Markus Zitt, 26. Juli 2016, 15:01 Uhr

Nikon E-Objektive mit eingeschränkter Adaptierfähigkeit

Nikkor 24-70mm E Label 2016-0709-E01-02pDie neuere Konstruktion der Blendensteuerung in E-Objektiven von Nikon, die z.B. beim neuen AF-S Nikkor 2,8/24-70mm E ED VR und dem AF-S Nikkor 5,6/200-500mm E ED VR verbaut wurde, verhindert die sinnvolle Nutzung dieser Objektive mittels Adapter an anderen Systemkameras.

 

Um es gleich vorweg zu nehmen, die beschriebene Einschränkung dürfte für die meisten Anwender irrelevant sein, denn nur wenige kombinieren Objektive und Kameras über die System- bzw. Anschluss-Grenzen hinweg. Betroffen sind zudem nur neuere Objektive von Nikon, die den Buchstaben «E» im Namen tragen und dementsprechend über eine rein elektromagnetische Blendensteuerung verfügen. (Eine Liste dieser Objektive finden Sie unten.)
Bei diesen E-Objektiven lässt sich ihre Blende nicht von einer fremden Kamera oder dem Adapter steuern oder sonst irgendwie verstellen. Standardmässig ist zudem bei diesen E-Objektiven die Blende dauernd voll geöffnet, während bislang bei den meisten Nikon-Objektiven seit 1959 die Blende standardmässig auf den gewählten Wert oder bei den Mitte der 2000er-Jahrzehnts eingeführten G-Objektiven komplett geschlossen war, bis das Objektiv an einer passenden Kamera montiert wurde.

Nikkor 24-70mm E Label 2016-0709-E01-02pNeuere Nikon-Objektive mit einem «E» im Namen wie z.B. das «AF-S Nikkor 24-70 mm 1:2,8E ED VR» haben eine elektromagnetische Blende. Deshalb können sie nicht mit mechanischen Fremdobjektivadaptern an anderen Kameras sinnvoll genutzt werden, denn die Blende lässt sich nicht steuern und ist dauernd voll geöffnet.

 

Aufgefallen ist uns diese Einschränkung im Vorfeld einer Reise, bei der einige Nikon-Objektive nicht nur an Nikon-DSLRs, sondern auch an «Sony Alpha 7»-Kameras verwendet werden sollten. (Man möchte schliesslich die Fotoausrüstung für eine Reise möglichst kompakt halten und nicht zwei Mal die gleichen Objektive – eine Nikon- und eine Sony-Version – für beide Kamerasysteme mitnehmen müssen.)

Der kleine Unterschied

Nahezu alle Objektive mit «Nikon -F»-Mount besitzen im Bajonett einen kleinen Hebel, der fürs Öffnen der standardmässig geschlossenen Blende zuständig ist. Ist ein Objektiv nicht montiert, ist die Blende auf den am Blendenring eingestellten Wert geschlossen. Erst bei der Montage an einer Kamera wird der Hebel betätigt und die Blende geöffnet.

Bei den Objektiven der G-Reihe, die keinen Blendenring besitzen (z.B. das AF-S Nikkor 24-70mm f/2.8 G ED), ist die Blende stets komplett geschlossen, bis das Objektiv montiert und dabei der Hebel betätigt wird.

Nikon 24-70mm G vs E (rechts) Zitt2016-0708-E02-03Zwei Varianten des Nikkor 2,8/24-70mm: Links ist das ältere G-Modell von 2007 und rechts daneben das neue E-Modell von 2015 abgebildet. (Eine Gegenüberstellung beider Zooms finden Sie in der News-Meldung zum neuen AF-S Nikkor 24-70 mm 1:2,8E ED VR.)
Fürs Adaptieren sind folgende Unterschiede relevant: die standardmässig geschlossene Blende (bei G-Objektiven voll geschlossene Blende) und der rot eingekreiste Hebel. Beim E-Objektiv (rechts) ist die Blende dauernd voll geöffnet und der Hebel fehlt.

 

Fremde Objektive adaptieren

Mit einem passenden Fremdobjektivadapter lassen sich Wechselobjektive mit einem Anschluss an Systemkameras (DSLRs, Spiegellose u.a.) mit einem anderen Objektivanschluss nutzen.

Solche Adapter von Novoflex, Metabones u.a. sind hilfreich für Umsteiger, die von einem System zu einem anderen wechseln, oder auch für Leute, die mehrere Systeme parallell nutzen oder bestimmte Objektiv-Kamerakombinationen einsetzen wollen.

Fuji X-Pro2 und Oly Pen-F mit Nikon Zitt2016-0318-E01-06Je ein neueres und ein steinaltes Nikkor 1,4/35mm mittels Adapter (links Kiwifotos und rechts Novoflex) an den spiegellosen Topmodellen Fujifilm X-Pro2 und Olympus Pen-F.

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Besonders beliebt ist das Adaptieren von Fremdobjektiven an kompakten spiegellosen Systemkameras (CSC, Compact System Camera). Einerseits macht das geringe Auflagemass von CSCs die Adapterkonstruktion einfach und andererseits war das Objektivangebot bei spiegellosen Systemen in deren Anfangszeiten etwas mager.

(Die Mehrheit der Fremdobjektivadapter sind rein mechanische Lösungen ohne Datenaustausch oder Steuerungsmöglichkeit, deshalb müssen Fokus und Blende i.d.R. manuell eingestellt werden. Nur einige wenige Adapter nutzen optische Elemente, etwa um ein zu grosses bzw. zu langes Auflagemass der Kamera zu kompensieren oder eine Konverter-Funktionen zu bieten wie z.B. die Speed Booster von Metabones.)

Nikkore adaptieren: mal einfach, mal umständlich und jetzt sinnlos

Objektive mit «Nikon-F»-Anschluss sind beliebte «Adaptierware», denn das überdurchschnittlich grosse Auflagemass des F-Mount macht das Adaptieren an fremden (D)SLRs und erst recht an allen spiegellosen Kameras einfach möglich. (Zudem existiert eine enorme Menge an attraktiven gebrauchten Objektiven von Nikon und Fremdherstellern mit dem F-Mount.)

Nikon hat ihren Objektivanschluss 1959 mit ihrer legendären SLR Nikon F eingeführt und seither beibehalten, den Anschluss aber über die Jahre stets den aktuellen Erfordernissen angepasst. So wurde der Anschluss kamera- und objektivseitig beispielsweise ab Mitte der 1970er Jahre mit der Ai-Blendenkupplung, 1986 mit elektronischen Kontakten (AF-Objektive) oder später mit einer CPU (D-Objektive und neuere Reihen) erweitert.

Nikon 35mm Blendensteuerung 2013-12-20-E01-09Bis zur G-Reihe verfügten Objektive mit F-Mount fast immer über einen Blendenring. (Das Bild zeigt ein 1,4/35mm aus den 1960er an einer Nikon Df. Zu sehen sind auch die alte silberne halbmondförmige Photomic-Blendenkupplung und dahinter die silberne Ai-Blendenkupplung.)

 

Das Adaptieren von F-Mount-Objektiven gestaltet sich ganz einfach bei den Manual- sowie den meisten Autofokusmodellen. Bei den üblichen rein mechanischen Adapterlösungen sind Funktionseinschränkungen damit verbunden. Es gibt keinen AF, keine Blendensteuerung und die Lichtmessung funktioniert nur mit Arbeitsblendenmessung (bei manueller Belichtungseinstellung oder Zeitautomatik).

Mit den G-Objektiven tauchten erstmals Adaptier-Probleme auf. Grund war, dass bei diesen Objektiven auf den mechanischen Blendeneinstellring verzichtet wurde. (Die Blende muss an der Kamera eingestellt werden.) Die Blende kann also nicht mehr am Objektiv gewählt werden – und natürlich auch nicht an der fremden Kamera. Zudem ist bei diesen Objektiven die Blende stets voll geschlossen.
Samsung NX200 mit Adapter von Novoflex und Nikon G-Objektiv. Über den bei Novoflex blauen Ring lässt sich die Blende stufenlos öffnen und schliessen.

Adapterhersteller haben sukzessive darauf reagiert und ihre Produkte mit einem Drehring versehen, der sich aussen verstellen lässt und auf den hinten aus den Objektiven heraus stehenden Blendenhebel einwirkt, sodass sich damit die (Arbeits-)Blende stufenlos öffnen und schliessen lässt. Das Verstellen der Blende geschieht bei allen uns bekannten G-kompatiblen Adaptern stufenlos und meist ohne informative (Blenden-)skala. Der Benutzer kann die aktuelle Blendenöffnung nur anhand der geänderten Belichtungswerte oder mittels eines Blicks von vorne ins Objektiv ungefähr erahnen.

Nikon E-Objektive

Seit einiger Zeit ist Nikon einen Schritt weiter gegangen und stattet neue Objektive mit einer elektromagnetischen Blende aus. Die neuen entsprechenden Objektive tragen den Buchstaben «E» für elektronische Blendensteuerung im Namen. (Hinweis: Diese neuen E-Objektive sollte man nicht mit den günstigen «Serie-E»-Objektiven aus den späten 1970er Jahren verwechseln, die mit der SLR Nikon EM eingeführt wurden.)

Die neuen Nikkor-E-Objektive sind einem elektromagnetischen Blendenmechanismus im Objektivtubus ausgestattet. Dieser erlaubt eine hochpräzise Steuerung der elektronischen Blende bzw. der Blendenlamellen bei Serienaufnahmen mit Belichtungsautomatik. Konventionelle Objektive der Reihen «D» und «G» steuern die Blendenlamellen dagegen über mechanische Gestänge.

Mangels Mechanik für die Blendensteuerung lässt sich mit mechanischen Adaptern die Blende eines E-Objektivs nicht einstellen. Die Blende ist zudem dauernd voll geöffnet, was die Einsatzmöglichkeiten extrem eingeschränkt. Somit lassen sich diese E-Objektive kaum sinnvoll an einer fremden Kamera einsetzen, zumindest solange man keine Adapter mit elektronischer Blendensteuerung nutzt. Bis vermehrt geeignete Adapter angeboten werden, dürfte es bloss eine Frage der Zeit sein. (Entsprechende Adapter gibt es heute schon von wenigen Adapterherstellern, um Canon EF- und EF-S-Objektive an fremden Kameras nutzen.)

Liste der E-Objektive

AF-S DX Nikkor 16-80mm 1:2,8-4E ED VR
AF-S Nikkor 24-70mm 1:2,8E ED VR
AF-S Nikkor 200-500mm 1:5,6E ED VR
AF-S Nikkor 300 mm 1:4E PF ED VR
AF-S Nikkor 400 mm 1:2,8E FL ED VR
AF-S Nikkor 500mm 1:4E FL ED VR
AF-S Nikkor 600mm 1:4E FL ED VR
AF-S Nikkor 800 mm 1:5,6E FL ED VR

Update vom 27. Juli 2016: Einen Tag nach Publikation dieses Artikels ist mit dem «AF-S Nikkor 105 mm 1:1.4E ED» noch ein weiteres E-Objektiv hinzugekommen.

Zu den ersten E-Objektiven gehören die drei Tilt/Shift-Objektive. (Hinweis: Die erste Version des PC 85mm Makroobjektivs lässt sich dagegen normal nutzen).

PC-E Nikkor 24mm F3.5D ED
PC-E Micro Nikkor 45mm f/2.8D ED
PC-E Micro Nikkor 85mm f/2.8D

Nikon-interne Kompatibilität

Die Nikkor-E-Objektive lassen sich an allen Nikon-DSLR-Kameras ab der D3 bzw. der D300 nutzen, aber nicht an analogen Nikon-SLRs.

Hinweis für Benutzer einer «Nikon 1»-Kamera: Um E-Objektive mit dem Bajonettadapter FT1 an einer spiegellosen «Nikon 1»-Kamera zu verwenden, muss die Firmware aktualisiert werden.

Weitere Infos

Was ist eine elektromagnetische Blende? (Infos bei Nikon Euro Support)

Kompatibilität-Übersichten zum Herunterladen (Nikon Euro Support)

Nikon Support (europäische Supportseite in Deutsch)

 

8 Kommentare zu “Nikon E-Objektive mit eingeschränkter Adaptierfähigkeit”

  1. Ich habe es noch nicht mit den Nikkoren probiert, aber bei den EF- Objektiven von Canon klappts : man stellt auf einem Canon-Body mit angesetztem EF-Objektiv die gewünschte Blende ein, drückt die Tiefenschärfetaste und dann die Objektiventriegelung – ohne die Tiefenschärfetaste loszulassen und die Kamera auszuschalten – und nimmt die Optik ab —> dann damit auf einen Adapter für eine Spiegellose, und schon fotografiert man mit der gewünschten fixen Arbeitsblende…. Umständlich, aber machbar !

    1. Der Rentner hat 10-jährige Zwillingsdamen, soviel zu „jede Menge Zeit“….. Und Musse ist wie Leidenschaft : die geht immer ! Herzlich Rolf

  2. Mein Viltrox-Adapter NF-M1 arbeitet zur vollsten Zufriedenheit an meiner Panasonic G9 bzw GX8 .Sowohl AF (überraschend flott) als auch Blendenverstellung sowie Stabilisator funktionieren.Verwende das Nikon Tele-Zoom 200-500mm (also ein E-Objektiv mit elektron.Blende) für meine Tierfilmerei.

    1. Kommando zurück:Enttäuschung!
      Die Blendenfunktion ist leider nicht gegeben,hatte mich von der Sucheranzeige täuschen lassen.Laut dieser konnte man am Wählrad der Kamera die Blende verstellen,in Wirklichkeit blieb letztere immer offen.Ich hatte den Adapter erst gestern gekauft und am 200-500mm-Tele nur kurz ausprobiert,heute im Feldversuch eben leider Fehlanzeige.AF funktioniert,Stabi auch, aber eben die für mich als Filmer wichtige Blende- um die Verschlußzeiten niedrig zu halten-kann man mittels dieses Adapter nicht regulieren,schade :-((

      1. Nochmaliges Update:
        Anderes Nikon 200-500mm-Tele, gebraucht gekauft, Kamera Pana G9, Viltrox NF-M1: Nach Aktivieren des Stabilisators habe ich plötzlich auch die Blendeneinstellung integriert! Schalte ich den Stabi aus, ists wieder vorbei damit,nur Blende 5,6 verfügbar.
        Wie das zusammenhängt? Fragt mich bitte nicht,freue mich jedenfalls!!

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