Urs Tillmanns, 12. November 2022, 11:39 Uhr

Buchtipp: Annie Leibovitz – SUMO, jetzt im «Kleinformat»

Der Taschen-Verlag ist bekannt für seine grossformatigen SUMO Limited Editions. Im gigantischen Format von 50 x 70 cm sind sie mehr als 20 Kilogramm schwer und werden mit einem Buchständer geliefert. Preis: ein paar tausend Franken. Ein solches SUMO-Buch kam 2014 auch zum Schaffen von Annie Leibovitz heraus. Nun ist die unlimitierte «Kleinausgabe» davon erschienen, immer noch im Format 27,1 x 37,4 cm und 5,8 Kilogramm schwer, jedoch zu einem Preis, der mit 120 Franken schon eher bezahlbar ist. Dafür bekommt man ein Buch, das die Porträtfotografie von Annie Leibovitz berühmter Persönlichkeiten in Reinkultur zeigt.

Annie Leibovitz ist zweifellos eine der besten Porträtfotografinnen der Gegenwart. Geprägt wurde ihre Fotografie durch Vorbilder wie Henri Cartier-Bresson, Robert Frank und Susan Sontag, mit der sie 15 Jahre lang bis zu ihrem Tod eng befreundet war. Ihre fotografische Laufbahn begann mit ihren Einstieg als Fotografin des «Rolling Stones-Magazine» in den frühen 1970er-Jahren, berühmt wurde sie vor allem mit dem Porträt von John Lennon und Yoko Ono (Seite 65), das sie wenige Stunden vor dessen tragischen Tod aufnahm. Annie Leibovitz hat die berühmtesten Persönlichkeiten fotografiert, wie Queen Elizabeth II, Richard Nixon, Michael Jackson, Bill Gates, Barack Obama mit Familie, Lady Gaga, Fleetwood Mac, Christo, Bruce Springsteen … um nur einige von vielen zu nennen, die sie vor allem für Covers von Vanity Fair und Vogue porträtierte. 240 Porträts dieser Art zeigt das Buch, alle im Grossformat, fast alle doppelseitig, acht Gruppenbilder davon auf Ausklappseiten. Dies in einer hervorragenden Druckqualität, die man ohne Übertreibung als fotorealistisch bezeichnen kann.

Das Buch ist weder chronologisch aufgebaut, noch sei es eine Retrospektive. Es sei eine «Achterbahn» durch ihr fotografisches Schaffen, sagte Anni Leibovitz dazu – eine bunt zusammengewürfelte Abfolge aussergewöhnlicher Fotografien berühmter Persönlichkeiten. Das Besondere daran sind die natürlichen Posen der Fotografierten in ihrem persönlichen Umfeld, die in der Regel mit vorhandenem oder wenig zusätzlichem Licht aufgenommen worden sind. Das ist Annies Stil und eines ihrer Rezepte, welches die Porträts natürlich und authentisch wirken lassen.

Das Buch ist als reiner Bildband gestaltet, mit einem englischen Vorwort von Steve Martin, «das in einem so grossen Buch eh niemand liest», wie der Autor vorausschickt, und sehr lesenswerten deutschen, bzw. englischen oder französischen Texten in den entsprechenden Ausgaben im Anhang des Buches. Besonders lesenswert ist der Text des ehemaligen «Vanity Fair»-Herausgebers Graydon Carter, dann das Essay von Annie Leibovitz zu ihrer Arbeit und schliesslich das Interview mit ihr, welches Hans Ulrich Obrist geführt hat. Der nachfolgende Textbeitrag von Paul Roth geht auf die Bedeutung von Annie Leibovitz Fotos in der amerikanischen Kultur ein. Dann folgen sehr ausführliche Bildlegenden zu sämtlichen Berühmtheiten, oft mit Details, wie die Bilder entstanden waren, illustriert mit Miniaturen auf über 50 Seiten, und mit einer Biografie zu Annie Leibovitz und einem Namenregister schliesst dieses Buch.

Für wen ist dieses Buch? Einmal für BuchliebhaberInnen, die sich für erstklassige Porträtfotografie und das Schaffen von Annie Leibovitz interessieren. Obwohl es, gemäss Annie Leibovitz, keine Retrospektive ist, hat das Buch durchaus diesen Stellenwert. Dann aber auch für viele Fotografinnen und Fotografen, für welche die grossartigen Fotos Vorbilder und Inspiration sein dürften, für einen zeitlosen Porträtstil, mit dem Annie Leibovitz weltberühmt wurde.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Annie’s Big Book. Fotografien aus 40 Jahren, die eine Ära prägten

Als Benedikt Taschen die bedeutendste Porträtfotografin der Gegenwart, Annie Leibovitz, bat, ihre Bilder in einem Buch im SUMO-Format zu sammeln, war sie von der Herausforderung fasziniert. Die Entwicklung des Projekts dauerte mehrere Jahre, und als es schliesslich 2014 veröffentlicht wurde, wog es 26 Kilogramm. Der begehrte SUMO Annie Leibovitz ist nun in einer unlimitierten XXL-Ausgabe erhältlich.

Leibovitz blickt auf ein über 40-jähriges Schaffen zurück, angefangen bei ihrer Arbeit als Fotojournalistin für die Zeitschrift Rolling Stone in den 1970er-Jahren bis hin zu den konzeptionellen Porträts, die sie für Vanity Fair und Vogue gemacht hat. Sie wählte ikonische Bilder aus – zum Beispiel John Lennon und Yoko Ono in ihrer letzten Umarmung verschlungen – aber auch Porträts, die selten oder nie zuvor zu sehen waren. Das Annie Leibovitz SUMO thematisiert politische und kulturelle Geschichte, von Königin Elisabeth II. und Richard Nixon bis hin zu Laurie Anderson und Lady Gaga.

«Was ich ursprünglich für ein einfaches Vorgehen hielt, nämlich sich vorzustellen, was gross gut aussehen würde, welche Fotos im Großformat funktionierten, entwickelte sich zu etwas anderem», sagte sie damals. «Das Buch ist sehr persönlich und erzählt seine Geschichte mit den Mitteln der Popkultur. Es ist nicht chronologisch geordnet, und es ist keine Retrospektive. Es ist eher so etwas wie eine Achterbahnfahrt.»

Fans von Annie Leibovitz und den von ihr fotografierten Berühmtheiten, können sich mit der unlimitierten Ausgabe nun an dieser Achterbahnfahrt erfreuen.

 

 

Der Inhalt

The Preface No One Will Read (by Steve Martin)
Annie Leibovitz is / Annie is a great / If Annie Leibovitz weren’t a photographer, I’m sure she would be a / Annie Leibovitz. A genius / Annie Leibovitz. Amazing photographer.

Anhang
Graydon Carter
Annie Leibovitz [Nachwort]
Hans Ulrich Obrist «Das Leben durch Annies Linse» (Ein Interview mit Annie Leibovitz)
Paul Roth «Ein Familienalbum der amerikanischen Kultur»
Die Fotografien [Bildlegenden und Miniaturen]
Biografie
Bücher
Ausstellungen (Auswahl)
Personenregister
Impressum

 

Die Fotografin

Annie Leibovitz ist eine der einflussreichsten Fotografinnen unserer Zeit. Sie begann ihre Karriere als Fotojournalistin für den Rolling Stone 1970, während sie noch am San Francisco Art Institute studierte. Als sie 1983 der Redaktion des wiederbelebten Vanity Fair beitrat, hatte sie sich bereits als Rockfotografin und als scharfsinnige Chronistin gesellschaftlicher Entwicklungen einen Namen gemacht. Bei Vanity Fair und später bei Vogue schuf sie ein umfangreiches Werk mit ihren Porträts von Schauspielern, Regisseuren, Schriftstellern, Musikern, Sportlern und Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, aber auch mit ihren Modefotografien.

Leibovitz veröffentlichte mehrere Bücher und war in zahlreichen Ausstellungen vertreten. Von der französischen Regierung wurde sie zum «Commandeur des Ordre des Arts et des Lettres» ernannt und von der Library of Congress in Washington mit dem Titel einer «Living Legend» ausgezeichnet.

 

Die Autoren

Steve Martin ist ein berühmter Komiker, Schauspieler, Schriftsteller und Musiker. 2010 veröffentlichte er den Roman «An Object of Beauty».

Graydon Carter war von 1992 bis 2017 Herausgeber von Vanity Fair.

Hans Ulrich Obrist ist künstlerischer Leiter der Serpentine Gallery, London. Zuvor war er Kurator des Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris. Seit seiner ersten Ausstellung «World Soup» (The Kitchen Show) im Jahr 1991 hat er mehr als 300 Ausstellungen kuratiert.

Paul Roth ist Direktor des Ryerson Image Center in Toronto.

 

Bibliografie

Annie Leibovitz

556 Seiten mit 240 Abbildungen, gebunden, Hardcover in Schuber, Format 27,1 x 37,4 cm, Gewicht 5,80 kg,
mit Texten von Annie Leibovitz, Steve Martin, Graydon Carter, Hans Ulrich Obrist, Paul Roth
Taschen Verlag, Köln
Preis: CHF 125 / EUR 125
Ausgabe Deutsch: ISBN 978-3-8365-8219-3
Ausgabe Englisch: ISBN 978-3-8365-8218-6
Ausgabe Französisch: ISBN 978-3-8365-8220-9

Erhältlich im Buchhandel und direkt beim Verlag

 

SUMO-Ausgabe «Annie Leibovitz»

Limited Collector’s Edition von 9’000 signierten und nummerierten Exemplaren.
Hardcover mit 8 Ausklappern, Format 50 x 69 cm, 476 Seiten,
Begleitband und von Marc Newson entworfener Buchständer aus Stahl und Aluminium.
Preis: CHF 6’000 (noch wenige Exemplare beim Verlag verfügbar)
Weitere Infos auf www.taschen.com

 

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