Urs Tillmanns, 10. Juni 2016, 16:00 Uhr

1,6 Tonnen Gold auf einem Foto-Unikat

Heino Heimann hat sich mit seinen grossformatigen Ilfochrome Direktfotos einen Namen gemacht. Er belichtet in einer Riesenkamera direkt auf das Fotopapier und entwickelt dieses zu einem Foto-Unikat. Die Fotos sind einmalig und werden von Banken, Galerien und Kunstliebhabern gekauft. Jetzt ist in der Photobastei ein sehr ungewöhnliches Bild zu sehen.

Unser Einstiegsbild: Photobastei-Scharfhund «Bubu» bewacht das Gold

 

AU-fwertung

Was haben Kunst und Gold gemeinsam? Beide sind mittlerweile beliebte Spekulationsobjekte gut situierter Anleger, vor allem seitdem zuletzt Zinsen und Renditen klassischer Investitionsanlagen gegen Null gesunken oder zu unsicher geworden sind.

 

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Heino Heimann überhöht diese Entwicklung in seiner fotografischen Arbeit, die 128 Goldbarren im Wert von knapp 66 Millionen Dollar in einem Bildunikat festhält. Fotografie, die normalerweise als reproduzierbares Medium gilt, wird in dieser künstlerischen Arbeit auf den alten Prozess der Camera Obscura reduziert und das jeweils erzeugte Bild direkt auf Farbpositivfotopapier belichtet. So entsteht nicht nur ein direktes, extrem detailliertes Abbild der 128 Goldbarren ohne jeglichen Qualitätsverluste durch ein Negativ (Bildkorn) oder einen digitalen Bildrezeptor (Pixel), sondern auch ein durch die Materialität des Fotopapiers metallisch glänzendes und farbintensives Gleichnis des dargestellten Edelmetalls: Es ist das reine Bild, das 1.6 Tonnen reines Gold zeigt. Es ist aber such eine Allegorie auf scheinbare Werte und ihre Anziehungskraft.

 

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Aufgenommen auf die letzten Bestände des nicht mehr produzierten Cibachrome- oder Ilfochrome-Fotopapiers werden diese Fotografien doppelt durch den Markt beschränkt: Zum einen gibt es pro künstlerischer Aufnahme nur ein Unikat und zum anderen erliegt der benutzte analoge fotografische Prozess des Farbpositivverfahrens der Materialverknappung durch die erwähnte Produktionseinstellung. Und natürlich ist das abgebildete Gold selbst ein selten und endlich vorkommendes Element, nicht nur auf der Erde, sondern im gesamten Universum. Heino Heimann fotografierte die aufgestapelten 128 Goldbarren im Hochsicherheitstrakt der Scheideanstalt Valcambi in der Schweiz mit einem eigens zur Kamera umgebauten Autoanhänger. Auf der einen Seite befindet sich das Loch mit Objektiv und ihm gegenüber wird das lichtempfindliche Fotopapier an der Innenwand befestigt. Der Fotograf sass während der Belichtungszeit im Dunkel seiner «Kamera» während draussen Sicherheitsleute das millionenschwere Gold bewachten. Das belichtete Fotopapier wurde danach zusammengerollt und das entsprechend latente Bild ins letzte Labor der Schweiz, welches auf die chemische Entwicklung im Dye Destructions Process spezialisiert ist, gebracht. Nur ein kleiner Fehler zwischen der Aufnahme und der chemischen Fixierung des Ilfochrome-Fotopapiers und wir wären heute nicht in der Lage, dieses Bild in seiner beeindruckenden Grösse und materiellen Präsenz zu betrachten. Und nur sehr wenige von uns wüssten dann, wie Gold zum Tageswert (1. Mai 2016) von USD 65’819’008 aussieht.

Daniel Blochwitz, Kurator und Dozent für Fotografie, 06.2016

Das Bild ist noch bis 24. Juni 2016 in der Photobastei zu sehen.

 

Weitere Informationen finden Sie unter

Heino Heimann www.chrome-camera.com

Fotointern: «Heino Heimann: 4 ISO und ein altes Béret …», 02.06.2013

Fotointern: «Olivenbäume in Apulien», 21.06.2015

 

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