Urs Tillmanns, 23. Mai 2023, 07:45 Uhr

Videoex – das Experimental Film & Video Festival mit 25. Ausgabe

Video wird für Fotografen immer wichtiger, und so faszinieren auch experimentelle Bewegtbilder immer mehr. Zu diesem Thema lädt die Videoex, das Experimental Film & Video Festival, ein, das von Donnerstag 25. Mai bis Sonntag 4. Juni 2023 bereits zum 25. Mal in Zürich durchgeführt wird.

Die Videoex, Experimental Film & Video Festival, ist das einzige Schweizer Festival, das sich explizit dem experimentellen Film- und Videoschaffen widmet und sich mit dieser Ausrichtung an der wichtigen Nahtstelle zwischen Kunst und Kino positioniert. Sie findet dieses Jahr bereits in ihrer 25. Ausgabe von Donnerstag, 25. Mai bis Sonntag, 4. Juni 2023 im Kunstraum Walcheturm in Zürich statt.

Dieses Jahr wird sich die 25. Videoex besonders stimmungsvoll präsentieren (Foto: Lorenzo Pusterla)

Highlights der 25. Ausgabe sind die Filme der renommierten brasilianischen Künstlerin Ana Vaz, die mit komplexen Schichtungen aus Found Footage und eigenem Material die Wechselwirkungen zwischen Kolonialismus, Moderne und Anthropozän erforscht, die Weltpremiere des neuen Filmes des taiwanesischen Künstlers Chen Chieh-jen und die filmischen Arbeiten von Ellen Pau (Hong Kong), Su Hui-Yu (Taiwan) und Ho Tzu Nyen (Singapur).

Unter den Schweizer Highlights liegt der Fokus auf den computergenerierten Animationen des Medienkünstlers Yves Netzhammer und einem Special zu den poetischen audiovisuellen Kompositionen der Künstlerin Doris Schmid. Das Gastprogramm zu Hong Kong, Taiwan und Singapur widmet sich den vielfältigen Strömungen der zeitgenössischen Videokunst aus den drei Inselstaaten.

Während der Schweizer und der Internationale Wettbewerb eine repräsentative Momentaufnahme des experimentellen Filmschaffens darstellen, laden die Vertonung von Teinosuke Kinugasas Avantgarde-Klassiker Page of Madness (1926) durch den Komponisten und Multiinstrumentalisten Otomo Yoshihide (Japan) und die beiden Live-Acts mit Mark Chua, Lam Li Shuen, Aqilah Misuary und Vivian Wang (Singapur) zur immersiven Kinoerfahrung ein.

 

Das Programm 2023

Artist Focus – Ana Vaz Ana Vaz erforscht die Wechselwirkungen zwischen Kolonialismus, Moderne und Anthropozän mit komplexen Schichtungen aus Found Footage und eigenem Filmmaterial. Dabei beleuchtet die Gewinnerin des Kazuko Trust Awards 2015 kritisch den menschlichen Konsum und die Zerstörung natürlicher Umgebungen und indigener Gemeinschaften sowie historische, geografische und politische Verstrickungen in ihrer Heimat Brasilien und darüber hinaus.

In der Auseinandersetzung mit kolonialen Nachwirkungen auf das Land, Menschen und nicht menschliche Lebensformen stellt sie zugleich den hierarchischen Blick des ethnografischen Filmens infrage und rückt Narrative in den Blick, die in der Geschichtsschreibung abwesend sind oder bewusst ausgelöscht wurden. Entlang von Fiktionen und Friktionen zeigen Vaz’ Filme die Dynamik von Erinnerung und legen nahe, dass ohne Aufarbeitung keine nachhaltige, gemeinsame Zukunft möglich ist.

Gastprogramm Hong Kong, Taiwan, Singapore Das Gastprogramm widmet sich den vielfältigen Strömungen der zeitgenössischen Videokunst aus den drei Inselstaaten Hong Kong, Taiwan und Singapore. Angetrieben von Exporten, rascher Industrialisierung und hohem Wirtschaftswachstum haben sie sich als führende Finanzzentren und Vorreiter in der Herstellung von elektronischen Bauteilen in die Riege der reichsten Regionen der Welt eingereiht. Aus der hohen Konzentration an Menschen, Ressourcen, Produktion und Kapital ergibt sich eine hohe Spannung und kreative Intensität.

Video-Standbilder von Chen Chieh-jen, Ellen Pau und Su Hui-Yu

Neben dem Status als wirtschaftliche Kraftzentren haben sie zudem ein gemeinsames Erbe in Bezug auf Sprache und Kultur: Allesamt sind es mehrheitlich chinesische Gesellschaften mit einer kolonialen Geschichte. Der Blick auf das experimentelle Filmschaffen der drei Inseln ergibt ein vielschichtiges Bild: Dort, wo die Einen urbane Utopien spriessen sehen, erkennen Andere Dystopien, also unterdrückte, von Technologie oder Polizei beherrschte Gesellschaften. Die Nähe zu Utopie oder eben Dystopie spiegelt sich in vielen Arbeiten wider und gewährt Einblicke in die dynamischen Veränderungsprozesse dieser auch geostrategisch wichtigen Zentren. Besonders interessant für einen westlichen Blickwinkel ist das nahezu selbstverständliche Miteinander von Spiritualität und Spitzentechnologie, von Mystik und Mikrochips, das viele dieser Filme kennzeichnet.

CH Focus – Yves Netzhammer  Im Zentrum der Arbeiten von Yves Netzhammer, der 2007 die Schweiz an der Biennale in Venedig vertreten hat, stehen computergenerierte Animationen. Mit seinen minimalistischen, geschlechtslosen Figuren, glänzenden Oberflächen, Räumen in kühlen Farben und fast steril wirkenden Szenerien hat der Medien- und Installationskünstler eine unverkennbare Formsprache geschaffen. Bevölkert werden seine Videos neben den marionettenhaften menschlichen Figuren von Tieren, vieldeutigen Kreaturen und reduzierten Elementen, mit denen er surreale Sequenzen kreiert. Individuum und Umwelt, Innen- und Aussenwelt, Totes und Lebendiges, Tierisches und Menschliches treffen aufeinander und werden ineinander verwoben, um die Grenzen, Berührungspunkte und Übergänge zwischen Subjekt und Welt zu erkunden. Mit ihrer Abstraktion dienen die Figuren als ideale Projektionsfläche, um Fragen von Identität, Identifikation, Seinszuständen, Denkweisen und Beziehungen zu erforschen.

Practices of Viewing – Videoessays von Johannes Binotto  Neue Medien und alte Techniken, vergangene Geschichte und aktuelle Sehgewohnheiten und wie beides miteinander zusammenhängt untersucht der Hochschuldozent und Experimentalfilmer Johannes Binotto in einer Reihe experimenteller Videoessays von 2021 und 2022: eine Lektion in verändertem Sehen.

Expanded Cinema & Live-Acts  Zur immersiven Kinoerfahrung laden die Expanded Cinema und Live-Acts ein: Die Vertonung von Teinosuke Kinugasas Avantgarde-Klassiker «Page of Madness» (JP 1926) durch den Komponisten und Multiinstrumentalisten Otomo Yoshihide (Japan) zusammen mit dem New Yorker Altsaxophonisten Chris Pitsiokos, das in Zusammenarbeit mit dem Cabaret Voltaire präsentierte Programm Ciné Dada mit einer Auswahl dadaistischer Filmexperimente der Maler, Künstler und Fotografen Hans Richter, Viking Eggeling, Walter Ruttmann, Marcel Duchamp, Man Ray und Fernand Léger mit neuen Vertonungen durch das internationale Šalter Ensemble, und schliesslich die beiden Live-Acts mit Mark Chua, Li Shuen, Aqilah Misuary und Vivian Wang aus Singapur.

Internationaler & CH Wettbewerb Wie jedes Jahr gibt es einen Internationalen und einen Schweizer Wettbewerb, im Rahmen dessen das Publikum und eine Fachjury die herausragenden und aktuellsten Arbeiten aus der Video- und Experimentalproduktion zu sehen bekommen. Die Preisverleihung und das Screening der prämierten Filme stellen den Abschluss des Festivals dar.

 

Videoex – Internationales Experimentalfilm & Video Festival

Wann? 25. Mai bis 4. Juni 2023
Wo? Kunstraum Walcheturm, Kanonengasse 20, Zürich
Weitere Infos: https://videoex.ch

 

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