Urs Tillmanns, 30. Juli 2017, 09:06 Uhr

«The Trolley Man»: Quer durch Australien – zu Fuss

Das ist die Geschichte eines Mannes, der zu Fuss Australien durchquert hat – von Darwin im Norden nach Adelaide im Süden. 3059 Kilometer! Und dies mit einem Einkaufswagen, der den ganzen Proviant und Trinkwasservorrat enthielt, den er immer vor sich herschob. Jeden Tag 35 Kilometer. Und dies fast vier Monate lang.

 

Viele Leser werden ihn und seinen Trolley an der letzten «Photo Münsingen» gesehen – vielleicht aber auch den Einkaufswagen an seinem Stand kaum beachtet haben. Christian Zimmermann repräsentiert zusammen mit seinem Bruder Andreas die Software «m.objects» in der Schweiz, die dazu geeignet ist vertonte Diaschauen herzustellen und zu präsentieren. Dies ist aber nur sein Nebenjob. Eigentlich leben er und sein Bruder von Fotoreisen, die sie zu den entlegensten Destinationen anbietet und seinen Teilnehmenden expeditionsmässig Landschaften zeigen, die sie sonst kaum je sehen würden. Zudem sind beide hervorragende und sehr erfahrene Reisefotografen, die auf ihren Fotoexpedition viel Praxiswissen und heisse Tipps weitergeben. Aber darum soll es in diesem Artikel gar nicht gehen.

Christian liebt Ausgefallenes. Regionen, wo es kaum menschliche Behausungen gibt, Länder, in denen man weite Distanzen zurücklegen muss, um zu besonderen Motiven zu kommen – und dies nicht zuletzt um neue Orte zu entdecken, die er dereinst seinen Reiseteilnehmern zeigen möchte.

 

Nicht so auf dieser Reise. Australien hat ihn schon einem vor vier Jahren fasziniert als er das Riesenland stückweise mit dem Fahrrad erkundete. Nun wollte er abermals hin – diesmal um den roten Kontinent von Nord nach Süd zu Fuss zu erkunden. Darob schüttelten selbst seine besten Freunde ihre Köpfe. Aber sie kennen Christian: Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, wird ihn kaum etwas von seiner Besessenheit abbringen können. Im Gegenteil: Je heftiger die Opposition, desto stärker der Wille seine Idee durchzusetzen.
Allerdings bedarf dieses ausgefallene Projekt einiges an Vorbereitung. Was muss unbedingt mit auf die Reise? Wie viel Tagesproviant muss eingerechnet werden und wie viel Wasser benötigt man pro Tag in der sengenden Wüste? Wie trägt man das Ganze? Wie viel Gewicht wird es sein? Dass ein Rucksack dazu nicht in Frage kommt, war Christian schnell klar. Dann kam die Blitzidee: Mit einem Einkaufswagen! Doch wo findet man einen solchen, und wer im grossen Darwin baut ihm das Gefährt so um, damit es mit grösseren Rädern strassentauglich wird?

Man soll Probleme immer dann lösen, wenn sie akut sind, dachte Christian und reiste mit Sack und Pack kurz entschlossen am 24. Mai 2016 von Flumenthal nach Darwin. Dort werde sich dann schon ein geeigneter Einkaufswagen finden und dienstbare Geister, die ihm dann bei den vielen Detailproblemen behilflich sein würden.

 

Bei allem was Christian von nun an unternahm hatte er Glück. Er fand einen geeigneten Einkaufswagen, fand grosse Vollgummiräder, die ihm der bärtige Rod fachgerecht anschweisste, und als Tüpfelchem auf dem i verstärkte Rod auch noch die Achsen des Trolleys und versah diesen mit einem passenden Metalldeckel, damit Sonne und Regen dem Inhalt nicht anhaben konnten. Und so stand er vor ihm, dieser einmalige Einkaufs-Trolley, der für Christian die nächsten 105 Tage zur treuen Begleiterin werden sollte und von ihm liebevoll «Mrs Molly» genannt wurde. Doch wie sie zu diesem Namen kam, möchte ich Ihnen nicht verraten …

 

Am 28. Mai 2016 ging es los bei Kilometer Null. Mit einem herzlichen «You are crazy …» verabschiedeten Mike und Rod den Weltenbummler. Und dann ging es von Darwin – einfach alles geradeaus Richtung Süden. Einen Fuss vor den anderen – und vor ihm «Mrs Molly» , die geduldig sein ganzen Hab und Gut trug. Volle 120 Kilo wog die rollende Dame, die Christian täglich während Stunden vor sich her schob.

 

Es ist kein Sonntagsspaziergang zu Fuss auf einem Highway unterwegs zu sein, und umso überraschter zeigten sich die vielen Auto-, Camper- und Roadtrain-Fahrer, welche Christian auf der Autostrasse sahen. Wo will der hin, in dieser menschenleeren Gegend? Hat er sich verirrt? Braucht er Hilfe? Hat er genug zu essen, genügend Wasser? Wo schläft er?

 

Christian hat demzufolge täglich Kontakt zu interessanten und hilfsbereiten Menschen gehabt, welche ihm den recht eintönigen Wanderalltag mit spannenden und sehr menschlichen Noten abwechslungsreich gestalteten. Leute, die nicht nur extrem hilfsbereit waren, sondern die vor allem die Geschichte des «verrückten Schweizers mit seinem Einkaufswagen» irgendwie vernommenen hatten und unbedingt mit ihm zusammen ein Selfie machen wollten. Unzählige Male hat Christian auf seiner langen Reise seine Geschichte erzählen und seinen Plan erklären müssen, einen Plan, den die autoverwöhnten Australier ganz einfach für unmöglich hielten. Australien durchqueren – zu Fuss?!

 

Jeden Abend hat Christian irgendwo in der Wildnis sein Zelt aufgeschlagen und seinen Schlafsack ausgerollt, wahrscheinlich ohne zu wissen wer nachts alles an der komischen Stoffhalbkugel herumschnüffelte. Jeden Abend hat er die Bilder von der Speicherkarte auf seinen Laptop gesichert und wieder ein Kapitel mehr in sein Tagebuch geschrieben, das nun als faszinierendes Buch vorliegt.

 

Es erzählt von den unzähligen Begegnungen auf der Strasse, in Raststätten und Pubs, wo Mrs Molly von den tollsten Boliden umgeben darf wartete, wieder von Christian weitergeschoben zu werden.

 

Es erzählt wie Mrs Molly zu ihrem Nummernschil «SV – 3485 Special Purpose Vehicle» kam und von jener Schulklasse, zu der er eingeladen wurde, um den jungen und staunenden Gesichtern seine Geschichte zu erzählen. Oder von «Spider», dem Topjournalisten von «Channel Seven», der grössen australischen Fernsehstation, der Christian lange und ausführlich interviewte …

 

Das Buch liest sich wie ein Roman und ist vor allem für Abenteurer und Expeditionsfanatiker so etwas wie eine Pflichtlektüre. Darin erzählt Christian auch bereitwillig, wie er sich auf die Reise vorbereitete und was er alles mitgenommen hatte, um die vier Monate in der Abgeschiedenheit zu überleben.

Und wenn Sie noch mehr über die Geschichte von Christian Zimmermanns Australien-Expedition und seiner Mrs Molly erfahren möchten, dann sollten Sie die Daten seiner Vortragstournee auf seiner Webseite studieren, die ihn vom 8. November 2017 bis 20. März 2018 in 45 Schweizerstädte führt. Mit seiner Mrs Molly, natürlich …

Weitere Informationen zu Transaustralia von Christian Zimmermann auf der Webseite http://global-av.ch

Foto: Christian Zimmermann
Text Urs Tillmanns

Das Buch

Ein unterhaltsam und witzig geschriebenes Tagebuch, in dem Christian Zimmermann alle Details seiner Reise zu Fuss durch Australien mit seinem Einkaufswagen «Mrs Molly» beschreibt. Das Buch ist voll von interessanten Begegnungen mit Menschen, die dem einzigen Fussgänger auf dem 3059 langen Highway helfen wollten und seine Entschlossenheit und seinen Durchhaltewillen bewunderten.

Christian Zimmermann
«TransAustralia» – 3059 Kilometer zu Fuss mit dem Einkaufswagen durch Down Under
254 Seiten, Format A5,
Hardcover-, Softcover- E-Book-Version
Verlag Tredition GmbH, Hamburg,
ISBN 978-3-7345-8704-7
Preis CHF 36.90, EUR 29.90 (Hardcover)
Erhältlich im Buchhandel oder bei www.global-av.ch/shop

Ein Kommentar zu “«The Trolley Man»: Quer durch Australien – zu Fuss”

  1. Hallo Trolly Man
    Habe deine Kurzfassung gelesen und werde dein Buch auf meinen Tolino laden, denn ich verlasse im Setptember 2018 die Schweiz, um eine Weltreise auf meinem Fahrrad zu machen. Um unter anderem auch Australien zu durchqueren. Viele meiner Kolleginnen nennen mich eine Spinnerin und erzählen mir Schauermärchen. Ich lasse mich allerdings nicht von meinem Vorhaben ablenken und bin voller Vorfreude.
    Ich finde es unglaublich, dass du 120 Kilos vor dir her geschoben hast. Mein Fahrradgepäck wiegt in der Regel knapp 20 Kilos. Eigens für Australien werde ich aber einen Anhänger für die Wasserflaschen mitnehmen.
    Ich bin immer interessiert Abenteuergeschichten zu hören und zu lesen.

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