Markus Zitt, 2. April 2024, 14:30 Uhr

Das Aus für die Fotomesse Photopia in Hamburg

Im September 2021 fand zum ersten Mal die Photopia – eine Mischung aus Fotomesse und Fotofestival – in den Hamburger Messehallen statt. Doch nach nur drei Ausgaben wurde jetzt das Aus für die Fotomesse mitgeteilt: «Hamburg Messe und Congress nimmt PHOTOPIA aus dem Programm» (siehe offizielle Pressemitteilung am Artikelende).

In 2021 – also im zweiten Jahr der Corona-Pandemie – war die Photopia ins Leben gerufen worden. Sie sollte zumindest in nationalem Rahmen für Deutschland zu einer Art Nachfolgerin der legendären und international bedeutenden Fotomesse Photokina werden. (Die Photokina fand von 1950 bis 2018 in meist zweijährigem Turnus statt. Sie war zuletzt nach anhaltendem, markantem Aussteller- und Besucherschwund sowie diversen konzeptuellen Änderungen für 2020 geplant gewesen, wurde dann aber erst für jenes Jahr abgesagt und letztlich komplett eingestellt, Fotointern berichtete.)

Die Photopia war 2021 denn auch mit einem moderneren Konzept angetreten und wollte nicht bloss eine Messe, sondern auch ein Festival sein. Sie wurde zudem – wie schon die Photokina – von Veranstaltungen und einem Kongress begleitet. Mehr zum Konzept lesen Sie in unserem Vorab-Bericht zur ersten Photopia-Ausgabe und einem anschliessenden Messebericht 2021 sowie in einem Artikel über die Weiterführung der Messe in 2022.

Die Photopia fand in den Hamburger Messehallen neben dem Fernsehturm statt. In der Hallen dienten Container als Raumteiler und Dekoration. Die Container wurden aber auch als Standräumlichkeiten genutzt.

Veranstaltet wurde die Photopia vom Messeunternehmen «Hamburg Messse + Congress»  (HMC) zusammen mit dem deutschen «Photo Industrie Verband» (PIV). Der Verband hatte zuvor über Jahrzehnte zusammen mit der KölnMesse die Photokina in Köln veranstaltet und wird wohl nicht zufällig – wie gerade vor wenigen Tagen mitgeteilt wurde – seinerseits per Ende 2024 aufgelöst werden (Fotointern berichtete).

Platz für eine Fotomesse

Es stellt sich nun die Frage, wo kann sich die Imaging-Branche mit ihren Produkten und Diensten künftig physisch präsentieren? Fotofestivals verschiedener Grössen gibt es das ganze Jahr hindurch und über ganz Deutschland verteilt. An vielen sind einige Fotounternehmen mehr oder weniger präsent. Aber so richtig scheint wohl keines geeignet. Am ehesten könnte vielleicht die grosse international bedeutende Messe für Unterhaltungselektronik, die IFA in Berlin, der Fotobranche einen angemessenen Rahmen bieten.

Nach dem Aus für die Photopia will jedenfalls das Hamburger Messeunternehmen der Imaging-Branche dennoch weiterhin eine Plattform bieten und die Branche in einer anderen messe- und festivalartigen Veranstaltung integrieren. So soll die Imaging-Branche sich in der «Content Creator World» präsentieren können, die im Rahmen der «Polaris Convention» stattfindet. Gemäss Website stellt die Polaris ein Community-Universum mit «einem einzigartigen Mix aus Gaming, Anime, Manga und Asiatischer Popkultur» dar. Dort wäre dann also Platz in einer Ecke bzw. Nische. Das wäre vielleicht auch ganz passend für eine Industrie, deren Produkte und Technologien zwar omnipräsent sind und intensiv von fast jedem/jeder genutzt werden, die sich aber gerade zu einer Nischenbranche zu entwickeln scheint. 

 

Unredigierte Pressemitteilung

Hamburg Messe und Congress nimmt PHOTOPIA aus dem Programm

Hamburg, 02. April 2024 – Die Hamburg Messe und Congress wird das Imaging-Festival PHOTOPIA Hamburg nicht fortsetzen, da eine wirtschaftliche Durchführung in einem aktuell schwierigen Marktumfeld nicht möglich ist. „Unser Anspruch ist es, attraktive und qualitativ hochwertige Veranstaltungen anzubieten. Das lässt sich bei der PHOTOPIA nach unserer Auffassung auch mittelfristig wirtschaftlich nicht abbilden“, sagt Heiko M. Stutzinger, CEO der Hamburg Messe und Congress.

Die PHOTOPIA hatte 2021 ihre Premiere mit dem Ziel gefeiert, ein inspirierendes Festival für die Imaging-Community zu werden. Das ist auch gelungen, jedoch lassen sich die Kosten nicht in einem vertretbaren Maß refinanzieren. „Wir haben sehr sorgfältig alle Möglichkeiten abgewogen und uns dann entschieden, die Veranstaltung aus dem Portfolio zu nehmen“, so Stutzinger.

Vertretende der Imaging-Branche werden dennoch weiterhin die Möglichkeit haben, sich in Hamburg zu präsentieren. Raum dafür gibt es in der „Content Creator World“ im Rahmen der Polaris Convention, die vom 11. bis 13. Oktober 2024 in den Hamburger Messehallen durchgeführt wird.

Ende der offiziellen Pressemitteilung

 

 

2 Kommentare zu “Das Aus für die Fotomesse Photopia in Hamburg”

  1. Ich empfand die Fokokina im Zweijährigen Rhythmus immer zu weit auseinander, sind doch jährliche Neuheiten eigentlich üblich, was soll dann diese Messe? Nach Hamburg wollte ich dieses Jahr fahren, aber war schon skeptisch, denn das Drumherum mit Messe und Festival, das erinnerte mich an die letzten Zuckungen der CeBit in Hannover. Ich denke, dass man bei einer Messe auf das Wesentliche gehen muss: präsentieren der Marke und Neuheiten. Das ganze Brimborium braucht’s nicht. Außerdem muss man als Besucher auch mal den ganzen Hype hinterfragen: Hotels die gerade jetzt, nach Corona, noch unverschämter Preise zu Messezeiten erhöhen, Kosten für Standmiete exorbitant, Ticketpreise hoch, Verpflegung auf dem Messegelände ist extrem teuer, die Messegesellschaften sehen ausschließlich noch Profit.

  2. Bedient eine Fotomesse lokal einen globalen Markt – oder ist sie ein Kleinod zur Pflege einer wundervollen Marktnische? Rechtfertigt die Innovationskraft der Produzenten einen Messerummel – oder sind die Produkte technisch so ausgereift, dass nur Marketingspezialisten Fortschritte glauben erkennen zu können? Mit sehr wenigen Ausnahmen scheitern die Hersteller seit Jahren an den Schnittstellen ihrer Hardware mit der „restlichen Realität“. Eine Branche, die zum Beispiel didaktisch die Erklärung ihrer Autofokusvarianten Dritten überlässt oder die Wechselwirkungen individueller Einstellungen der Firmware nicht darzustellen weiss oder für direkte Uploads Kamera – Internet Klimmzüge machen muss sollte zuerst die Hausaufgaben machen. Dann wäre eine Messe möglicherweise angesagt und erfolgreich…

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