Am letzten Freitag, 10. Januar 2025, wurde das bekannte Fotofachgeschäft Marlin GmbH in der Aeschenvorstadt vom Konkursamt geschlossen und versiegelt. Ein herber Schlag für den Geschäftsinhaber Erwin Marlin, der dieses seit 26 Jahren in Basel führte.
Der Grund für diese behördliche Massnahme soll die Forderung eines Kunden* über 12’595 Franken gewesen sein, der die Bestellung eines Canon-Objektivs nach Bezahlung storniert hatte und seit August 2024 auf die Rückerstattung des Betrages wartete. Nun hat er nach vorgängiger Betreibung und Konkursandrohung das Konkursbegehren für seine Forderung durchgesetzt.
Für Foto Marlin in der Aeschenvorstadt in Basel steht der Konkurs an, dessen Abwendung immer unwahrscheinlicher wird
Für den 71-jährigen Erwin Marlin, der seit knapp 40 Jahren erfolgreich mehrere Fotogeschäfte betrieb (anfänglich eines in Rheinfelden und zwei in Basel), war die völlig überraschende Versiegelung seines Geschäftes ein herber Schlag: «Für mich ist die Welt zusammengebrochen» sagte Erwin Marlin zu Fotointern. Zwar bleiben ihm rechtlich gesehen wenige Tage Zeit, um Beschwerde gegen den Entscheid des Zivilgerichts einzureichen. «Aber ich habe die Kraft nicht mehr dazu» sagt Erwin Marlin. Kommt hinzu, dass Erwin Marlin nach mehreren Burnouts gesundheitliche Probleme hat, ebenso wie seine Frau Andreea, die unter Long-Covid leidet. «Ein Neuanfang in meinem Alter mit dem nun entstandenen Imageschaden, ist nicht mehr realistisch, zumal die Situation im Fotofachhandel mit der Online-Konkurrenz der Grossdistributoren immer schwieriger und die Margensituation immer kritischer geworden ist.» Dramatisch ist zudem, dass durch den nun anstehenden Konkurs den zwei Angestellten und der Lehrtochter vom Amtes wegen gekündigt wurde.
Erwin Marlin hatte in der Vergangenheit seinen Verkaufspunkt immer wieder durch Umgestaltung der Zeit angepasst
Was passiert mit den Forderungen von Kunden, welche noch Waren bei Foto Marlin bestellt und bezahlt haben? «Ich habe diesen Punkt mit dem Konkursamt besprochen, und es wurde mir untersagt, diese Fälle noch abzuwickeln. Es liegt nun alles in der Kompetenz des Konkursamtes …»
Kommentar: Foto Marlin gehört zu den immer weniger werdenden Fotofachgeschäften der Schweiz. Er und sein Team haben sich in rund 25 Jahren an der Aeschenvorstadt eine treue Stammkundschaft aufgebaut, die auf eine kompetente Beratung zählen konnte. Zudem hat Foto Marlin einen immer wichtiger werdenden Online-Handel betrieben sowie Kurse und Reisen durchgeführt. Auch hat er sich zudem während Jahrzehnten einen Namen für den Occasionshandel aufgebaut, der über die Landesgrenzen hinausging. Es ist bedauerlich und ein grosser Verlust für die Schweizer Fachhandelsszene sowie für einen grossen Kundenkreis, dass ein weiteres, renommiertes Schweizer Fotofachgeschäftes seine Pforten für immer schliessen wird.
Text und Fotos: Urs Tillmanns
* Name der Redaktion bekannt
Ich war bei Marlin schon mal in einer ähnlichen Situation. Ich habe vor Ort ein Objektiv bestellt und gleich bezahlt. Obwohl es hiess, dass das Objektiv inner wenigen Tagen lieferbar sei, passierte danach nichts mehr. Mails wurden nicht beantwortet. Erst als ich im Geschäft vorbei ging, wurde ich ernst genommen und das Geld zurückerstattet. Es ging aber um einen viel kleineren Betrag (ca. 2000 Franken).
Ich bin langjährige Kundin von Foto Marlin, und ich habe leider eine schlechte Erfahrung mit ihnen gemacht. Im November 2024 habe ich eine Kamera bestellt, wo eine Lieferfrist von 3-4 Wochen in Aussicht gestellt wurde. Ich habe aber nichts erhalten. Ich war vor der Konkurseröffnung im Geschäft und habe mich nach dem Stand der Lieferung erkundigt. Herr Marlin hat mir in Aussicht gestellt, dass die Kamera wahrscheinlich im Februar 2025 geliefert werde. Er würde dafür sorgen, dass ich bei den ersten sein werde, welche die Kamera erhalten wird. Zwei Tage später erfolgte die Konkurseröffnung, von der ich aus den Medien erfuhr! Mit anderen Worten hat Herr Marlin mich angelogen. Das ist sehr bitter, weil das Geld wohl verloren ist.
Ich vermute mal, dass Marlin deshalb nicht wie versprochen liefern konnte, weil er bei den Fotomarken zu viele Ausstände hatte und diese Firmen darum dann irgendwann „plötzlich“ die Lieferungen aussetzten.
Wenn man an so einem Punkt angelangt ist, wird es schwierig. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Situation selbstverschuldet oder unverschuldet ist.