David Meili, 14. November 2010, 10:43 Uhr

Bilder aus der Unterwelt, verschlafene Themen, Kerstin and the Wales

Pressespiegel zum Wochenende vom 13./14 Novemer 2010
Nicht zum ersten Mal fand in der gigantischen Baustelle für die Durchmesserlinie unter dem Hauptbahnhof Zürich eine Pressekonferenz statt. Selbst wer beim NEAT-Durchstich dabei war, zeigte sich tief beeindruckt. Für den Tages-Anzeiger fotografierte Noe Flum (Ausgabe Zürich, vom 12. November 2010, Seite 18).
Bildnachweis: Medienkommunikation Marti AG).

Die Aufnahmen von Noe Flum sind ausstellungswürdig und finden sich überraschend nicht mehr als Bildstrecke auf Newsnetz. Philipp Albrecht hat ein DSLR-Video aufgeschaltet. Was man zudem vermisst, ist eine Langzeitreportage. Nun soll die Bildstrecke von Noe kostenflichtig auf der App aufgeschaltet sein. An der Werdstrasse macht man Patienten- (sorry) Kundenversuche.

Der Tages-Anzeiger berichtete in Häppchen über die Grossbaustelle, doch immerhin ist die Durchmesserlinie  in einzelnen Etappen online archiviert.   Ein Teil des Aushubs musste mitten aus dem Hauptbahnhof Zürich weggebracht werden, eine  Herausforderung für alle Beteiligten. Wie die Sicherheit der Bauarbeiter, der Pendler und des Bahnverkehrs gewährleistet wurde, wäre eine Reportage wert gewesen, doch nun ist es bereits Geschichte.

Zu spät war die Pressefotografie auch beim Transport von radioaktivem Material nach Würenlingen (Der Sonntag, Seite 9, mit Infografik und Bild aus Gorleben, eigene Bilder hat man nicht). Der „Kommunikationsfehler“ dürfte bei Greenpeace liegen, wo der Schwung in der Medien- und Mitgliedermobiliserung spürbar abgenommen hat.

Der Berner Rechtsaussen-Politiker Thomas Fuchs würde als Aktionskünstler durchgehen, doch er sucht nach dem Vorbild der Stadtzürcher SVP Sparmöglichkeiten im Kunstbereich und ist im Amt für Kultur des Kantons Bern auf Reisestipendien gestossen. Mit insgesamt CHF 90 000.- pro Jahr für mehrere (!) Künstler/innen (darunter auch Fotografen) ist es für Fuchs ein Budgetposten, den man bei der Regierung hinterfragen muss. Nun wird verwaltungsintern ein fünfstelliger Betrag freigesetzt werden müssen, um zu belegen, was eine der effizientesten  Massnahme der Kulturförderung des Kantons Bern gebracht hat (Der Sonntag, Seite 10).

Doch es gibt auch ein anderes Bern. Peter Mosimann porträtiert für Der Sonntag Bundesrätin Simonetta Sommaruga, mit rotem Veston (Reissverschluss!). Mit dem Interview belegt die Bundesrätin, wie rasch sie sich in in ihr schwieriges Amt eingelebt  und modisch gekleidet, und dass sie auch für Fotografen die Kurve geschafft hat.

Ebenfalls in Der Sonntag: Kurt-Emil Merki äussert sich (Seite 31) zur Entwicklung von Ringier zum Unterhaltungskonzern. Fotograf/innen, die in diesem Umfeld seit Jahren arbeiten, verstehen die „Aufregung“ nicht, und in den fünfziger Jahren war der Verkauf von Schnittmustern eine wesentliche Ertragsbasis des Hauses Ringier.

Das Haus Ringier ist vielfältiger denn je. Das SonntagsBlick Magazin präsentiert eine wirklich atemberaubende Reportage von Helmut-Maria Glogger über Panorama-Aufnahmen von Matthias Taugwalder. Das Making-of seines Kollegen fotografierte Nicolas Righetti. Die Aufnahmen sind ebenso beeindruckend wie der technische Aufwand.

Nun hat Kerstin Cook ihre eigentlicher Berufung als Studentin der Biologie gefunden. Sie engagiert sich für Ocean Care und Säugetieren in den Weltmeeren. Ob man hierzu im Bikini auftreten muss, lassen wir offen. Wer sie im kommenden Mai beim Lokaltermin in Griechenland fotografisch begleiten darf, ist noch offen.
(Bildnachweis: tillate.com)

Ein Kommentar zu “Bilder aus der Unterwelt, verschlafene Themen, Kerstin and the Wales”

  1. Bemerkung zu Pesches Sommarugabild:

    Dies entstand nicht in Zusammenhang mit dem aktuellen Interview im „Der Sonntag“. Man beachte den Freisteller auf der Front, dies wäre das Portrait gewesen.
    Leider war ich gezwungen meine ursprüngliche Bildidee zu kippen und musste daher in den verbleibenden 3 Minuten einen Schnellschuss produzieren.

    Allem Anschein nach hat es dieser leider nicht auf den Bundauftakt geschafft.

    Schade.

    Emanuel Freudiger /Fotograf Aargauer Zeitung / Der Sonntag

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