Heute vor 181 Jahren wurde an der Pariser Akademie der Wissenschaften die Daguerreotypie, das fotografische Verfahren von Louis Jacques Mandé Daguerre (1787-1851), öffentlich bekannt gegeben und vom französischen Staat in Form einer lebenslangen Rente angekauft, damit jedermann auf der ganzen Welt die neue Technik kostenlos anwenden konnte. Aber damit ist die lange Erfindungsgeschichte der Fotografie nur ansatzweise erzählt …
Am 19. August 1839 wurde an der Pariser Akademie die Erfindung der Fotografie öffentlich erläutert
Denn Daguerre war nicht alleiniger Erfinder. Die Möglichkeit, das Bild der Camera obscura mit chemischen Mitteln festzuhalten, lag – wie auch andere grosse Erfindungen – sozusagen in der Luft. Es gab nämlich vor Daguerre bereits andere Tüftler und Wissenschafter, denen erste Bilder in der Kamera gelangen, allen voran Nicéphore Niépce (1765-1833), der von Daguerre zu einem «Partnerschaftvertrag» überredet wurde, dann der Engländer Henry Fox Talbot (1800-1877), der mit seinen Papiernegativen zwei Jahre zuvor den Vorteil der Vervielfältigung hatte, dann Hippolyte Bayard (1801-1887), der vom Physiker Dominique Arago (1786-1853) ein Schweigegeld kassierte, um den geplanten Anlass vom 19. August nicht zu stören und letztlich «unser» Schweizer Erfinder Andreas Friedrich Gerber (1797-1872), Tierarzt in Bern, dem bereits 1837 erste Papierbilder mit der Kamera gelangen.
Übrigens stimmt die obige Aussage, dass die Erfindung Daguerres auf Grund des Ankaufs durch die französische Regierung weltweit kostenlos praktiziert werden könne, auch nicht ganz. Die Ausnahme war England, denn der erwähnte Henry Fox Talbot hörte im Januar 1839 davon, dass einem Franzosen erste Fotografien gelungen waren, was ihn veranlasste seine «Photogenic Drawings» in England patentieren zu lassen. Wer in England also Daguerreotypien erstellen wollte, musste Talbot eine Lizenz abliefern – deshalb sind Daguerreotypien in England so selten.
So viel zur Bedeutung des «World Photography Days», der allerdings als Feiertag nie so richtig ernst genommen wurde. Trotzdem bietet das heutige Datum Gelegenheit an die komplizierte Geschichte der Erfindung der Fotografie zu erinnern, die zu den grossen Errungenschaften der Menschheit gehört – wie der Buchdruck, die Eisenbahn oder das Telefon.
Urs Tillmanns
Fotos: Archiv Urs Tillmanns
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