Urs Tillmanns, 12. März 2022, 12:21 Uhr

Buchtipp: Georg Aerni – Silent Transition

Die Veränderungen in der Natur und der Tätigkeitsdrang des Menschen sind zwei ununterbrochen laufende Prozesse. Viele sind stimmig, viele sind kontrovers. Der Mensch greift mit seinen Bauwerken in die Natur ein, und die Natur holt sich längerfristig alles wieder zurück. Diese leisen Vorgänge hinterlassen Spuren, die den Fotografen Georg Aerni faszinieren und die er in seinem jüngsten Buch «Silent Transition» festhält.

Die natürlichen oder menschengemachten Veränderungen zeigt Aerni in allen Bereichen, in der Natur selbst, wie an Felswänden, die durch die Erosion einer ständigen Veränderung unterworfen sind, an Bauwerken, die sich mehr oder weniger passend in die natürliche Landschaft einfügen und wahrscheinlich eines Tages zerfallen und von der Natur überwachsen werden, an Bäumen und natürlichen Strukturen, die sich laufend verändern – leise und unaufhaltsam. Silent Transitions.

Es sind die Veränderungen, bei denen die Natur selbst Regie führt, welche Georg Aerni als Motive interessieren, die er – ursprünglich Architekt – mit einer klaren Auffassung dokumentiert und zu ausdrucksstarken Bildern gestaltet. Aerni zeigt in jedem Bild eine reale Situation, hinter der jedoch Fragen stehen, zum Umgang mit den natürlichen Ressourcen und mit der Natur selbst, die letztlich die von Menschen zugefügten Wunden wieder selbst heilt. Jedes Bild weckt auf. Jedes Bild wirft Fragen auf, die man sich selbst stellen und beantworten kann. Jedes Bild erzählt seine eigene Geschichte.

Fotografisch pflegt Georg Aerni einen eigenen von der Architekturfotografie geprägten Stil. Die Perfektion steht im Vordergrund, mit klaren Bildgestaltungs-Grundsätzen und korrigierten stürzenden Linien. Nichts ist dem Zufall überlassen. Die Bilder zeigen keine schönen Motive, sondern realistische Situationen, die eine laufende Veränderung andeuten.

Für wen ist dieses Buch? Es ist in erster Linie ein eindrucksvoller Bildband mit perfekten und kunstvollen Bildern, die uns auf einen spannenden und nie endenden Prozess der Natur und unseren Umgang mit der Natur aufmerksam machen. Georg Aerne hat diesen Fragenkomplex über Jahre intensiv und zielstrebig verfolgt, und dies mit einem perfekten Fotostil, der Dokumentation und Kunst in Einklang bringt.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Transformationsprozesse stehen in Georg Aernis neuen Fotografien im Zentrum: Der Schweizer Fotograf und Künstler zeigt Plastiktreibhäuser, die sich für die landwirtschaftliche Massenproduktion ganze Landstriche einverleibten, Wohnhäuser, die ohne Baumaschinen und buchstäblich ohne Lärm am Stadtrand aus dem Boden gestampft wurden. Aber auch Olivenbäume, die über Jahrhunderte zu charaktervollen Gestalten heranwuchsen, Kletterpflanzen, die zwischen Hochhäusern und Autobahnen Restflächen erobern, und mächtige Felswände, an denen die Erosion nagt. In einer für Aernis Werk typischen Verschmelzung von Kunst und Dokumentation macht Georg Aerni – Silent Transition die Spuren der Veränderung zum Gegenstand einer kontemplativen Betrachtung – und stellt gleichzeitig brisante Fragen: zu unserem Umgang mit natürlichen Ressourcen; zu gesellschaftlichen Hintergründen von unkontrolliert wachsenden Städten; zur Erneuerungskraft der Natur.

Gut zehn Jahre nach Erscheinen der ersten Monografie Sites & Signs zeigt dieses neue Buch Aernis kontinuierliche Fortführung seiner künstlerischen Arbeit mit zahlreichen Einzelbildern und neuen Serien. Die Auswahl von rund 170 farbigen Fotografien wird eingeführt durch Texte von Peter Pfrunder und Nadine Olonetzky und kommentiert mit einem Essay von Sabine von Fischer.

 

Der Inhalt

Vorwort von Nadine Olonetzky

Silent Transition (Text von Peter Pfrunder)

Kartograf der Gegenwartslandschaft (von Sabine von Fischer)

Werkübersicht

Impressum

Die Cover-Innenseite zeigt den Zugang zu einem Wasserstollen des Linth-Limmern-Kraftwerks (Bildformat 90 x 34 cm).

 

Fotograf und Autoren

Georg Aerni, 1959 in Winterthur geboren, lebt und arbeitet in Zürich. Nach einem Architekturstudium und mehrjähriger Berufstätigkeit hat sich Georg Aerni in den 1990er Jahren als Autodidakt der Fotografie zugewandt. Nebst Aufträgen als Architekturfotograf verfolgt er seither eine künstlerische Auseinandersetzung mit der gebauten und natürlichen Umwelt, insbesondere mit Grossstädten und Kulturlandschaften. In seinen fotografischen Serien versucht Georg Aerni nicht globale Gemeinsamkeiten, sondern ortsspezifische Aspekte zu fokussieren und die jeweilige Aufnahmesituation als Zeichen-Raum zu lesen, der – auch menschenleer – etwas aussagt über die Geschichte, über gesellschaftliche und kulturelle Lebensbedingungen. www.georgaerni.ch

Peter Pfrunder ist Direktor der Fotostiftung Schweiz.

Nadine Olonetzky ist Autorin und Projektleiterin im Verlag Scheidegger & Spiess.

Sabine von Fischer ist Redaktorin für Architektur der Neuen Zürcher Zeitung

 

Bibliografie

Georg Aerni – Silent Transition. Neue Werke
Der stete Wandel von Landschaften und Städten in neuen Fotografien von Georg Aerni

192 Seiten, 158 farbige und 8 sw-Abbildungen,
Broschur mit Schutzumschlag, Format 24 x 34 cm
1. Auflage, 2022
Texte Deutsch und Englisch
Herausgegeben von Peter Pfrunder, Fotostiftung Schweiz und Nadine Olonetzky. Mit Texten von Nadine Olonetzky, Peter Pfrunder und Sabine von Fischer
Verlag Scheidegger & Spiess Zürich
in Zusammenarbeit mit Codax Publisher, Zürich
CHF 49.00 | EUR 48.00
ISBN 978-3-03942-074-2

Hinweis: Die Fotostiftung Schweiz wird «Transition» von Georg Aerne vom 11. Juni 2022 bis 16. Oktober 2022 eine Ausstellung widmen.

Das Bach kann im Buchhandel gekauft, direkt beim Verlag bestellt oder im Ausland hier geordert werden.

 

 

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