Urs Tillmanns, 10. November 2017, 11:09 Uhr

«Salon de la photo» – wichtigste Fotomesse Frankreichs noch bis Montag

Der «Salon de la photo» in Paris dürfte dieses Jahr in den fünf Tagen bis Montag wieder rund 80’000 Besucher anziehen. Dieser ist nicht nur Standortbestimmung für die Fotobranche, sondern in erster Linie eine beliebte Publikumsmesse, die einen umfassenden Überblick des Produkteangebots aller Marken gibt und zudem schwerpunktmässig die letzten Neuheiten präsentiert. Sechs Wochen vor Weihnachten ist der Salon in Paris ein unverzichtbares Schaufenster, in welchem dieses Jahr die letzten Neuheiten, wie die Lumix G6 als Weltneuheit, die Olympus OM-D E-M10 Mark III als MFT-Systemkamera für Einsteiger und die Sony a9 und a7R MKIII als Topmodelle der Alpha-Reihe im Zentrum des Publikumsinteresses stehen.

Grosser Publikumsandrang kurz vor der Eröffnung. Der Salon de la photo findet in der Halle 5 des Paris Expo Geländes bei der Porte de Versailles statt

Aber es geht nicht nur um Neuheiten für Fotoenthusiasten. Viele der Stände zeigen Profi-Produkte als Studioausrüster oder Lichtanbieter, dann ist die Printbranche stark vertreten, sei es mit Grossformatdruckern oder den passenden Verbrauchsmaterialien, und letztlich ist auch der Laborbereich unverändert stark, sei es mit Grosslabors, wie Cewe, Saal und anderen oder Spezialitätenanbieter, die Grossformatprints, Fotobücher oder Geschenkartikel im Sortiment haben.

Die drei grössten Fotohändler FNAC, Photo Cirque und Camara verkaufen die Neuheiten vor Ort mit einem interessanten Messerabatt

Eine Besonderheit des Salons in Paris ist das Verkaufsangebot der drei wichtigsten Grosshändler Frankreichs, FNAC, Photo Cirque und Camara. Sie sind im «Village de la vente» präsent und bieten die an den Ständen gesehenen Neuheiten gleich mit einem gehörigen Messerabatt zum Mitnehmen an. Selbstverständlich nehmen sie dabei die alte Kamera zurück, oder sie bieten den Besuchern – falls notwendig – eine Sensorreinigung an. Nur schon diese Dienstleistung ist vielen Besuchern den Gang in die Halle 5 des Paris-Expo-Geländes wert.

Ein weiterer Grund, den Salon zu besuchen, sind die zahlreichen Workshops und Fotografengespräche, welche sowohl die Messe oder verschiedene Marken anbieten. Sie sind meist schon lange vor der Messe ausgebucht, doch gibt es immer noch Hoffnung einen Platz der «No-shows» zu ergattern. Auch kulturell interessierte kommen auf ihre Rechnung, dieses Jahr besonders in der Sonderschau «Parfum de Rêve» von Sebastião Salgado.

Die Bilderschau des diesjährigen Salons zeigt die Sonderschau «Parfum de Rêve» von Sebastião Salgado. Er ist den Kaffeeländern nachgereist und überrascht die Messebesucher mit stimmungsvollen Schwarzweissbildern.

Mit seinen perfekten Schwarzweiss-Reportagen begeistert er immer wieder das Publikum seiner Ausstellungen. Diesmal entführt uns Salgado in die Kaffeeländer Brasilien, Indien, Indonesien, Äthiopien, Guatemala, Kolumbien, China, Costa Rica, El Salvador und Tansania. Seine Bilder leben nicht nur von einer straken persönlichen Aussage, sondern vor allem von Licht- und Kotrastsituationen, die schon fast Markenzeichen für Salgados Schaffen sind.

Bücher sind weniger gefragt als früher. Die Buchabteilung des Salons ist deutlich kleiner geworden, und es kommen auch weniger Leseratten.

Für Buchliebhaber gibt es auch eine «Librairie», die ein breiten Angebot an Knowhow-Büchern, Technikabhandlungen und Bildbänden präsentiert. Allerdings ist dieser Bereich des Salons gegenüber früher deutlich geschrumpft und macht nurmehr ein Drittel dessen auch, was er früher einmal war. Eine Folge von Internet und Digitalisierung?

 

Neuheiten an über 220 Ständen

Eine umfassende Berichterstattung einer solchen Messe ist unmöglich, zumal die Besucherinteressen von Fotofans, Profis und B2B-Besuchern sehr unterschiedlich sind. Jedoch soll Ihnen ein kleiner Rundgang einen Eindruck dessen vermitteln, was einerseits Highlight sein soll – oder anderseits Spezialität, die man gerne übersieht. Kommen Sie mit …

 

Erstmals öffentlich präsentiert wird die Lumix G9, die tags zuvor angekündigt worden war. Als «Schwesterkamera» der GH5 ist sie weniger auf Video, dafür stärker auf die Bedürfnisse der Fotografen ausgerichtet: Schneller Autofokus, höhere Seriengeschwindigkeit und bis 80 Mpix Auflösung mit Pixelshift.

 

Bei Canon steht die Powershot G1 X Mark III im Rampenlicht, die am Salon ebenfalls erstmals öffentlich zu sehen ist. Mit Dual-Pixel CMOS Autofokus und APS-C Sensor macht sie einen vielversprechenden Eindruck.

 

Bei Sony gibt es die beiden neuen Spiegellosen zu sehen, die Alpha 7R Mark III und die Alpha 9 – letztere auch erstmals an einer Publikumsmesse in Europa. Klare Botschaft von Sony, dass die Spiegellosen im Vordergrund der Entwicklung stehen.

 

Bei Nikon ist die D850 nach wie vor das Topprodukt. Ob jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um auf die Neue umzusteigen? 9 Bilder pro Sekunde und 45 Megapixel Auflösung sind eben schon verlockend.

 

Bei Olympus wird vor allem die neue OM-D E-M10 Mark III gezeigt. Mit einem einfacheren Bedienkonzept ist sie vor allem für Einsteiger in das Micro Four Thirds System gedacht. Dennoch überraschen ihre vielfältigen technischen Möglichkeiten.

 

Ricoh setzt voll auf die Rundumkamera Theta. Mit verschiedenen Grossdisplay lassen sich die Besucher von der Raumwirkung faszinieren und bekommen das etwas erklärungsbedürftige System von charmanten Hostessen erklärt.

 

 

Am Zeiss-Stand haben wir die wahrscheinlich kleinste Kamera entdeckt: Die fingernagelgrosse Doppelkamera mit 2x 13 Megapixel Auflösung wurde von Zeiss entwickelt und ist im neuen Nokia 8 Smartphone zu finden. In der klitzekleinen Einheit befinden sich zwei mehrlinsige optische Systeme mit optischem Bildstabilisator.

 

Bei Tamron gibt es gleich drei Highlights: Das SP 2,8/24-70mm Di VC USD G2, das SP 2,8/70-200 mm Di VC USD G2 und das SP 4,5-6,3/100-400mm Di VG USD (Bild). Die Objektivreihe ist für professionelle Ansprüche konzipiert und zeichnet sich durch ein interessantes Preis-/Leistungsverhältnis aus.

 

Am Stand von Profoto weckt der kleine A1 Blitz das Publikumsinteresse besonders bei den Profis. Das Gerät ist handlich und sehr leistungsstark, was am Salon an vielen gut besuchten Workshops eindrucksvoll gezeigt wird.

 

Um die Aufnahmen wirklichkeitsgetreu betrachten und bearbeiten zu können, braucht es einen zuverlässigen und kalibrierten Monitor. Die Coloredge-Reihe von Eizo erfüllt diesen Anspruch, vom einfachen 24-Zöller bis hin zum 27″ 4K-Modell.

 

Und wenn es um den grossformatigen Ausdruck geht, dann sind die neuen LFP-Drucker von Epson interessant. Sie werden hier am Salon besonders gepushed.

 

Neuer Grossformatdrucker auch bei HP. Die Latex-Technologie hält nun auch bei den LFP-Druckern für Profifotografen Einzug, mit den neuen Modellen Latex 115, 315, 335 und 365, wobei sich die Nummern auf die Druckbreiten in Zoll beziehen.

 

Zwei neue Papiere bei Hahnemühle: Das Cézanne Canvas, das mit eine leinenartigen Haptik überrascht und das ultraglänzende Photo Gloss Baryta 320 mit klaren Weissen. Beide Papiere sind als Blatt- oder Rollenware erhältlich.

 

Wenn Sie nicht selbst ausdrucken wollen, dann könnte Cewe Ihr Partner sein. Das Grosslabor wird auch in Frankreich immer stärker und zeigt am Salon sein breites Sortiment Fotobüchern, Einzelprints und Geschenkartikeln.

 

Auf Messen entdeckt man immer wieder interessante Spezialiäten, so zum Beispiel bei Aquatech neue Unterwassergehäuse. Das rote Gehäuse links ist für die Lumix GH5 konzipiert und verfügt über verschiedene wechselbare Tuben, je nach verwendetem Objektiv. Auch an die Smartphone-Fotografen ist gedacht mit einem neuen Gehäuse für das iPhone.

 

Die französische Firma Dada-Light präsentiert interessante Leuchtdisplays, die originell als Kleinbilddia oder Polaroid-Bild gestaltet sind. Die Bilder werden von Dada-Light direkt auf ein Plexiglas geprinted und im Rahmen von hinten durchleuchtet.

Zum Schluss noch eine Bilderausstellung ganz besonderer Art, die letztes Jahr zum ersten Mal am Salon stattfand und auch dieses Jahr recht sehenswert ist:

Am «Coin des photographes» werden 40 Amateur- oder Profifotografen bewerben, um auf knappen zwei Metern ihre Bilder auszustellen. Thema und Präsentation sind völlig frei; man kann sich ein paar Monate im Voraus mit einem Portfolio dafür bewerben und hat dann während des Salons Gelegenheit seine Bilder öffentlich zu präsentieren. Ein Rundgang lohnt sich – es hat super Arbeiten darunter.

Der Salon ist aber nicht der einzige Grund im November nach Paris zu kommen. Gleichzeitig mit dem Salon findet im Grand Palais «Paris Photo» statt, die grösste Fotokunstmesse der Welt, im Louvre das kleinere Pendant «Fotofever» dazu, und die «Photo Saint-Germain» im gleichnamigen Künstlerquartier zeigt in rund 40 Galerien Sonderausstellungen über Fotografie. Und wer immer nicht genug hat, findet in ganz Paris kleinere Ausstellungen und Events, die sich irgendwie diesen thematischen Hype anschliessen. Paris ist voll von Fotografie …

Text und Bilder: Urs Tillmanns / Fotointern.ch

Der Salon de la photo ist noch bis Montagabend von 10 bis 19 Uhr (Montag bis 18 Uhr) geöffnet.

Ort: Paris Expo, Porte de Versailles, Hall 5.1, 5.2

Eintritt: 12 Euro; reduziert 6 Euro. Gratis unter 12 Jahren.

Weitere Informationen finden Sie unter www.lesalondelaphoto.com

 

 

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