Werner Erne war nicht nur in der Region Aarau als Dokumentarist des Zeitgeschehens bekannt, sondern er hat seinen Lebensunterhalt vor allem als Werbe- und Industriefotograf verdient. Zudem hat er sein immenses Wissen als Fachlehrer an viele junge Leute weitergegeben.
Werner Erne wurde am 9. April 1931 in Zürich geboren, wuchs im Kreis 5 auf und entschied sich nach seiner Schulzeit zu einer Lehre als Apparateglasbläser. Mit 23 entschied er sich auf Reisen zu gehen. Er arbeitete in Paris als Glasbläser, half dann im Süden bei der Weinernte, schiffte sich in Marseille nach Marokko ein, arbeitet hier als Barkeeper, Kioskverkäufer und Flugzeugbelader, ging weiter nach Algerien und kam schliesslich anderthalb Jahre später via Italien zurück nach Zürich. Auf der Reise hat ihn auch die Fotografe begeistert, die er nun an der Kunstgewerbeschule bei Hans Finsler von Grund auf erlernen wollte. Nach dieser Lehrzeit heiratete er die Goldschmiedin Ruth Peterhans und zog an ihren Heimatort Aarau.
Hier baute sich Werner Erne ein Fotostudio für Atelier für Werbe-, Industrie- und Architekturfotografie auf, engagierte sich für kulturelle Projekte (z.B. Mitbegründung des Kellertheaters «Innerstadtbühne Aarau») sowie für die linksliberale Politik. Neben seiner Tätigkeit als selbständiger Fotograf kehrt er dorthin zurück, wo er seinen Beruf erlernt hatte und amtet von 1971 bis 1996 als Fachlehrer an der Kunstgewerbeschule Zürich.
Sein fotografischer Nachlass, den er dem Stadtmuseum Aarau vermacht hatte, umfasst zehntausende von Planfilmen, Mittelformat-Negativen, Kleinbildfilme, Diapositive und digitale Bilder. Das wertvollste Stück der Sammlung aus kuratorischer Sicht sei aber kein Bild, sondern das sogenannte Tagebuch, erklärt die Kuratorin Laura Aellig. «In einem Ordner, dem man sein Alter ansieht, hatte Erne die Filme notiert, mit Nummer, Stichwort und Datum versehen. Dieses Buch erleichtert dem Museum die Arbeit enorm» sagt Aellig. Seine Werke wurden zudem in mehreren Büchern, in Einzel- sowie in Gruppenausstellungen gezeigt.
Neben seinen kommerziellen Aufnahmen hat Werner Erne während Jahrzehnten die Zeitgeschichte von Aarau und der Region aber auch im Ausland dokumentiert. So ist eine reichhaltige Fotosammlung entstanden, die nun weiter aufgearbeitet wird und als wertvolles Bildmaterial für Ausstellungen und zur Illustration von Artikeln genutzt werden kann. Werner Erne wurde am 30. Oktober 2024 im Alter von 93 Jahren von seiner Demenzkrankheit erlöst.
Werner Erne geht als weltoffene und empathische Persönlichkeit in die Schweizer Fotogeschichte ein, der nicht nur das Zeitgeschehen über seine Region hinaus beispielhaft dokumentiert hat, sondern, der es auch verstand jungen Leuten sein Fachwissen und seine Praxis im Berufsunterricht weiterzugeben. Wir werden ihn und sein Werk in bester Erinnerung bewahren.
Urs Tillmanns, Fotos: Peter Kohl
Quellen:
• Biografische Daten auf www.foto-ch.ch
• Aargauer Zeitung vom 11.11.2020 «Der Schatz wird vor dem Verblassen gerettet: Fotograf Werner Erne schenkt seine Fotos dem Stadtmuseum» von Janine Gloor
• Aarauer Neujahrblätter, Band 25 (21011) «Unsichtbar im Kreis 5» von Markus Kirchhofer