Pressespiegel zum Wochenende vom 31.Oktober/1.November 2009
Während die Jugend noch die Folgen der Halloween-Parties auskuriert, freuen sich die Älteren bereits auf Metzgete und Saint Martin. Deftiges Food dominiert den Event- und Lifestyle Bereiche der Sonntags- und Wochenpresse. Nicht wenige Kolleg/innen aus der Fotoszene haben fleissig und auch kreativ auf die Genüsse der Vorweihnachtszeit hingearbeitet.
Bereits vor einer Woche präsentierte Lukas Wassmann in DAS MAGAZIN „Fleischfresser“. Die Reportage von Christian Seiler hat auf der Website erwartungsgemäss zu Diskussionen geführt. Ob die eindrücklichen Bilder oder der Text primäre Auslöser waren, bleibt offen. Auf alle Fälle hat Wassmann als Fotofgraf Emotionen hervorragend hinübergebracht.
Die aktuelle Ausgabe von DAS MAGAZIN bringt Bilder von Gunnar Knechtel zum Lebensherbst der Schweizer Senior/innen an der Costa Blanca. Der Text von Thomas Zaugg vermittelt nicht viel mehr, als man selbst beobachten kann, wenn man einige Tage zu Besuch ist. Doch dann wird auf Seite 17 die Seniorenreportage im Layout unbeabsichtigt weitergeführt, mit einem ganzseitigen Inserat mit Bob Dylan für ORIS – Oris Bob Dylan Limited Edition. Doch nicht genug, auf Seite 31 versucht sich Michel Comte im Rahmen der „NAVYBOOT Special Edition“, wei wir seinen neuen Werkabschnitt benennen, an Helmut Newton. Die gefesselte Wilde mit Plasikhintergrund hat doch tatsächlich einen Schuh in der Hand (oben rechts, wenn auch Sie lange danach gesucht haben). Zum Schuh führt ein roter Faden. Es ist kein Meisterwerk der Fotokunst.
Auf der gleichen Kurve bewegt sich das von Jeroen de Rooijen redaktionell geleitete Z, Lifestyle Magazin der der NZZ-Medien. Die Ausgabe 7/09 will Aufsehen erregen. Hauptbeitrag ist eine offensichtlich ironisch angedachte, doch letztlich peinliche Modestrecke unter dem Titel „Wer hat da die Hosen an“. Eine ältere Dame (Eveline Hall) zähmt ihren jungen Liebhaber (Dirk van de Merwe) u.a., in dem sie ihm im Schlafzimmer einen Sattel von Hermès (Preis auf Anfrage) aufsetzt. Aufgenommen hat die Bilder Raphael Just.
Nach Stephanie Glaser, Michelle Hunziker und Michael Schumacher kann nun jedermann im Hirtenhemd zum Star werden. Der Schweizer Bauernverband hat seine (nach Eigenwerbung erfolgreiche) Image-Kampagne weiter ausgebaut und ermöglicht in Zusammenarbeit mit dem Blick ein Casting im „Edelweiss-Hemd“. Der Titel irritiert, denn im gleichen Verlag wird in der Romandie das Mode- und Familienmagazin Edelweiss publiziert. Das innovative und elegante Edelweiss nimmt offensichtlich nicht an der Bauernkampagne teil, und man fragt sich, wer sich unter den Blickleser/innen im Pseudo-Hirtenhemd ablichten lässt.
Pascal Couchepin tritt unwiderruflich aus der Politik zurück, und ein Nachfolger mit vergleichbarer Medienpräsenz ist nicht in Sicht. Die Bundeshaus- und Reportagepresse verliert einen der wenigen Stars, und letztlich einen verlässlichen Freund. Der Tages-Anzeiger würdigt seine Kooperation mit der „Meute“ auf einer Doppelseite in der Ausgabe vom 30. Oktober.
Wie kaum ein anderer Bundesrat der vergangenen Jahrzehnte hat Couchepin die Arbeit der Pressefotografen geschätzt, ihnen Zeit für eindrückliche Bilder gegebene und sie mit Komplimenten motiviert. Die Aufnahmen in der Retrospektive des Tages-Anzeiger von Lukas Lehmann (Keystone), Andrée Noelle Pot (Keystone) und Pascal Lauener (Reuters) konnten nicht ohne gegenseitige Sympathie und ein Vertrauensverhältnis entstehen. Nun sind sie Zeitgeschichte geworden.
Der Fototermin für das Bild des ergänzten Bundesrats erfolgte erstmals virtuell. Wie früher in kommunistischen Diktaturen, wurde Pascal Couchepin auf dem Gruppenbild umgehend durch Didier Burkhalter ersetzt. Japanmesser und Kleber haben auch bei den Parlamentsdiensten ausgedient. Der historisch bedeutsame Schritt erfolgte mit Photoshop.
Empören sollte man sich nicht so sehr über den Fake selbst, als über den Stil, in dem er kommunziert wurde. Wenn man keine Zeit mehr findet, zum Amtsbeginn in einem Gruppenbild zusammenzukommen, ist dies sowohl für den neuen Bundesrat wie für den Fotografen, der nun gar nicht mehr erwähnt wird, entwürdigend.
Es gibt Bilder, die innerhalb von Sekunden verschwinden. „Hast Du das auch gesehen?“ Ein Online-Beitrag über deutsche Studenten in Österreich war ein echter Eye-Catcher. In einem Hörsaalder Uni Wien schlief einer quer über die Reihen im Schlafsack, ein anderer war an seinem Platz eingenickt und auf den Pulten lagen Essensreste. Doch bald verschwand das Agenturbild so rasch vom Netz wie es gekommen war. Auch in Österreich sind deutsche Student/innen fleissig, schlafen nicht im Hörsaal, und das Newsbild entstand bei einem Studentenprotest.
Der SonntagsBlick bringt People-Fotografie, wie man sie gerne sieht. Sabine Wunderlin hat sich sehr viel Mühe gegeben, einige prominente und weniger prominente Teilnehmer/innen am Medienball im Dolder Grand abzulichten. Mindestens Cecilia Bartoli und der CEO des eigenen Pressehauses sind mehr als nur briefmarkengross. Für dieses Ball-Wochenende ist die Blick-Fotografin eindeutig Siegerin, und dass die Verleger-Begleiterinnen wenig Modeflair zeigen, ist nicht ihr anzulasten.
bundesratsbild absolute meisterleistung in sachen photoshop: jetzt wissen wirs, Ueli Maurer lebt auf grossem Fuss.
Auch die Schuhgrösse von BR Merz beeindruckt. Es lebe Photoshop in den richtigen Händen… 😉
Oh Gott. Das Bundesrat Foto ging ja gar nicht. Das neue, 2013er ist wieder sehr natürlich. So sollte sich die CH präsentieren.