Vor knapp einem Monat ist Irène Rüfenacht verstorben; sie könnte heute ihren Geburtstag feiern. Irène war lange Zeit Partnerin von Dennis Savini und danach selbständige Fotografin. Sie hatte sich als stille Kämpferin vor allem für den damaligen Berufsverband vfg eingesetzt.
Irène Rüfenacht wurde am 18. November 1947 in Hinterhomburg im Kanton Thurgau geboren, wo sie auch aufwuchs. Später lebte sie in Frauenfeld und hat in den 1960er Jahren bei Hansruedi Jutzi in Zürich die Lehre als Fotografin begonnen, die sie allerdings nach zwei Jahren abbrach. Danach hatte sie als Fotografin und Fotolaborantin bei Hans Humm gearbeitet, bis sie sich 1983 mit Dennis Savini zusammen selbständig machte und das Studio Savini-Rüfenacht in Zürich gründete. 2003 erfolgte die Trennung des Fotografenpaares und die Gründung ihres eigenen Fotostudios in Dachsen ZH.
Dennis Savini und Irène Rüfenacht um 1990 (Foto zVg)
Irène Rüfenacht war 1996 Mitgründerin der Vereinigung fotografischer Gestalter/innen (vfg), und deren erste Präsidentin. Die vfg war aus dem Verband der Schweizerischen Werbefotografen (SWF) entstanden, der sich 1995 auflöste. Irène und ihre Mitstreiter/innen bauten die neue Berufsvereinigung von null an auf und schufen damit eine Plattform für kreative Berufsfotografie in der Schweiz, die es mit entsprechenden Zielsetzungen noch nicht gab. Mit dem vfg-Nachwuchsförderpreis, der vfg-Selection (später Swiss Photo Award), dem neuen Berufsbild «Fotodesign» oder den Bildersoirées setzten sie in der Schweiz neue Wegpunkte und veränderten das Berufsbild der Fotograf/in in der Ausbildung, der Berufsrealität und in der öffentlichen Wahrnehmung. Ein Prozess der heute vom SIYU weitergeführt wird. Irène hat über Jahre einen grossen Anteil an all diesen Entwicklungen gehabt, ohne Sie wäre viel Entscheidendes in der Vergangenheit nicht passiert und so profitieren wir auch heute noch von ihrem Einsatz für den Beruf und seine kreativen Möglichkeiten.
Als selbständige Fotografin war Irène immer sehr interessiert an Auftragsarbeit für KMUs, Kunst, Industrie etc. bei denen kreative Lösungen erwartet wurden. Zugeschnitten auf die Bedürfnisse ihrer Kundschaft erarbeite sie, nebst fotografischer Umsetzung, Konzepte und Gestaltung für Broschüren, Flyer, Plakate etc. Vermehrt widmete sie sich auch ihrer Leidenschaft, dem Reisen, da sie dabei ihre beruflichen Erfahrungen ebenfalls einbringen konnte. So war ein vielseitiges Archiv entstanden mit Fotos aus verschiedenen Ländern und vielen Begegnungen. In den letzten Jahren hatte sich Irène vermehrt der Fotografie mit der Lochkamera gewidmet, um Fotos mit dieser alten Technik und ihrem speziellen Charme zu realisieren. Nun hat Irène Rüfenacht sowohl ihre Camera obscura als auch ihre geliebte Hasselblad beiseitegelegt.
Irène Rüfenacht ist am Sonntag, 20.Oktober 2024 in Winterthur nach einer kurzen, schweren Krankheit verstorben. Es bleibt uns nur zu trauern um eine stille, energische Kämpferin für unser schönes und gestaltendes Handwerk.
(Basiert auf einem Nachruf von Dennis Savini)