In Paris findet noch bis Montag der Salon de la Photo statt, die grösste alljährlich stattfindene Fotomesse und Neuheitenschau Europas. Alle namhaften Fotomarken sind mit ihrem lückenlosen Produktesortiment präsent und informieren die Besucher über die Besonderheiten ihrer Neuheiten. Dazu gibt es verschiedene interessante Bilderschauen und spannende Vorträge.
Zwar liegen noch keine offiziellen Besucherzahlen vor, aber auch der zweite Messetag zeigte sich mit einem sehr grossen Publikumsandrang. Nach Aussagen der Organisatoren sollen sich dieses Jahr sehr viel mehr Prosumer und Fachbesucher vorangemeldet haben als in den letzten Jahren. Heute ist das Wetter in Paris bedeckt und es regnet leicht. Typisches Messewetter also, das den Besucherstrom am Wochenende weiter ankurbeln wird. Die Zahl der 70‘000 Fotobegeisterten, die letztes Jahr den Salon besuchten, dürfte dieses Jahr nochmals deutlich überboten werden – die Messe hofft, die magische Zahl 100‘000 erreichen zu können. Das könnte durchaus realistisch sein, zumal auffallend viele Gratiseintritte von den Ausstellern und in Fachzeitschriften angeboten werden.
Die Messe hat für 2010 ihr Konzept etwas geändert. Das «Village de la vente» wurde in den hinteren Teil der Halle 4 verlegt und bildet dort nochmals einen zusätzlichen Publikumsanziehungspunkt, was im vorderen Hallenbereich mehr Bewegungsfreiheit und eine bessere Übersicht ergibt.
Geblieben sind, die kleineren Stände im Eingangsbereich, welche zu Stosszeiten zu einem Stau führen und auf den Besucher wenig einladend wirken – etwas, was man für nächstes Jahr verbessern könnte. Besonders kritisch wirkt sich dies beim Hallenausgang aus, wo Adobe platziert ist und mit seinen interessanten Photoshop-Präsentationen zu einer totalen Verstopfung des Durchgangs führt. Keine Frage: Adobe braucht nächstes Jahr mehr Platz …
Beim Adobe-Stand ist während den Photoshop-Präsentationen kein Durchkommen mehr
Die Betreiber des «Village de la vente», Camara, Sapc, Cirque photo video, FNAC und Phox, können sich zeitweise vor den Publikumsandrang kaum wehren. Es ist eine Besonderheit des Salon de la Photo, dass die Besucher die an den Ausstellungsständen gesehenen Neuheiten gleich bei einem der Grossanbieter kaufen und die Ware sofort mitnehmen können. «Ich weiss nicht, ob es mehr oder weniger Besucher als letztes Jahr sind», meint ein Verkäufer am FNAC-Stand «ich weiss nur, dass wir gestern und heute ununterbrochen Waren über die Theke geschoben haben». Die Leute stehen Schlange, besonders bei Camara, wo man kostenlos den Sensor seiner Spiegelreflexkamera reinigen lassen kann. Es soll Leute geben, die vor allem deswegen die Messe besuchen.
Emsiges Treiben im «Village de la vente»: Hier können die Besucher die an den Ständen gesehenen Neuheiten gleich kaufen
Auch die Librairie ist äusserst erfolgreich. Das Blättern in dem breiten Buchangebot macht offensichtlich Spass. Zu gewissen Zeiten ist hier kein Durchkommen, und das Personal muss gleich palettweise Nachschub beschaffen. Am besten laufen Lehrbücher über fotografische Themen, dann Kamerabücher und Anleitung zu Software, aber auch Fotografenbiographien und Bildbände werden zu Hauf gekauft. Als Betreiber eines Fotobuchshops habe ich den Eindruck, dass die Franzosen stärker bibliophil interessiert sind und noch mehr Bücher lesen als dies bei uns der Fall ist. Es laufen Bücher als Bestseller, die bei uns keine Chance hätten.
Der Bücherverkauf ist eine von vielen Attraktionen des Salon de la Photo
Auch das Rahmenprogramm der Messe ist sehr gut besucht. Hier gibt es Vorträge und Publikumsinterviews bekannter Fotogrössen, wie Patrick Chauvel, Lizzie Sadin, François Darmigny, Roland et Sabrina Michaud, Kimiko Yoshida oder Sarah Moon, die von den Besuchern mit Spannung verfolgt werden. Wenn man sich die dazu Zeit nimmt, diesen Ausführungen zuzuhören, erfährt man viel über das oft abenteuerreich und aufwändige Schaffen dieser Fotografen.
Prall gefüllter Saal: Lizzie Sadin erzählt über ihre Reportagearbeit in den Gefängnissen Russlands und Amerikas
Wer seine Kamera mit dabei hat, wird auch die verschiedenen Fotografier-Gelegenheiten nicht übersehen, vor allem an den Ständen von Panasonic, Hasselblad, Nikon und Samsung. Zu Gast ist dieses Jahr BMW, welche optisch besonders attraktive Motorräder präsentiert, darunter auch eine R7 Streamliner aus dem Jahre 1934, eine Konzept 6 von 2009, eine brandneue S 1000 RR FSBK sowie vier Modelle, die von Grafikern speziell gestaltet wurden. Augenweiden für Motorradfans und attraktive Motive für Fotografen – eine sinnvolle Symbiose, wie wir meinen.
Urs Tillmanns aus Paris
Weitere Informationen über den Salon de la Photo finden Sie hier.