Der Verein Colour Art Photo feierte am 9. und 10. Juni 2024 sein 45-jähriges Bestehen mit einem bunten Jubiläums-Jahrestreffen in Vitznau. Nach den üblichen Vereinsgeschäften stand eine fröhliche Feier und ein lehrreicher Seminartag über künstliche Intelligenz auf dem Programm.
Seit 45 Jahren pflegt der Verein Colour Art Photo die professionelle Porträt- und Peoplefotografie in der Schweiz. Knapp 50 Berufsfotografinnen und -fotografen gehören zum Mitgliederbestand, besuchen Weiterbildungsseminare und messen sich in herausfordernden Wettbewerben in der klassischen und artistischen Porträtfotografie.
Dass damals, als vor viereinhalb Jahrzehnten die Colour Art Photo Schweiz gegründet wurde, die Portraitfotografie noch ein ganz andere war, hängt in erster Linie mit der technischen Entwicklung und den sich dadurch wandelnden fotografischen Stilen zusammen. Das klassische Porträt mit dem «Rembrandt-Licht» hat fantasievollen bis ausgefallenen Personenbildnissen Platz gemacht. Zudem sind sowohl die Ideen der Fotografierenden als auch die Erwartungen der Kunden im Laufe der Zeit andere geworden. Was geblieben ist, ist der Qualitätsmassstab von Colour Art Photo, der durch Weiterbildungsseminare und jährliche Wettbewerbe konstant hochgehalten wurde. Dies kam auch an der diesjährigen Jubiläums-Jahresversammlung am 9. und 10. Juni 2024 im Hotel Flora Alpina in Vitznau zum Ausdruck, an welcher etwa 30 der rund 50 Mitglieder ein gelungenes Fest genossen.
So langsam trudeln die Gäste im Hotel Flora Alpina in Vitznau ein und geniessen die herrliche Panoramaterrasse – auch wenn das Wetter sonniger sein dürfte
Die Jahresgeschäfte – kurz und knackig
Der Vierwaldstättersee hätte sich zum Festanlass von seiner sonnigeren Seite zeigen können, aber immerhin hielten sich für die zwei Tage die Regenschauer in Grenzen. So konnten die am frühen Nachmittag eintreffenden Gäste auf der aussichtsprächtigen Terrasse gelassen ihr Wiedersehen feiern und ihre Freundschaften aufleben lassen – was ja nicht zuletzt für viele wohl der Hauptgrund ist, weshalb sie bei Colour Art Photo das Vereinsleben pflegen.
Piet Bächler begrüsste die Gäste gleich mit drei unterschiedlich langen Ansprachen, die er als Prompts bei ChatCPT eingegeben hatte, um zu sehen, was die Künstliche Intelligenz aus diesen Eingaben macht. Erstaunlich! Und beängstigend zugleich! Aber mit KI müssen wir heute alle leben. KI sollte ja auch das Leitmotiv des folgenden Seminartages werden. Wird KI auch in der Portraitfotografie Einzug halten? Dazu mehr später – jetzt war zunächst der Jahresrückblick an der Reihe.
Die Traktanden der Jahresversammlung gingen speditiv über die Runden, denn schliesslich sah man mit Spannung der bevorstehenden Bilderprämierung entgegen
Beachtlich, was Colour Art Photo seinen Mitgliedern im vergangenen Jahr alles geboten hatte – mehr als viele vergleichbare Vereinigungen: Zwei Seminare mit David Blum und Maike Jarset, zwei Studiohöcks bei Sandra Imhoof und André Scheidegger, der Besuch der Chocowelt Aeschbacher in Root und drei Auslandreisen nach Dänemark, Frankfurt und Augsburg zu befreundeten Vereinen.
Die personelle Besetzung des Vorstandes von Colour Art Photo bleibt auch fürs nächste Jahr unverändert: (vlnr) Rolf Sutter, Piet Bächler, Gabriela Müller, Vito Stallone und Loredana Giola
Die Vereinsberichte und das Jahresgeschäft gingen flott über die Bühne, dies ohne erwähnenswerte Ereignisse. Auch die Mitgliederzahl blieb mit Ausnahme von zwei Austritten und zwei eventuellen Neumitgliedern konstant. Piet rührte nochmals fleissig die Werbetrommel für die im September stattfindende viertägige Studienreise nach Prag. Sie soll einmal mehr in fachlicher und gesellschaftlicher Hinsicht zu einem Höhepunkt werden.
Der alljährliche interne Wettbewerb hatte dieses Mal «bunt-knallig-grell» zum Thema, was der Fantasie der Teilnehmenden Auftrieb verlieh. Bunt, knallig und grell waren dann auch die eingereichten Arbeiten, die von einer externen Jury bewertet wurde; dies nach einem Punkteverfahren, was zur Folge hatte, dass die beste und die zweitbeste Arbeit nur gerademal um einen Punkt auseinanderlagen.
Das sind die Gewinnerbilder
«Bunt-knallig-grell» lässt in der Tat der Fotografenfantasie einen breiten Spielraum. So war es kaum verwunderlich, dass die Bilder in einer kaum beschreibbaren Vielfalt und Originalität ausfielen. Hier die drei besten Arbeiten:
1. Preis «GoldMedal»: Christoph Arnet, Kriens
2. Rang «Silver Medal»: Alexandra Räzer, Meierskappel
3. Rang «Bronze Medal»: Rolf Sutter, Huttwil
Im Rahmen der Auszeichnungen erhielt Christian Herbert Hildebrand neu und überraschend den Mastertitel. Peter Zbinden schaffte es dieses Jahr zum Gold-Master und ist damit in bester Gesellschaft mit Ruth Clalüna-Zbinden, Markus Wolf und Rolf Sutter, welche diese höchste Auszeichnung des Colour Art Photo bereits innehaben.
In farbenprächtigen Roben traf man sich zum Apéro und zum anschliessenden Galaabend
«Bunt-knallig-grell» war dann auch das Garderobenmotto für den bevorstehenden bunten Abend. Originell, was da alles an Farbenprächtigem und Ausgefallenem aus dem Kleiderschrank oder aus der Fasnachtskiste geholt wurde, um passend zum Thema einen unvergesslichen Abend mit vielen Darbietungen, feinem Essen und lustigem Beisammensein zu verbringen.
Im Fokus stand der Rückblick der 45-jährigen Vereinsgeschichte, die Piet einfallsreich und in Versform zum Besten gab, sowie ein Ausblick auf eine spannende Zukunft, mit den Ziel einer gepflegten und qualitativ hochwertigen Portraitfotografie.
Am Montag standen drei Workshops auf dem Programm, die ganz im Zeichen von KI standen. Oliver Rust informierte über «KI-basiertes Arbeiten mit Midjourney», Jannina Meier gab Einblick in «KI-Tools im Beruf und Alltag» und Stefanie Blochwitz führte durch die neuartige, KI-basierte Bildbearbeitungs-Software «Evoto». Mit diesem lehrreichen Teil schlossen zwei feierliche und spannende Tage, welche für die Colour Art Photo Mitglieder unvergesslich bleiben werden.
Fotointern wünscht Colour Art Photo viele weitere erfolgreiche Vereinsjahre.
Text und Situationsfotos: Urs Tillmanns
Mit Piet Bächler in Gespräch
Piet Bächler ist in der Schweizer Fotoprofiszene ein Begriff. Vor einem knappen halben Jahrhundert beim damaligen Colorlabor Pro Ciné in Wädenswil als Marketingleiter tätig, hat er sich vor allem der Portraitfotografie verschrieben. Wie es dazu kam, dass er die Fotografenvereingung Colour Art Photo gründete und diese seither leitet, wollten wir im nachfolgenden Interview wissen.
Fotointern: Lieber Piet, 45 Jahre Colour Art Photo! Du warst Gründer der Schweizer Portrait-Fotografen-Vereinigung. Wie hatte damals alles begonnen?
Piet Bächler: Der Anfang von Colour Art Schweiz geht auf meinen Photokina-Besuch im Jahr 1978 zurück. Ich hatte am Stand von Colour Art Phot International die ausgestellten Portraits gesehen, die mich echt beeindruckten. Da wir im Grosslabor Pro Ciné zu dieser Zeit eine eigene Labor-Abteilung für Portrait-Vergrösserungen eingerichtet hatten, hat mich diese internationale Vereinigung von aktiven Portrait-Fotografen sehr interessiert. Ich habe an besagtem Stand den Gründer von Colour Art Photo, Leif Preus aus Norwegen, getroffen und mit ihm die Möglichkeiten einer Mitgliedschaft besprochen. Die Idee von Colour Art Photo hat mich fasziniert, da sich diese als ideales Marketing-Tool im Portrait-Bereich unseres Labors entwickeln könnte. Nach einer Reise nach Norwegen zur Abklärung der Details habe ich die Lizenz von Leif Preus erworben und im Jahr 1979 den Verein Colour Art Photo Schweiz gegründet.
Colour Art Photo vor also schon damals im internationalen Kontakt. Welche Länder waren schon dabei?
Als wir im 1979 zu Colour Art Photo gestossen sind, waren bereits mehrere Länder mit dabei: Norwegen, Schweden, Finnland. Dänemark, Deutschland und Holland. Nach uns sind dann noch Österreich und Belgien dazu gekommen. Jedes Mitglied von Colour Art Photo konnte als Gast an den Jahrestreffen von anderen Ländern teilnehmen. Das haben wir aus der Schweiz immer sehr rege genutzt und waren öfters in kleineren und grösseren Gruppen unterwegs in ganz Europa.
Wie hat sich die Portraitfotografie in diesen viereinhalb Jahrzehnten stilmässig und technisch entwickelt?
Als wir zur Colour Art Photo-Gruppe vor 45 Jahren gestossen sind, war die Portraitfotografie in der Umbruchsphase von Schwarzweiss zu Farbe. Dieser Trend hat dazu geführt, dass Colour Art Photo in den ersten Jahren praktisch nur Seminarien und Workshops für Farbportraits angeboten hatte. Colour Art Photo war zu jener Zeit für viele Jahre praktisch der einzige Anbieter für Portrait-Seminarien; Friiedel Bollen zum Beispiel, der Präsident von Colour Art Photo Deutschland, war während zehn Jahren in mehr als 20 Weiterbildungen gefragter Referent für Farbportraits. Erst einige Jahre später kamen Workshop-Leiters aus verschiedenen Ländern hinzu – unter anderem auch für Schwarzweiss-Portraitfotografie. Colour Art Photo hat sich in dieser Zeit als echtes Zugpferd für Portraitfotografie entwickelt und war praktisch die einzige Vereinigung für aktive Fotografen.
Die künstliche Intelligenz ist heute ein Thema, welches die Fotografen enorm beschäftigt. Welche Bedeutung hat KI für Dich, und wie siehst Du deren Anwendung in der Porträtfotografie?
Ich denke die künstliche Intelligenz wird in allen Bereichen unseres Lebens einen sehr starken Impact haben und alles, wirklich alles verändern und auf den Kopf stellen – und zwar viel schneller als wir im Moment denken. Die klassische Portraitfotografie jedoch dürfte einer der Bereiche sein, welcher nicht so stark betroffen sein wird. Überall wo es darum geht persönliche Momente festzuhalten, welche mit unserem realen Leben zu tun haben, gibt es meiner Ansicht nach keinen Grund Bilder mit der künstlichen Intelligenz zu generieren. Hingegen wird KI in der Software für die Bildverarbeitung künftig noch viel stärker zum Einsatz kommen als dies heute schon der Fall ist.
Welches waren die wichtigsten Meilensteine der Vereinsgeschichte, und an welche Ereignisse erinnerst Du Dich besonders?
Als echte Meilensteine der Vereinsgeschichte können zwei internationale Treffen genannt werden: 1991 hat Colour Art Photo Schweiz im Parkhotel Waldhaus in Flims das internationale Treffen aller Colour Art-Länder durchgeführt. Fast 400 Portraitfotografen aus acht verschieden Ländern waren bei uns zu Gast. Während drei Tagen boten wir mehrere Seminarien und Workshops, unter anderem auch einen Workshop mit Dean Collins, einem sehr bekannten Referenten aus den USA.
Ein weiteres Highlight waren die internationalen Portraittage in Lillehammer. In den Lokalitäten der norwegischen Olympiade bot Colour Art Photo Norwegen 1996 für über 500 Colour Art-Fotografen aus allen Ländern ein unvergessliches Treffen mit mehreren Workshops, Präsentationen und vielen Gelegenheiten für einen konstruktiven Gedankenaustausch.
Sicher gab es auch schwierige Zeiten. Wie hat der Vorstand diese gemeistert?
Schwierige Zeiten haben wir in den letzten Jahren durch die Tatsache, dass wir – wie alle anderen Vereine und Clubs – einen Mitgliederschwund zu verzeichnen haben. Bei Colour Art Photo liegt sicher ein Grund darin, dass einige Mitglieder altershalber ihr Geschäft und dadurch auch die Mitgliedschaft aufgegeben haben.
Ein generelles Problem. Wie siehst Du die Zukunft für Colour Art Photo, und welches sind die Vorteile für die Mitglieder?
Um auch jüngere Berufsleute zu gewinnen, haben wir 2021 unser Vereinskonzept an die aktuellen Bedürfnisse und an die neuen Gegebenheiten der Portraitfotografie angepasst. Es wurde ein attraktives Preis-/Leistungs-Konzept entwickelt, konzipiert für langjährige Mitglieder, neue Mitglieder und für die junge Generation. Jedes Mitglied kann nun zwischen zwei Mitgliedsvarianten wählen: Member oder Premium Member. Der Unterschied liegt in den Mitglieder-Beiträgen und in der Berechtigung von kostenfreien und kostenpflichtigen Events, je nach individuellen Bedürfnissen. Dadurch ist Colour Art Photo nach wie vor eine Vereinigung engagierter und aktiver Portraitfotografinnen und -fotografen und bietet diesen eine attraktive Palette für moderne und erfolgreiche Portraitfotografie.
Dies sind die Vorteile einer Mitgliedschaft
• Gemeinsames Engagement und rechtzeitiges Erkennen von Trends
• ein kreatives Marketing-Konzept
• eine einmalige Inspirations- und Kommunikations-Plattform für einen persönlichen Kontakt und Ideenaustausch zu Kollegen/innen
• eine international eingetragene Marke, welche die Mitglieder berechtigt, unser registriertes Logo zu führen
• Teilnahme an internationalen Portrait-Wettbewerben
• ein Master-System als Leistungs-Qualifikation
• eine attraktive Homepage
• aktuelle Seminarien und Workshops mit fotografischen und marketing-technischen Themen
• Studiohöcks und kulturelle Events
• faszinierende Studienreisen
• eine Partnerschaft mit dem PPC und dem bpp für eine fruchtbare Kommunikation auf internationaler Basis
Mit diesem breiten und stark auf kollegialen Zusammenhalt ausgerichteten Angebot bleibt Colour Art Photo ein attraktives Netzwerk für die moderne Portraitfotografie.
Besten Dank für dieses Gespräch und weiterhin alles Gute für Dich und Colour Art Photo.
Das Interview führte Urs Tillmanns
Weitere Informationen zu Colour Art Photo finden Sie unter https://colourartphoto.ch/
Gratulation , merke gerade dass ich auch schon seit 45 Jahren Fotogeschichte zurückblicken kann.
Danke Piet Bächler , danke auch Pro Cinema wo ich auch schon 40 Jahre kenne und sehr lange dabei war . Seit der Digitalisierung hat sich so einiges Verändert . Gemini nicht Vergessen .
Wünsche alles gute .
Grüessli MALO
PS: fotointern Heft kenne ich auch schon ewig 🙂
KI Korrektur .. Pro Ciné
Wie meinte ein bekannter britischer Physiker vor seinem Tod : Die Menschheit sollte KI sofort einstellen, denn wenn die sogen. künstliche Intellgenz wirklich intelligent geworden ist, wird sie schnell erkennen, wo das Problem auf diesem Planeten liegt und uns ausschalten.
So viel zur Ki, die heute noch hochgelobt und gefördert wird 😉