Die photoSCHWEIZ, die durch ihre alljährliche Werkschau (Fotointern berichtete) bekannt ist, hat 30 einheimische Fotografen eingeladen, ihren Blick auf die Schweiz in Zeiten der Pandemie zu zeigen. «Die Corona-Pandemie ist ein Ereignis von historischer Tragweite, das eine ganze Generation prägt. Umso wichtiger ist deren Dokumentation», so Michel Pernet, Produzent der photoSCHWEIZ.
Empathische Momentaufnahmen unserer Gesellschaft – von 30 Schweizer Fotografen
10 Arbeiten von renommierten Fotografen wurden seitens photoSCHWEIZ vorselektioniert, weitere 20 Fotografen hatten die Möglichkeit via Bewerbung zu partizipieren. Die Teilnahme stand Profis wie Amateuren offen. Die eingereichten Arbeiten wurden von Aurélia Marine, Fotografin, Kreativdirektorin und Filmemacherin, kuratiert: «Entstanden ist ein Zeitdokument, das subjektive Eindrücke von visuellen Meinungsmachern dokumentiert, die selbst existentiell von der Krise betroffen sind.» Das Projekt photoCORONA ist eine individuelle, fotografische Verarbeitung der globalen Pandemie.
©Aurélia Marine
Als Benchmark hat die Kuratorin Aurélia Marine – entgegen den Gepflogenheiten – selbst eine Arbeit beigesteuert, die von Produzent Michel Pernet kuratiert wurde. Ihr Projekt Coronation versinnbildlicht die Nation unter Corona, aber auch den Peak und die Krönung der gesellschaftlichen Herausforderungen. «Ich habe die Isolation wie auch physische und metaphysische Distanzen auf ihre eigene Art erforscht. Gleichzeitig fühlte ich den Puls der neuen Welt», kommentiert die Zugerin ihr persönliches Zeitzeugnis.
©Christian Bobst
Aus der digitalen photoCORONA soll langfristig auch ein Kunst-Buch entstehen. Ein Auszug der photoCORONA Arbeiten: Eigentlich fotografiert Christian Bobst als renommierter Reportagefotograf grundsätzlich am Liebsten im Feld, aber aufgrund der «Stay inside» Devise entschied er sich, einen Selbstversuch im Studio zu wagen. Seine Porträtserie zeigt Zürcher Textilmasken-Designer der ersten Stunde, jede und jeder mit einer Maske, die ihren persönlichen Stil repräsentiert. Sie alle haben durch den Lockdown ihre Arbeit verloren oder grosse finanzielle Einbussen erlitten.
©Ferit Kuyas
Corona und die damit verbundenen Massnahmen waren für den internationalen Architektur- und Werbefotograf Ferit Kuyas ein grosser Einschnitt in seinem Leben. Dabei ist ihm viel freie Zeit geblieben, die er einerseits für die Aufarbeitung seines Archivs nutzte, anderseits um neue Bilder zu machen. Er hat bereits früher an visuellen Tagebüchern gearbeitet. Corona Diary knüpft direkt an seine Arbeiten wie Digital Diary und Everything you didn’t know about Me an. Er hat Objekte fotografiert, die wegen des Lockdowns für ihn plötzlich an Bedeutung gewonnen haben.
© Cyrill Matter
Der Schweizer Porträt- und Modefotograf Cyrill Matter hat für Publikationen wie GQ, Vanity Fair USA, L’Uomo Vogue oder Das Magazin gearbeitet. Für ihn gehört die Fotografie nicht auf den Bildschirm, sondern in den Druck. Für photoCORONA machte er eine Ausnahme. Seine Bilder zeigen eine künstlerische Inszenierung der sozialen Distanz während der Pandemie: «Die Leere in der Zürcher Innenstadt hat mich sehr traurig gemacht. Ich wollte auf gefühlvolle Weise aufzeigen, wie wir abrupt physisch und emotional voneinander getrennt wurden.» Realisiert hat er sein Projekt mit Tänzerinnen und Tänzern des Zürcher Balletts.
© Robert Bösch
Alpinsport und Fotografie begleiten Robert Bösch ein Leben lang: Zwei unterschiedliche Welten, die oft nichts miteinander zu tun haben, sich manchmal jedoch überlagern. Als Fotograf ist er immer auf der Suche nach dem Bild, das ihn antreibt – sei es für ein Landschaftsbuch oder eine waghalsige Sportaction. Seine Werke geben Einblicke in sein Leben als Bergsteiger, Action- und Landschaftsfotograf. Die Serie anlässlich Corona zeigt den Himmel über dem Ägerital in seiner natürlichen Schönheit – frei von Flugverkehr und menschlichen Einflüssen, wie er über zweihundert Jahre nicht mehr dagewesen ist.
© Stefano Agnello
Isolation, soziale Distanz, Einsamkeit sind alles Konzepte, die in den Nachrichten öffentliche Resonanz gefunden haben und Teil der Sprache unseres täglichen Lebens geworden sind. Für den Basler Fotograf Stefano Agnello ist dies kein neuer Umstand: Er hatte im vergangenen Jahr viel Zeit zu Hause verbracht, um einen neuen Job zu suchen. Und lebte so in einer Art Selbstisolation, ohne es zu merken.
© Klaus Petrus
Klaus Petrus ist freiberuflicher Fotojournalist, Reporter sowie Redaktor beim SURPRISE Magazin. Er interessiert sich für soziale Konflikte, Krieg, Migration und Ausgrenzung und berichtet für nationale wie internationale Zeitungen und Magazine der Schweiz über den Nahen Osten, den Balkan und die Subsahara. Er war während drei Wochen auf den Strassen von Biel und Bern unterwegs und wollte herausfinden, wie das Leben für Menschen ohne Bleibe, Drogensüchtige und Sexarbeiterinnen ist.
Das Gesamtwerk finden Sie hier in der Online-Galerie von photoSCHWEIZ.