Felix Bucher hat das Land der Massai zwischen Kenia und Tansania in Ostafrika besucht, und zeigt in diesem Bildband eine spannende Reportage vom alltäglichen und kulturellen Leben eines Volkes, das noch fernab des westlichen Einflusses und des Tourismus lebt. Wie lange noch?
Eigentlich per Zufall ist Felix Bucher nach Siha, in das Land der Massai gekommen, dies im Rahmen des Frauen-Hilfswerks gyn-help.com, das in jener Umgebung in einem Spital mit Geburtenhilfe und Gynäkologie engagiert ist. In Siha fehlt eine Zivilisation, wie wir sie uns vorstellen. Die ostafrikanische Volksgruppe, die in den weiten Ebenen im Süden Kenias und im Norden Tansanias beheimatet ist, meidet seit Jahrhunderten den Kontakt mit anderen afrikanischen Völkern und lebt dementsprechend abgeschieden und naturverbunden. Die ländliche Bevölkerung wohnt in einfachen Hütten aus Lehm, Kuhdung und Strohdächern, während sich in den Siedlungsgebieten allmählich eine Festbauweise mit Backsteinen und Ziegeldächern, sowie ein westlich orientierter Wohnstil durchsetzt.
Felix Bucher hat die Massai als ein sehr freundliches und aufgeschlossenes Volk erlebt mit Menschen, die sich auch bereitwillig fotografieren liessen; viele dürften es auch als eine besondere Ehre empfunden haben, auf dem Bild zu sein. Die Fotos zeigen zufriedene und glückliche Menschen, die in erster Linie von der Rinderzucht und der Landwirtschaft in sehr einfachen Verhältnissen leben. Die Anzahl der eigenen Rinder ist ein Zeichen des Wohlstands; ein Massai besitzt bis zu 50 Rinder, sowie zahlreiche Schafe und Ziegen, von denen sich die Familie ernährt. Der Anbau von Mais, Kartoffeln und Bohnen setzt sich erst in neuerer Zeit durch, nachdem bisher vor allem Schaffleisch gegessen und mit Milch vermischtes Rinderblut getrunken wurde. Die Tiere halten die Massai in der Umgebung ihrer Hütten, deren Grundstück sie mit Dornenhecken als Schutz gegen wilde Tiere einzäunen. Mehrere Hütten zusammen bilden eine familiäre Gemeinschaft, in der auch die Polygamie mit zwei bis drei Frauen üblich ist. Oberstes Organ der Gemeinschaft ist der Ältestenrat, der die Mehrzahl der Entscheidungen trifft, welche das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben betreffen und der die Gesamtverantwortung für die Führung der Gemeinschaft trägt. Dazu gehört auch die Wahrung des Brauchtums und der religiösen Zeremonien, die in der Massai-Kultur eine wichtige Rolle spielen.
Felix Bucher war nur wenige Tage in Siha und hat in dieser Zeit das Land und die Einheimischen in einer spannenden Reportage verewigt. Dabei wechseln sich Landschaftsbilder der unendlichen, durch den Kilimandscharo abgegrenzte Ebene mit Porträts von Leuten in seinen Bildern ab, die offensichtlich gerne vor der Kamera posieren. Einige zeigen voller Stolz ihr Motorrad, das neben Verkehrsmittel auch zu einem wichtigen Statussymbol geworden ist – der Einfluss der westlichen Kultur ist auch bei den Massais nicht zu übersehen. Bilder, die Felix Bucher in einer Schule machen konnte belegen, dass die modernen Massai Wert auf Bildung legen, um den künftigen Generationen den Anschluss an die moderne Welt zu ermöglichen.
Felix Bucher vermittelt uns mit seinem Buch «Siha, Licht und Schatten» einen wertvollen und einzigartigen Einblick in das Leben und die Kultur der Massai, einem der wenigen halbnomadischen Völker, das bisher vom westlichen Einfluss und dem Tourismus weitgehend verschont blieb. Allerdings sehen sich die Massai zunehmend mit Landverlust, Einschränkungen durch Nationalparks und dem Einfluss der Moderne konfrontiert, was ihre Kultur zusehends beeinflusst. Das Buch ist ein Bildband, der – abgesehen vom poetischen Vorwort von Julia Weber – nur wenig Text enthält. Da und dort wird das originell und abwechslungsreich gestaltete Buch durch ein kurzes Zitat in Suaheli und auf Deutsch aufgelockert – Zitate, die meist sehr tiefsinnig sind und uns in die Philosophie und Glaubenslehre der Massai entführen.
Für wen ist dieses Buch? Es zeigt uns das Leben eines Volkes, über das bei uns nur wenig bekannt ist, und so richtet es sich in erster Linie an Betrachterinnen und Betrachter, die sich für fremde Kulturen interessieren und ethnologische Interessen haben. Zudem ist es ein spannender und sehr gut fotografierter Bildband mit Aufnahmen, die dereinst einmal Seltenheitswert haben könnten.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Siha: Eine Region fernab des Tourismus, mit dem Kilimandscharo als stillen Beobachter. Dieser Bildband ist eine Reise durch das einfache, doch tiefgründige Leben der Menschen in dieser Region. Von den stolzen Massai mit ihrer faszinierenden Kultur und Tradition bis hin zu den kleinen Augenblicken des Alltags – jedes Bild erzählt eine Geschichte von Verbundenheit, Tradition und einem Leben im Einklang mit der Natur. Siha ist ein Ort voller Seele und Geschichte, der uns zum Nachdenken bringt.
Der Inhalt
Vorwort von Julia Weber
Die Kraft des Landes
Jede Seele
Das Meer des Lebens
Das Wasser des Lebens
Die Mutter
Die Frau
Freiheit
Wahre Liebe
Der Krieger der Weiten
Wissen ist Reichtum
Tumbuka Kisima
Viele Menschen, viele Wunder
Danksagung / Biografie / Impressum
Der Fotograf
Felix Bucher ist 1970 in Zürich geboren und in Rüschlikon aufgewachsen. Die Fotografie als Ausdrucks- und Kunstform hat ihn seit immer fasziniert. Die letzten fünfzehn Jahre hat er selbst intensiv fotografiert. In all seinen Fotos findet man einen Hauch Melancholie. Oft zeigen sie die Schönheit von alltäglichen Situationen und Orten in einem einsamen Moment. Seine Aufnahmen sind nie reisserisch oder voyeuristisch. Portraits sind dabei seine zweite Leidenschaft neben den Aufnahmen von Natur und Plätzen. Respektvoll fängt er die Besonderheit und Eigenarten seines Gegenübers ein.
Bibliografie
Felix Bucher «Siha, Licht und Schatten»
Das Land der Massai
128 Seiten, 91 Schwarzweiss-Abbildungen, Fadenheftung, Hardcover, Format 22,5 x 30 cm
Text deutsch und englisch
Vorwort Julia Weber
Snap Collective, Kopenhagen DK
Preis: CHF 95.00 (signierte Edition, zzgl. Versandkosten) / EUR 89.00 (Verlag)
ISBN 978-87-7620-384-9
Das Buch kann im Buchhandel, beim Verlag oder direkt beim Autor bestellt werden.