamera und den Objektiven kreativ eingesetzt.
Das Magazin ist dieses Wochenende im Gespräch durch die Generalabrechnung des früheren Luzerner Regierungsrats Ulrich Fässler mit dem Bundesrat. Fässler war beauftragt, Vorschläge für eine Strukturreform auf Bundesebene vorzulegen, die nun im Sand verläuft. Dominic Büttner hat seinem offiziellen Gruppenbild des Gesamtbundesrats ein ganzseitiges Porträt von Ulrich Fässler gegenübergestellt. Die Porträtierten wirken, vielleicht gewollt, wie bei Madame Tussaud.
Jean-Christophe Bott (Keystone) präsentiert auf Seite 3 der Sonntags-Zeitung ein wesentlich lebendigeres und aussagekräftigeres Bild des Bundesrats, das auf der jährlichen Schulreise in Ernen/VS entstanden ist. Kilian Kessler vermittelt auf Seite 15 der Sonntags-Zeitung einen Eindruck von den Dreharbeiten zur neusten Doku-Soap von SFDRS im Studio in Glattfelden. Mehr Bilder und weniger Text hätten die Reportage aufwerten können.
Mit einer wirklich bizarren Geschichte heitert die Kantonspolizei Schaffhausen die Presselandschaft in der Ostschweiz auf. Vor dem sonst friedlichen Polizeiposten von Neunkirch machte sich mitten am Tag ein zu dieser Stunde vielleicht doch nicht ganz zurechnungsfähiger Mann daran, den lokalen Streifenwagen mit einer Axt zu schänden. Er liess sich ohne Widerstand festnehmen. Die Kantonspolizei gab ein Bild des misshandelten Fahrzeugs frei, nicht ohne die Markenbezeichnung hinten zu „verpixeln“. Da hat sich jemand am Bilschirm sehr viel Mühe gegeben. Man möchte bei der KP SH zweifellos nicht, dass der Vorfall in der nächsten Session des Kantonsparlaments als Guerilla-Werbung ausgelegt wird.
Bildnachweise: www.wiredimage.com (höhere Auflösung nur nach persönlicher Anmeldung auf der Site) und KaPo Schaffhausen.
Unter http://www.nachbarn.1bis6.net gibt es mittlerweile eine deutschsprachige Variante von http://www.rottenneighbor.com