Das gigantische Bauwerk einer der grössten Staumauern unseres Landes charakterisieren die Region Emosson im Südwesten des Wallis. Beatrice Gorelli und Keiichi Kitayama haben sich den Emosson zum fotografischen Thema gemacht und in drei Jahren einen aussergewöhnlichen Bildband geschaffen.
Staumauern von Wasserkraftwerken sind im Landschaftsbild unserer Alpen längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Die gigantischen Betonkolosse integrieren sich harmonisch in ihre Umgebung. Sie faszinierend durch ihre Grösse und die damit verbundene Ingenieurskunst und spielen eine unverzichtbare Rolle zur Energieversorgung unseres Landes. Diese Faszination beflügelt Fotografinnen und Fotografen, diese Bauwerke als Fotomotive auszukosten, um sie aus den besten Perspektiven und mit den stärksten Bildaussagen fotografisch zu verewigen.
Die Bilder der «Hadrons» – Beatrice Gorelli und Keiichi Kitayama – sind weit mehr als das. Sie erzählen Geschichten um die gewaltigen Bauwerke von Emosson herum, wollen in ihren Bildern die Stimmungen aufzeigen, die bei allen Wettern hier entstehen, wollen Leute porträtieren, die hier arbeiten oder im Umfeld des Staudamms leben, wollen einen Blick in die Geschichte dieser monumentalen Bauwerke geben mit Bildern, welche aus der Bauzeit vor mehr als 50 Jahren stammen. So ist ein Bildband einer besonderen Art entstanden, der uns nicht nur ein faszinierendes Stauwehr mit dem dazugehörenden Wasserkraftwerk präsentiert, sondern der gleichzeitig eine grossartige Bergwelt porträtiert. Die Bilder zeigen uns beispielsweise verblüffende Felsstrukturen, die für das Emosson typisch sind, deren Dimensionen aufgrund eines fehlenden Grössenvergleichs nur erahnt werden können. Oder das Fotografenpaar macht uns auf natürliche und architektonische Details aufmerksam, an denen wir achtlos vorbeigehen würden. Oder sie zeigen uns mit ihrem fotografischen Blick die interessantesten Gletscherstrukturen, welche seit Jahrtausenden jenes Wasser beherbergen, das für uns die wichtigsten Energiequelle darstellt. In ihren Bildern erleben wir die Barrage aus ungewohnten Perspektiven, mit an sich unwichtigen, aber verblüffenden Details. Mehr noch: Wir gehen mit ihnen hinein in ein Labyrinth von Gängen und Stollen, sie enthüllen uns Katakomben, die den üblichen Besuchern verborgen bleiben, und wir treffen auf jene Menschen, die für den Unterhalt und die Sicherheit dieser gigantischen Anlage verantwortlich sind. So erleben wir eine spannende Symbiose von Menschen, Wasser und Energie.
Beatrice Gorelli und Keiichi Kitayama haben drei Jahre im Emosson verbracht und liessen sich bei ihren fotografischen Exkursionen von ihren Gefühlen und Eindrücken leiten. Dies spürt man in ihren Bildern. Es sind subtile Impressionen, die weit weg von einer sachlichen Dokumentation sind. Das Buch unterschätzt man auf den ersten Blick. Erst wenn man sich intensiver damit auseinandersetzt, versteht man dessen Besonderheiten. Die Bilder geben Stimmungen wieder und strahlen Emotionen aus, welche den Emosson von seiner ungewohnten Seite zeigen.
Für wen ist dieses Buch? Für Leute, die einerseits sehr naturverbunden und anderseits technikaffin sind, die sich verführen lassen in eine Bergwelt der besonderen Art und ins Innere eines gigantischen Bauwerks, das für die Energieversorgung unseres Landes von grösster Bedeutung ist. Das Buch soll aber auch die touristischen Besucher unseres Landes ansprechen mit interessanten Essays und Interviews, die auf Englisch und Japanisch einen grossen internationalen Leserkreis erreichen sollen.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Die Region Emosson im Schweizer Wallis ist geprägt von einer atemberaubenden Alpenlandschaft, die von einer Reihe monumentaler Wasserkraftwerke durchbrochen wird, darunter drei Staudämme und ein Kraftwerk, das in einer Höhle 600 Meter unter der Erde verborgen liegt. In Hydroelectric Sublime machten sich die Fotografen Beatrice Gorelli und Keiichi Kitayama auf den Weg, die beeindruckende Umgebung einzufangen und begaben sich auf eine dreijährige Odyssee, um die komplexe Verbindung zwischen Mensch, Energie und Wasser zu ergründen.
Über Berge, Jahreszeiten und Generationen hinweg enthüllt das Buch die Ebenen einer Landschaft, die das Zusammentreffen von Natur und vom Menschen geschaffenen Dingen auf so subtile Art und Weise veranschaulicht – oder auf eine sehr ernste Art und Weise, je nach Sichtweise. Hydroelectric Sublime vereint Fotografien, Essays und Interviews, die einer grossartigen Erscheinungsform der modernen Zivilisation Tribut zollen, während sie gleichzeitig in die Geschichte der Talregion eintauchen und persönliche Zeugnisse derjenigen teilen, deren Leben von dieser Energiequelle abhängt.
Als Fotografin und Fotograf nehmen uns Gorelli und Kitayama mit auf eine Reise durch überwältigende Naturlandschaften bis hin zu den industriellen Innenräumen des Kraftwerks und den dunklen Tunneln des Emosson-Staudammkomplexes. Als Herausgeber und Herausgeberin präsentieren sie ein kunstvolles Zusammenspiel von visuellen, historischen, kulturellen, ökologischen und persönlichen Perspektiven auf ein hoch aufgeladenes Symbol der modernen Welt.
Die Texte reichen von einem Essay der japanischen Wissenschaftlerin für Umweltästhetik Takako Itoh, die den einzigartigen Ort mit Hilfe von Kants Begriff des Erhabenen und der Umweltethik betrachtet, bis hin zu einer Untersuchung des Anthropologen und Designautors Nicolas Nicova, der die Region als «vernetzte Landschaft» betrachtet. Hydroelectric Sublime deckt eine Vielzahl von Erzählungen über einen eindrucksvollen Ort auf.
Der Inhalt
Inhaltsverzeichnis
Emosson, a Networked Landscape – Nicolas Nova
Chamonix at Sunrise, in May 1791 – Sophie Christiane & Frederike Brun
Forty-One Years of Dedication – Bruno Gay des Combes
Balancing Water and Energy – Bruno Boulicaut
Nature – Artefact, the Alps – the Emosson dam – Takako Itho
Reflections in the Mountains – Beatrice Gorelli & Kiichi Kitayama
Danksagungen, Impressum
Biografien
Beatrice Gorelli (*1996) ist Kreativdirektorin in den Bereichen Medien und Kommunikation. Sie verbindet ihr Fachwissen im Bereich der visuellen Kommunikation und des Marketings mit einer tiefen Leidenschaft für die Naturfotografie. Derzeit ist sie als Kreativdirektorin in der Werbebranche tätig. Zuvor hat sie in den Bereichen Design und Soziales umfangreiche Recherchen durchgeführt, die in Installationen mündeten, welche bei Veranstaltungen wie dem MAMCO in Genf, dem Numerik Games Festival und dem KIKK Festival in Belgien gezeigt wurden.
Keiichi Kitayama (*1987) begann seine Karriere als Mode- und Portraitfotograf in Japan, bevor er nach Berlin zog. Sein Portfolio wurde in Lifestyle- und Modemagazinen wie GQ, Schön und Teeth gezeigt. Im Jahr 2015 veröffentlichte er selbst den Fotoband «Amou Hoje?», der von seiner kurzen, aber tiefgreifenden Erfahrung in Brasilien inspiriert ist. Nach seiner Zeit in der Schweiz hat sich seine Leidenschaft für die Fotografie auf die Natur ausgeweitet und umfasst sowohl ökologische als auch soziale Themen.
Bibliografie
«Hydroelectric Sublime»
176 Seiten mit ca 170 Abbildungen, Fadenheftung, Hardcover, Format 24 × 30,5 cm
Fotografiert und herausgegeben von Beatrice Gorelli und Keiichi Kitayama (Les Hadrons)
mit Texten von Nicolas Nova, Takako Itoh, Sophie Christiane & Frederike Brun, Bruno Gay des Combes, Bruno Boulicaut sowie Beatrice Gorelli & Kiichi Kitayama
Sprachen: Englisch und Japanisch
Design: Beatrice Gorelli
Verlag Lars Müller, Zürich
Erschienen im Juni 2024
Preis: CHF 50.– / EUR 50.–
ISBN 978-3-03778-738-0, English, Japanese
Das Buch kann im Buchhandel erworben oder direkt beim Verlag bestellt werden.