David Meili, 9. Februar 2010, 13:00 Uhr

Kulturtipp am Dienstag: Alberto Giacometti im Musée Rath

Wie kaum ein anderer Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts ist Alberto Giacometti mit der Fotografie verbunden. Erst durch die Aufnahmen aus seinen Ateliers wurde er zur Legende, und durch Reportagen wurde sein Werk weltweit einem breiten Publikum verständlich. Das Musée Rath in Genf zeigt bis zum 21. Februar 2010 einen Überblick über sein Schaffen, ergänzt mit zahlreichen Fotografien und Dokumenten
(Bildnachweis: Ernst Scheidegger. Kunsthaus Zürich. Pro Litteris)

Nicht vorgesehen im Programm der Ausstellung war, dass anfangs Februar bei Sotheby’s eine Skulptur von Alberto Giacometti die Rekordsumme von £65 Millionen erzielte. Da der Markt für die klassische Moderne nun kräftig anzieht, vermittelt die Ausstellung im Musée Rath in Genf eine vielbeachtete Neueinschätzung des Künstlers.
(Bildnachweis: Mediendienst Sotheby’s)

Sowohl die Ausstellung, wie die ebenfalls von Nadia Schneider als Kuratorin betreute Begleitpublikation zeigt die Werke im Kontext ihrer Entstehung. Von 1935 bis 1946 erlebte Alberto Gicaometti eine Schaffenskrise, die sich später als sehr fruchtbar erwies. Die Kriegsjahre verbrachte der Künstler in Genf.

Bewusst ist die Ausstellung auf Giacometti und seine Beziehungen zu Genf ausgerichtet. Nadia Schneider und ihrem Team gelang der Zugang zu zahlreichen Fotografien der Epoche, die kunst- wie fotohistorisch von grösstem Interesse sind. Thierry Dufrêne zeigt mit dem Vergleich zwischen Pablo Picasso, Hans Arp und Alberto Giacometti drei „Künstlerleben“ in einer schwierigen Zeit.

Untrennbar verbunden ist das Spätwerk von Alberto Giacometti mit den Bildreportagen und Publikationen von Ernst Scheidegger. Scheidegger begann 1943 den Künstler bei seiner Arbeit zu fotografieren, und daraus entstand eine Freundschaft bis zum Tod von Giacometti.

Bereits vor Jahren wurden die Bildbände von Scheidegger als Raritäten gehandelt. Unter Sammlern sollen sie inzwischen für die Verhältnisse im antiquarischen Buchmarkt ebenso schwindelerregende Preise erzielen, wie die Skulpturen auf dem Kunstmarkt.
Tipp für Sammler: Die Mappe mit signierten Originalen von Scheidegger ist im NZZ-Verlag noch in wenigen Exemplaren verfügbar.

Alberto Giacometti. Musée Rath, Genève. Bis 21. Februar 2010.

Das Buch zur Ausstellung: Alberto Giacometti. Herausgegeben von Nadia Schneider. JPR Ringier. Zürich 2010. Separate Ausgaben in Französisch und Englisch.

2 Kommentare zu “Kulturtipp am Dienstag: Alberto Giacometti im Musée Rath”

  1. Heute samstag 17.06.2011 um 03.10 auf 3sat- ein interessantes portrait über ernst scheidegger: weltbild-weltbilder. Ich hatte das glück ihn anlässlich einer bildseite in der nzz wochenende-beilage kennenzulernen. Vor ein paar wochen erschien in der jetzt farbigen nzz eine hommage. Scheidegger erwähnt dass er magnum verlassen habe, weil filmreportagen nicht gefragt waren. Der Generalist war seiner zeit weit voraus. Bitte hier posten wann die wiederholung gesendet wird.

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