Urs Tillmanns, 17. September 2022, 10:00 Uhr

10 Jahre PhotoKlassik: Rückblick auf 40 gelungene Ausgaben

Unglaublich: Ist es schon zehn Jahre her, seit Wolfgang Heinen und Thomas Maschke beschlossen hatten, mit einer neuen Zeitschrift gegen den Digitalstrom zu schwimmen?! Thomas hat leider nur drei Jahre von PhotoKlassik erleben dürfen, doch Wolfgang hat Begonnenes mit einer kompetenten und motivierten Crew weitergezogen. Vier Hefte pro Jahr – vierzig bisher und über 4’000 Seiten spannende Inhalte zu News, Nostalgie und Praxis in der Fotografie mit Film. Man glaubte damals, die Gemeinde würde im Laufe der Zeit schrumpfen, doch das Gegenteil geschah: Mehr als erwartet sind der Analogfotografie treu geblieben und viele Junge haben ein neues Hobby für sich entdeckt – erstmals einen Film einlegen, erstmals erleben, wie das Bild in der Entwicklerschale Zeichnung bekommt; Fotografie anders erleben, und dabeibleiben. Heinens Kalkül ist aufgegangen. Tausende danken ihm den Durchhaltewillen – auch wenn es nicht immer einfach war spannende Themen zu finden und diese attraktiv aufzubereiten. Und so gibt es neben dem Digitalboom auch einen «Analogboom» – zwar kleiner, aber feiner und mit einer einzigartigen Zeitschrift. Danke Wolfgang!

 

Die vorlegende Ausgabe IV.2022 ist auch mehrheitlich dem Jubiläum gewidmet. Als Rückblick auf die vergangenen Jahre wird an zehn Top Stories erinnert, die heute nicht minder interessant sind wie damals, zum Beispiel:

 

… wie man fotografische Bilder auf Textilen appliziert.

 

… mystische Landschaftsbilder, mit Infrarotfilm aufgenommen

 

… Porträts nicht mit Film, sondern mit Fotopapier fotografiert

 

… oder zehn Kameraklassiker, die Sie wahrscheinlich noch nie gesehen haben

 

… und vor allem die Standortbestimmung «Die Zukunft ist analog» in welcher Andreas Kesberger auf die Liefersituation von Filmen und auf Trends bei Kameras und auf das Grossformats eingeht und einen Blick in die Zukunft wagt. Absolut lesenswert!

 

Motivierend auch der Artikel «Vintage Flair aus der Kamera», der Schritt-für-Schritt aufzeigt, wie man mit Objektiven fotografiert, die eigentlich gar nicht auf die Kamera passen. «Lens Whacking» nennt man diese Technik, die meist unwiederholbare Effekte bewirkt.

 

In «Auslöser und Auslösemomente» befasst sich Matthias Kistmacher mit dem wichtigsten, bildentscheiden Bauteil an der Kamera und gibt dabei praktische Tipps, wie man den Augenblick festhält und dass das Auslösen durchaus ein sinnlicher Moment sein kann. Hört sich banal an – ist es aber nicht …

 

Adox hat vor einiger Zeit einen neuen Farbnegativfilm auf den Markt gebracht, den «Color Mission» und Steffen Schlüngel hat ihn für PhotoKlassik getestet. Gelobt wird die natürliche Farb- und Kontrastwiedergabe des Films, bemängelt, ein Produktionsvolumen, das der Nachfrage bei Weitem nicht gerecht wird: «Kaum da, schon weg …»

 

Nicht viele Helveten werden in nächster Zeit Gelegenheit haben die GrauWert Galerie in Wiesbaden zu besuchen. Dort werden zur Zeit Bilder von Ulricht Burchert ausgestellt, und der Bildbeitrag in Photoklassik vermittelt uns einen Eindruck davon: Schwarzweiss in Perfektion!

 

In der Rubrik «Präsentation & Archivierung» finden wir den interessanten Beitrag «Tonwerte von Negativen umkehren». Es geht darum, bei digital abfotografierten Negativen die Tonwerte und Farben richtig anzupassen. Kein Problem bei Schwarzweiss, knifflig aber bei Farbe. Thomas Gade gibt nützliche Tipps für diese spezielle Bildbearbeitung.

 

Spannend und inspirierend ist auch das Interview mit der Porträt- und Aktfotografin Anna Försterling. Sie erzählt, wie sie zu ihrer Leidenschaft kam und wie sie ihren einzigartigen Bildstil gefunden hat – begleitet von sehr sensiblen Fotos.

Schliesslich klingt das Jubiläumsheft aus mit «Randnotizen zur Fotokunst», Hinweisen auf neue Buchpublikationen und Termine, die man nicht verpassen sollte.

Etwas, was an dieser Stelle auch mal hervorgehoben werden soll, ist die originelle und vielfältige Grafik des Heftes. Jede Doppelseite ist eine Überraschung und offenbart sich nicht nur mit interessanten Illustrationen, sondern auch mit spannenden typografischen Elementen. Den Gestalterinnen scheint dabei die Fantasie nie auszugehen.

Urs Tillmanns

Der Inhalt

Top-Story 2012: Lomo-Kameras
Top-Story 2013: Belichtung im Griff
Top-Story 2014: Analog-Stoffliches
Top-Story 2015: In einem anderen Licht
Top-Story 2016: Anthotypie
Top-Story 2017: Belichtung von Kalotypie-Negativen
Top-Story 2018: Fotografie mit abgelaufenen Filmen
Top-Story 2019: Edeldruck
Top-Story 2020: Erbe der Analog-Ära
Top-Story 2021: Streetfotografie
Kamera-Legenden: 10 erfolgreiche Kamera-Ikonen im Kurzporträt
Umfrage: Das bewegt die Community
Kolumne: Zukunft der Fotografie
Glückwünsche der Industrie

Kamera & Objektive
Werkstatt-Alltag
Vergütung: Die edle Objektivschicht im Fokus

Aufnahme & Belichtung
Lens Whacking: Vintage Flair aus der Kamera
Mehr als nur «Klick»: Auslöser und Auslösemoment

Film & Dunkelkammer
Dunkelkammer: Filmentwicklung von A bis Z, Teil 3
Im Test: ADOX Color Mission

Präsentation & Archivierung
Digitalisierung von Fotos: Negative invertieren

Kultur & Portfolio
Paul Hepper: Der Look der Objektive
Ulli Burchert: Bilder, nicht Abbilder
Anna Försterling: Porträt & Akt in Schwarzweiß
Fundstücke – Randnotizen zur Foto-Kunst 94

Editorial / Augenblick / Magazin / Mitarbeiter / Impressum

PhotoKlassik erscheint vierteljährlich mit 98 Seiten und im Verlag der IMH Imaging Media House GmbH & Co. KG. Das Magazin ist sowohl bei Ars-Imago in Zürich als auch bei Fotomedia in Jegenstorf erhältlich. Das Heft kostet CHF 18.90 zuzüglich Versandspesen.

 

Ein Kommentar zu “10 Jahre PhotoKlassik: Rückblick auf 40 gelungene Ausgaben”

  1. Sehr erfreulich, dass dieses Magazin hier gefeiert wird. Neben photonews ist Photoklassik eines der wenigen noch lesbaren und vor allem informativen Publikationen im Dschungel der „Fotoheftli“. Völlig unspektakulär und fachbezogen hebt es sich vom Grossteil der erhältlichen Magazine ab, vermittelt noch echtes fotografisches Wissen und verzichtet völlig auf Hypes, deren Halbwertszeit gerade in der Fotografie durchaus überschaubar ist. Danke für dieses Magazin und danke für diesen Artikel.

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