Gastautor/-in, 1. April 2018, 10:00 Uhr

Was kostet eine Hochzeitsreportage in der Schweiz?

Hochzeitsfotografen haben jetzt im Frühling Hochsaison. Doch wer sind die Hochzeitsfotografen? Betreiben sie dies als Hobby oder sind es Berufsleute? Was verlangen sie für ihre Arbeit, wie lange arbeiten sie daran und was liefern sie schliesslich ab? Christian Meier wollte diesen Fragen auf den Grund gehen und hat dazu eine Umfrage realisiert.

Der Markt für Hochzeitsfotografie ist sich stetig am Wandeln. Immer neue Fotografen fühlen sich berufen den «schönsten Tag» in Pixel bannen. Gefühlsmässig kann jeder, der eine digitale Spiegelreflexkamera besitzt, Hochzeitsreportagen machen.

 

Doch ist dem auch so? Sind es alles Hobbyfotografen, die an Hochzeiten unterwegs sind? Wieviel bezahlt man denn im Durchschnitt für eine achtstündige Hochzeitsreportage 2018 in der Schweiz?

Ich will es genau wissen und starte eine Umfrage unter Schweizer Hochzeitsfotografen. Erfreulicher Weise nehmen 80 Hochzeitsfotografinnen und Hochzeitsfotografen daran teil. Somit gehe ich davon aus, dass die Zahlen für die Schweiz doch recht repräsentativ sind.

Doch nun zur Auswertung der Umfrage:

 

Frage: Frauen- oder Männersache?

Die Umfrage bestätigt ein schon lange keimendes Bauchgefühl: Hochzeitsfotografie ist je länger je mehr Frauensache. Darüber, woran es liegt, dass ca. drei Fünftel der Hochzeiten Fotografierenden Frauen sind, lässt sich nur spekulieren. Ob Frauen das Fotografieren einer Herzensangelegenheit, was eine Hochzeit nun mal ist (oder sein sollte), besser liegt als Männern? Oder liegt es daran, dass Hochzeitsfotografie gut auch in Teilzeit neben Kinder und Haushalt betrieben werden kann?

Aus Sicht der Brautpaare ist es schon lange klar. Bei 9 von 10 Anfragen klopft die Braut bei mir an um nach einer Hochzeitsreportage zu fragen. Bei der 10. Anfrage steht die Braut hinter ihrem Zukünftigen und hält die Fäden in der Hand. 😉

 

Frage: Wo bist du aktiv? In welcher Region begleitest du die meisten Hochzeiten?

Die 80 an der Umfrage teilnehmenden Hochzeitsfotografen kommen aus allen Teilen der deutschsprachigen Schweiz. Erwartungsgemäss sind die Ballungszentren Zürich und Bern am stärksten vertreten. Dass hingegen Basel eher zu einer hochzeitsfotografietechnischen Randregion gehört, hätte ich nicht gedacht. Möglicher Weise spielt da die Nähe und Ausrichtung auf die beiden Nachbarländer Frankreich und Deutschland eine Rolle. Vielleicht sind, ebenso wie in der Ostschweiz, die Heiratswilligen eher gewillt ihr Glück in die Hände eines Fotografens von jenseits der Grenze zu legen.

Verteilung der Hochzeitsfotografen in der Schweiz

 

Frage: Voll- oder Teilzeithochzeitsfotograf?

Zugegeben, die Frage ob die Hochzeitsfotografie als Haupt- oder Nebenerwerb betrieben wird, lässt sehr viel Spielraum zu. Die eine Fotografin mit zwei Kleinkindern und Haushalt sieht die Hochzeitsfotografie als Haupterwerb, da sie ja mit der Familie nichts verdiene. Andere zählen dieses Business klar als Nebenerwerb.

Keiner der Teilnehmer wagte es aber die Hochzeitsfotografie als bezahltes Hobby zu deklarieren.

 

Frage: Ausbildung und Erfahrung?

 

Bei der Frage nach der Ausbildung fällt vor allem auf, dass gerade mal 12% der aktiven Hochzeitsfotografen in der Schweiz eine fotografische Ausbildung genossen. Das meiste Fachwissen eigenen sich hiesige Hochzeitsfotografen vor allem bei der Arbeit selbst an, aber auch mit Workshops und Fachbüchern. Vereinzelt wird auch «Praktikum» und «Youtube & Videos» genannt.

Die Quintessenz aus diesen Antworten müsste somit für Brautpaare bedeuten: Je mehr Hochzeiten ein Hochzeitsfotograf auf dem Buckel hat, desto besser ist er. Dem könnte man entgegnen, dass ein Fotograf mit mehreren hundert Hochzeiten Erfahrung eventuell Engagement und Kreativität der Routine opfert.

 

Frage: Reich an wie viel Hochzeitserfahrung?

Ja, dann wollen wir doch wissen, wie reich denn Schweizer Hochzeitsfotografinnen und Hochzeitsfotografen an Hochzeitserfahrung sind!

Erstaunlich: doch mindestens ein Drittel kann mehr als 100 Hochzeiten vorweisen. Neulinge sind nur gerade mal bescheidene 7%.

Sehr spannend ist das Zwischendurch. Jene mit 6 bis 20 Hochzeiten Erfahrung (was ungefähr zwei Jahre entsprechen dürfte) sind mehr (18%), als die nächste Kategorie mit 20 bis 50 Hochzeiten (16%). Darüber steigt die Zahl wieder an.

Ich erkläre mir das folgendermassen: Am Anfang einer Hochzeitsfotografenkarriere bietet der Neuling seine Dienste verhältnismässig günstig an um überhaupt zu Hochzeiten zu kommen. Im zweiten Jahr spricht sich rum, dass da wer günstig gute Hochzeitsreportagen macht. Dementsprechend füllt sich das Auftragsbuch schnell und gut – und ebenso die Arbeitsbelastung. So fünf bis sechs Hochzeiten lassen sich neben dem Dayjob, bzw. Kindern und Haushalt gerade noch so managen. Doch wann soll man die vielen Bilder der 15 oder 20 Hochzeiten im zweiten Kariere-Jahr alle bearbeiten? Nachts? Zwischen durch? Wo bleibt da die Freizeit? Und die Freunde? Von der Freude an der Arbeit mal gar nicht zu reden.

An diesem Punkt, wenn der Hochzeitsfotograf erkennt, was für ein «Chrampf» Hochzeitsfotografie mit sich bringt, steigen viele wieder aus. Daher der Knick im mittleren Segment.

Ich bin gespannt auf andere Theorien. Schreiben Sie uns Ihren Kommenatr. Ich freue mich über jeglichen Austausch.

 

Frage: wie viele Hochzeiten pro Jahr?

Wie gerade erwähnt, ist seriös betriebene Hochzeitsfotografie sehr aufwändig und arbeitsintensiv. Deshalb gilt es zu optimieren, so, dass das Business zur eigenen Zeit und zum eigenen Einsatzwillen passt. Da drängt sich die Frage auf, wie viele Hochzeiten pro Saison üblich sind:

 

Frage: Einzelkämpfer oder Teamworker?

Gut zwei Drittel aller Teilnehmer der Umfrage sind alleine unterwegs auf Hochzeitsreportage. Die anderen 30 können (in den meisten Fällen) auf die Unterstützung eines Secondshooters oder Assistenten zählen. Der Vorteil eines Zweitfotografen liegt auf der Hand: Verschiedene Blickwinkel, doppelte Absicherung der Highlights und zwei verschiedene Wahrnehmensweisen. Oftmals wird auch aufgeteilt. Eine begleitet die Braut bei den Vorbereitungen (Getting Ready) und der andere den Bräutigam.

Zum Teil ist das im Paketpreis für die Hochzeitsreportage inbegriffen (12). Andere verrechnen diese Dienstleistung separat (11).

 

Frage: Bildbearbeitung

Das Aussortieren und die Bearbeitung der oftmals mehreren Tausend Hochzeitsbilder ist einer der unbestritten zeitintensivsten Posten einer Hochzeitsreportage. Es ist naheliegend hier seinen Aufwand optimieren zu wollen.

Mich hat jedoch sehr erstaunt, dass mehr als 80% ihre Bilder selber bearbeiten. Nur mal gerade 10 % greift auf die Hilfe Dritter, oftmals in Indien ansässiger Bildbearbeiter, zurück.

Genau gar niemand gibt die Bilder so ab, wie sie aus der Kamera kommen. Gerade mal drei Teilnehmer der Umfrage bearbeiten nur eine Auswahl und gibt den Rest der Bilder unbearbeitet ab.

 

Frage: Wieviel Aufwand für die Bildbearbeitung?

Bildbearbeitung (EBV) ist natürlich ein sehr weit gedehnter Begriff. Die einen verstehen darunter das drüber hauen eines EBV-Filters und andere wiederum fassen jedes einzelne Bild liebevoll an und versuchen das Beste im Photoshop oder Lightroom und Konsorten aus den Hochzeitsfotos zu holen.

 

Preis Hochzeitsreportagen

Was ist denn nun in der Schweiz für eine Hochzeitsreportage zu investieren? Keine einfache Frage hat doch jeder Hochzeitsfotograf unterschiedliche Packages. Bei dem einen ist die Anfahrt schweizweit mit dabei. Bei der anderen kostet Beautyretouche separat.

Dennoch zeigt die Umfrage eine klare Tendenz.

 

Fazit

Welchen Gesamteindruck vermittelt nun diese Umfrage? Meine wichtigsten Erkenntnisse sind folgende:

• Durschnittlich kostet eine Achtstunden-Hochzeitsreportage CHF 2’500.– bis CHF 3’000.–.

• Die Schweizer Hochzeitsfotografen bearbeiten zum grössten Teil ihre Bilder noch selber und wenden dafür die ein- bis zweifache Reportagezeit auf.

• Mehr als die Hälfte haben schon mehr als 50 Hochzeiten Erfahrung.

• Die wenigsten haben eine fotografische Ausbildung

Was sind für euch die bemerkenswertesten Resultate dieser Umfrage? Zieht ihr andere Schlüsse daraus? Schreibt uns Ihre Meinung dazu.

Die Umfrage realisierte Christian Meier, die er in seinem Blog erstpubliziert hat.

 

8 Kommentare zu “Was kostet eine Hochzeitsreportage in der Schweiz?”

  1. Meiner Meinung nach fehlt bei dieser Umfrage etwas Entscheidendes: Viele Brautpaare wollen das Album selbst gestalten und wünschen demzufolge nur die roh bearbeiteten Daten. Wie sieht der Preis dann aus??

    1. Hoi Pierre,
      Stimmt, in der Umfrage fehlt das Hochzeitsalbum. Ich kann nur für mich sprechen: Knapp die Hälfte aller meiner Brautpaare lässt durch mich auch ein Album machen und geben dafür zusätzlich 1’500 bis 2’500 Fr aus. Unter den über 100 Brautpaaren war noch kein einziges, dass die Daten roh wollte um den Preis zu drücken.

  2. @Christian Meyer
    Gute Hochzeitsphotografen werden von Mund-zu-Mund weitergegeben. Hochzeitspaare oder Hochzeitsplaner suchen oft in den Photoclubs nach Photografen, um ja nicht viel Geld bezahlen zu müssen. Darum wird meistens zuerst in der Verwandschaft und Kollegenkreis angefragt. Viele Club-Photografen kennen diese Situation und reichen solche Anfragen Club-intern gleich weiter. Habe ich so schon ein paar Male erlebt. Sobald ich mein Angebot per Email / telefonisch abliefere (auch wenn es ein moderates Angebot war) endet die Anfrage abrupt. Das Verständnis seitens der Anfrager zu Aufwand (Vorbereitung, vor Ort Photografieren, Nachbearbeitung, Ausrüstung reinigen, Ausrüstung Servicekosten, Amortisation, etc.) ist nicht vorhanden. Eine typische „Selfie“ und „Mobile-Photografie“ Mentalität. Abdrücken und fertig. Aber das ist so bei guter Photografie nicht der Fall. Und mit der Entschädigung durch das sich „bedienen dürfen“ am Apéro lebt kein Photograf. Daher lohnt es sich in solchen Fällen ein „danke für die Anfrage, ich verzichte gerne“ angesagt.

  3. Im Raum nahe zum „grossen Kanton“ werden Reportagen für wenige hundert Franken angeboten. Dilettanten, die etwas Sackgeld verdienen möchten.
    Aber auch teurere Hochzeitsfotografen beidseits der Grenze liefern oft nur grob gesichtete Bilder ab. Da sind dann Hinterköpfe dominierend, die Wichtiges abdecken. Oder viel Himmel oder Boden um winzige Brautpaare. Oft wird Ringtausch und Kuss verpasst und der Tanz des Brautvaters oder der Kuchen-Anschnitt ist arg verrauscht.
    Schliesslich kriegt der Auftraggeber 2-4000 JPGs, die oft sehr ähnlich sind, weil man mit Masse punkten will. Der Fotograf will danach nicht 30 Sekunden pro Bild einsetzen, denn das wären ja 17 – 34 Stunden Arbeit, nur um die wirklich scharfen und gut getroffenen Aufnahmen herauszusuchen.
    Schlimm finde ich, wer fast alles mit Automatik und Serieneinstellung schiesst. Da bekommt der Auftraggeber tausende von ähnlichen Schnappschüssen, deren grösster Anteil unscharf und verrauscht ist. Gute Bilder fehlen, weil sich der Fotograf gerade an der Bar oder am Buffet bedient. Oft ist er bald angetrunken….
    Viele Anbieter fallen bald durch Negativ-Werbung heraus und die guten werden weitergereicht unter „teuer aber gut“!

  4. Herbert Brändle und Guido Wasser , besten Dank für den Komentar, Ihr „sprecht mir aus dem Herzen“ . Leider genau
    so ist es. Es braucht sehr viel „positiv Power“, sich unter den obgenannten Umständen den Hochzeiten zu stellen…
    Zum Glück gibt es doch noch ein paar wenige Menschen, die eine sorgfältige GUT VORBEREITETE ( Locations, Lichtsituation, Parks Doppelportäts, Licht Kirche innen, sämtliches profi Equipement MIT VOLLEN AKKUS) Reportage schätzen und den Preis dafür bezahlen.

  5. Interessante Kommentare hier 🙂

    Muss eingestehen : in den 90er versuchte ich mich auch 3 mal mit Hochzeitsfotografie, zweimal davon als 2.er.

    Ich hab’s dann eingesehen – ist mir zu viel an Aufwand. Dafür, dass Hochzeiten sehr aufwendig sind (von Planung bis Endprodukt) und die Aufträge stark saisonal abhängig sind, springt nicht besonders viel heraus.
    Die Erfahrung empfand ich aber lehrreich und damit gebührt auch mein Respekt an entsprechende Berufsfotografen welche diese Jobs‘ mit hohem Niveau bewältigen.

    Dass auch in diesem Bereich der gewerblichen Fotografie Missstände von Wucher bis Dumping herrschen, wundert mich nicht. Es zeigt auch, dass sich das Internet diesbezüglich nicht besonders vorteilhaft erwies.

    Zum Artikel : er wurde ja am 1.April veröffentlicht und trotz mancher realistisch klingender Dinge…. aber na ja… 🙂

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