Urs Tillmanns, 1. Juli 2017, 09:45 Uhr

Buchtipp: «Schweizer Handwerkskunst. Werkstattporträts – Lebendige Tradition»

Das Buch über Schweizer Handwerkskunst zeigt 27 typisch schweizerische Berufe, in denen typisches Handwerk dokumentiert wird, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Das Besondere sind die 27 Kurzreportagen von Yannick Andrea, welche diese Berufe und ihre Macher aussagestark porträtieren. Begleitet werden die fotografischen Darstellungen von informativen und sehr lesenswerten Textbeiträgen.

 

Die Schweiz hat sehr viel Eigentümliches – «Urchiges», wie wir in Mundart sagen. Die besondere Geografie, die Bergwelt, hat vieles geprägt – auch die Menschen, ihre Traditionen, ihre Tätigkeiten. Es sind daraus Berufe entstanden, die man kaum anderswo findet. Den Geisselmacher zum Beispiel oder den Glarner Tuchmacher, den Maskenschnitzer oder den – typischer geht’s nicht – Schwyzerörgelibauer. Berufe, die auf alte Handwerkskunst und viel Überlieferung zurückgehen, die über Generationen der Landflucht und städtischen Reizen widerstanden und immer von einer jüngeren Generation ausgeübt wurden. Bis jetzt …

Viele dieser Berufe sind zwar existenziell bekannt, doch wer weiss wirklich etwas über den Alphornbauer, den Hutmacher oder den Sennensattler? Wer weiss, wie diese Leute arbeiten, welche Arbeitsmethoden, welches Fachwissen und welche Mühen sich hinter diesen mysteriösen Berufsbezeichnungen verbergen? Und genau hier setzt das vorliegende Buch an.

Das Buch lebt einerseits von den Bildern in aussagestarken Kurzreportagen – sechs bis acht Bilder pro Beruf, die uns in neue Welten entführen und uns ungewohnte Eindrücke und neue Ansichten vermitteln. Dann aber auch von interessanten Texten, die uns nicht nur die Besonderheit der Berufe näherbringen, sondern Menschen charakterisieren und zu Worte kommen lassen, die uns viel Faszinierendes zu erzählen haben. Es ist ein idealer Mix von Bildband einerseits und spannenden und feinfühligen Beschreibungen anderseits.

Die Bildreportagen sind von Yannick Andrea fotografiert, der im Bündnerland wohnend persönlich einen sehr starken Bezug zu vielen dieser Berufe hat, der mit vielen dieser Leute befreundet ist und deshalb genau weiss, auf welche Details es ankommt, um die Berufsbilder in weniger Bildern treffend darstellen zu können. Es werden in den Bildern sowohl die Menschen in ihrem Arbeitsumfeld ebenso subtil porträtiert, wie in Detailaufnahmen die wesentlichsten Handgriffe und Utensilien gezeigt, mit denen Kunstwerke entstehen, die in ihrer Einzigartigkeit viele Liebhaber begeistern. Yannick versteht es, sich mit seiner Kamera und seinem Wissen um diese Berufe auf das Wesentliche zu konzentrieren und uns im stimmungsvollen, gekonnt dosierten Aufhelllicht Geschichten zu erzählen – Geschichten, von denen jede ein kleines aber wichtiges Stück Schweiz ist.

Die Bildgeschichten von Yannick Andrea sind der optisch tragende Teil dieses Buches. Nicht weniger wichtig sind die Texte, welche die Bildgeschichten begleiten und weitestgehend Unbekanntes aus der Welt dieser seltenen Berufe vermitteln. Die Fakten sind nicht nur hervorragend recherchiert, sondern sie sind auch in einem leserfreudigen und spannenden Stil verfasst.

Für wen ist dieses Buch? Ich würde es zunächst einmal allen jungen oder werdenden Fotografen empfehlen, die sich die 27 Bildgeschichten als Beispiele für gute, aussagekräftige Reportagefotografie ansehen sollten. In wenigen Bildern viel sagen zu können und dem Leser den Eindruck zu vermitteln, er hätte jetzt alles über diese Berufe und ihre Arbeitstechniken gesehen, ist eine Kunst, die Yannick perfekt beherrscht. Dann wird man Leuten, die sich für Schweizer Traditionen interessieren, nicht zuletzt Auslandschweizer in anderen Kulturkreisen, eine grosse Freude mit diesem Geschenk machen können, weil darin ein Stück Heimat dokumentiert und beschrieben wird, auf das wir stolz sein dürfen.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Vom einzigen Armbrustbauer bis zur Scherenschnittkünstlerin, vom Chocolatier bis zum Zuckerbäcker: Dieser Band versammelt Feines, Kunstvolles und Originelles aus der Schweizer Handwerkskunst. Porträtiert werden Menschen, die mit Leib und Seele zu Werke gehen – mit Holz, Ton, Teig oder Draht, Stahl und Papier. Es ist ein fotografisches Kleinod, das zeigt, wie es gelingt, vom Aussterben bedrohte Berufe lebendig zu erhalten. Zugleich ist es eine Hommage an die Traditionen der Schweiz und ihrer vier Kulturen: eine Synthese von Kopf, Herz und Hand – erzählt in starken Bildern. Bebildert mit rund 200 aussergewöhnlichen Fotografien und mit vielen Hintergrundinformationen zu den traditionellen Handwerksbetrieben.

 

Der Inhalt

Walter Bachmann / Alphornbauer

Julian Huber / Hutmacher

Dominic Beschle / Chocolatier

Marion Geissbühler / Goldschmiedin

Daniel und Robert Werren / Geisselmacher

Edwin Hauser / Glarner Tuchmacher

Sepp Steiner / Armbrustbauer

Robert Nederer / Glasmacher

Werner Alder / Hackbrettbauer

Familie Murith / Käser

Christine Baumgartner / Keramikerin

Jean-Pierre Damerau / Holzmöbelbauer

François Junod / Automatenbauer

Willy Läng / Poymaler

Markus Flück / Holzbildhauer

Ludwig Hatecke / Metzgermeister

Simon Jacomet / Skimacher

Beartrice Straubhaar / Scherenschnittkünstlerin

Oskar Ebiner / Maskenschnitzer

Peter Wysler / Schwyzerörgelibauer

Hansjörg Kilchenmann / Messerschmied

Peder Benderer / Zuckerbäcker

Eva Duritsch / Trachtenschneiderin

Roger Dörig / Sennensattler

Kavithas Jeyabalan / Schlittenbauer

Armin Strom / Uhrmacher

Hans Reifler / Weissküfer

Adressen der porträtierten Betriebe

 

Die Macher

Franz Bamert ist freischaffender Journalist u.a. bei der Coop-Zeitung, Dominik Joos und Reto Wilhelm sind Autoren und Inhaber der Kommunikationsfirma Pantharei, Zürich. Sie alle verbindet die Liebe zur Schweiz und die Neugierde, deren Vielfalt immer wieder zu entdecken. Alle Bilder dieser feinen und kunstvollen Tour d’Horizon stammen vom Bündner Fotografen Yannick Andrea.

 

Yannick Andrea

Yannick Andrea ist in Winterthur aufgewachsen, doch trieb ihn die Begeisterung für die Berge nach Filisur im Kanton Graubünden. Dort erlernte er den Beruf des  Zimmermanns und arbeitete im Forstwesen, sowie als Betreuer geistig und körperlich behinderter Menschen. Als fotografischer Autodidakt machte er sich 2000 selbständig und ist seit 2016 Präsident des SBF – Verband der Schweizer Berufsfotografen. Er sieht sich als «visueller Handwerker mit Gespür und Sinn für das Wesentliche, das Feine, das Besondere». seine hauptsächlichen Tätigkeitsbereiche sind Reportagen und Porträts für Industriefirmen und im sozialen Bereich.

 

Bibliografie

Schweizer Handwerkskunst
Werkstattporträts – Lebendige Tradition
224 Seiten, gebunden, fester Umschlag
mit rund 200 Farbbildern von Yannick Andrea
Format 21.5 x 25.5 cm
Verlag Orell Füssli Zürich 
ISBN 978-3-280-05627-1
Preis: CHF 68.00 / EUR 78.00

Das Buch kann hier online bestellt werden

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