Urs Tillmanns, 24. November 2011, 15:00 Uhr

Mit dem Auto durch den Wirbelsturm: «Tornadojäger 3D»

Ab heute, 24. November 2011 begleiten die Zuschauer des Verkehrshaus Filmtheaters in Luzern den berühmten Sturmjäger Sean Casey auf einer atemberaubenden Expedition. Aus einem sieben Tonnen schweren Spezialfahrzeug in 3D gefilmt zeigt er Tornados aus bisher ungesehenen Perspektiven. Präsentiert wird der einmalige Dokumentarfilm «Tornadojäger 3D» auf der grössten Filmleinwand der Schweiz.

Dank dem TIV (Tornado Interceptive Vehicle), einem eigens dafür konstruierten Truck, der selbst Tornados standhält, gelangen Sean Casey Aufnahmen im Herzen des Sturms. Der Besucher erlebt in 3D eines der faszinierendsten und zugleich dramatischsten Naturschauspiele hautnah. «Tornadojäger 3D» bringt die Filmtheaterbesucher direkt in das Auge des Sturms. Für die Aufnahmen hat Filmemacher Sean Casey das TIV (Tornado Interceptive Vehicle), ein Panzer-ähnliches Gefährt gebaut, das Filmkamera und Filmcrew Schutz vor den Naturgewalten bieten soll. Neben dem Nummernschild des TIV2 von Regisseur Casey prangt ein Hinweis: «Bei Schlechtwetter nicht folgen». Und das sollte man wirklich strikt befolgen. Denn Sean Casey und sein Team sind Tornadojäger, die stets versuchen ins Innere des Unwetters zu gelangen, um dort spektakuläre Filmaufnahmen zu machen und mehr über diese Stürme zu erfahren. Siebzig Tage im Jahr sind Sean Casey und sein Team nach eigenen Worten auf Tornadojagd – in der vergangenen Tornadosaison trafen sie dabei fünfundzwanzig Mal auf eine der zerstörerischen Windhosen. Zwei Mal gelang es ihnen ins Innere vorzudringen.

Wie entsteht ein Tornado?

Die Entstehung eines Tornados ist sehr komplex. Und auch heute sind noch nicht alle offenen Fragen geklärt. Tornados entstehen auf allen Kontinenten, ausser in der Antarktis und werden überall da beobachtet, wo es Gewitter gibt oder Wetterlagen mit hohem Unwetterpotential herrschen. Allein in den USA werden jährlich etwa 1200 Tornados registriert. Die meisten davon, etwa 500 bis 600 pro Jahr, entstehen in Texas, Oklahoma, Kansas, Missouri, Süd Dakota und Nebraska entlang der so genannten «Tornado Alley», die im Fokus des aktuellen Films liegt. Im Gegensatz dazu liegt die jährliche Zahl der Tornadobeobachtungen in Europa bei 170, mit Einbezug einer Dunkelziffer bei geschätzten 300 Tornados.

Die Dauer eines Tornados kann zwischen wenigen Sekunden bis zu mehr als eine Stunde dauern, durchschnittlich liegt sie jedoch unter zehn Minuten. Die Vorwärtsbewegung eines Tornados liegt im Schnitt bei etwa 50 km/h, kann aber auch deutlich darunter oder aber bis über 100 km/h liegen. Die Rotationsgeschwindigkeit des Windes im Innern des Tornados ist jedoch meist wesentlich höher.

TIV2 – Tornado Interceptive Vehicle 2

Die Basis des von Regisseur Casey eingesetzten Spezialfahrzeugs stellt ein Dodge Ram 3500. Er gilt als einer der stärksten Schwereinsatz-Trucks überhaupt. Durch eine zusätzliche Aussenverkleidung mit Panzerplatten wirkt das sieben Tonnen schwere Vehikel ausserordentlich träge. In Wahrheit ist das Panzerauto aber extrem wendig und flink unterwegs mit bis zu 160 km/h. Die Panzerplatten bestehen aus sechs Schichten: Aluminium, Stahl, Gummi, Polycarbonat und Kevlar wechseln sich ab. Die Windschutzscheibe besteht aus Polycarbonat. All diese Materialien und die Bauweise sollen vor Geschossen schützen, die im Tornado-Zentrum herumgewirbelt werden. Trifft jedoch bei Windgeschwindigkeiten bis zu 240 km/h ein Baumstamm frontal auf die Windschutzscheibe, hat auch das Spezialmaterial laut Regisseur Casey keine Chance. Auf ihren Touren vertrauen er und sein Team auf die Fahrkünste von Navy-Veteran Marcus Gutierrez, der auch in weiteren Notfällen, dank einer medizinischen Spezialausbildung, eingreifen kann.

Die Schutzschilder des TIV2 lassen sich mit Hilfe eines Hydraulik-Antriebs in unterschiedliche Positionen bringen. Das schützt vor allem vor gefährlichen Luftströmungen, die das Fahrzeug selbst zum Geschoss machen könnten. Zusätzlich verankern rund ein Meter lange Spikes das TIV2 bei Bedarf so fest wie möglich im Boden. Aussichtskuppel und Halterung für den wichtigsten «Passagier» im Wagen – die ein Meter breite 70mm-Kamera – hat Casey selbst gebaut. Hier kamen unter Anderem alte Sauerstoffbehälter aus dem Zweiten Weltkrieg und Skateboard-Rollen zum Einsatz. Wichtig war vor allem, das Konstrukt so flexibel wie möglich zu machen, um Aufnahmen auf unebenem Terrain zu ermöglichen.

Vortex2 mit Forschungsziel «Früherkennung»

«Vortex2» ist ein Forschungsprogramm, das sich mit der Entstehung und vor allem Früherkennung von Tornados befasst. Involviert sind über 100 Wetterforscher aus aller Welt. Das Resultat dieser imposanten und teils stürmischen Filmarbeiten präsentiert das Verkehrshaus Filmtheater täglich ab 24. November 2011. Das Filmtheater verfügt über die grösste 3D-Leinwand der Schweiz und das europaweit einmalige 3D-Grossleinwand-Projektionssytem bietet ein dreidimensionales Bild, das nur von der Realität übertroffen werden kann. Der Film bietet ein sturmerprobtes Dokumentarfilmerlebnis, das dem Zuschauer das Phänomen der Winde und deren Erforschung näher bringt.

 

Filmbiographie: Tornado Alley 3D
Originaltitel: Tornado Alley 3D
Format: 3D-Digital
Genre: Dokumentarfilm, USA 2011
Produktion: Giant Screen Films, Graphic Films, in association with the Giant Dome Theater Consortium, Don Kempf, Paul Novros, Sean Casey
Autoren: Paul Novros, Sean Casey; Mose Richards
Regie: Sean Casey
Kamera/Schnitt: Sean Casey, Peter Rubi
Musik: Trevor Morris
Wissenschaftl. Beratung: Josh Wurman, Karen Kosiba, Donald Burgess
Dauer: 43 Minuten
Filmwebsite: Filmwebsite: www.tornadoalleymovie.com
Vorführungen: Ab 24. November 2011 täglich im Verkehrshaus Filmtheater Luzern

 

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