Urs Tillmanns, 9. Februar 2012, 16:49 Uhr

Die CP+ in Yokohama am Eröffnungstag

Heute, am 9. Februar 2012 um 12:00 Uhr öffnete die CP+, die grösste Fotomesse in asiatischen Raum, ihre Pforten und erwartet bis und mit Sonntag über 50‘000 fotografisch interessierte Besucher. Zur CP+ wurden eine Reihe von Neuheiten vorgestellt, und die Publikumsmesse bietet einen guten Rundumschlag über die aktuellen Produkte des japanischen Kamerafrühlings.

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Die CP+ findet im modernen Messezentrum «Pacifico Yokohama» statt

Obwohl sie erst zum dritten Mal durchgeführt wird darf sich die CP+ in Japan bereits zu den wichtigsten Fotomessen der Welt zählen – neben PMA, Salon de la Photo und – allen voran – Photokina. Grund: Sie ist nicht nur die einzige in Japan, obwohl dort Fotomessen unter den verschiedensten Namen eine über fünfzigjährige Tradition haben, sondern sie ist auch weit herum die einzige reine Fotomesse im asiatischen Raum. Zudem kann sie mit knapp 50‘000 Besuchern mit Paris gut mithalten, und auch neben der Photokina steht sie nicht allzu schlecht da.
Allerdings muss man fairerweise anmerken, dass die CP+ eine Publikumsmesse ist, die sich mit den vielen Ständen vorwiegend japanischer Herstellerfirmen jedoch ganz klar an ein sehr interessiertes, semiprofessionelles Publikum richtet. Daran wird sich auch dieses Jahr nichts ändern – mit Ausnahme einer deutlich zunehmenden internationalen Besucherschar.

Ein freundliches Lächeln zur Begrüssung. Es soll Leute geben, die nur deswegen ihre Fotoausrüstung mitbringen …

Was gibt es Neues?

Standardfrage vor jeder Messe. Aber, die Zeiten haben sich geändert. Vorbei die spannenden Szenen, als der CEO mit Hut und Zauberstab das rote Tuch lüftete und stolz die neue Iksipsilon präsentierte. Heute fährt man andere Strategien: Man kündet die Neuheiten einige Tage vor der Messe an, um die Besucher in die Hallen zu locken, damit man das Prachtstück in natura bewundern und befingerln kann. Das bringt Besucher – und die wollen die Japaner dieses Jahr auf ihrer Heimmesse haben. Oder man setzt ein Halbgerücht über eine neue Kamera auf irgendeine Rumorseite und tut dann so als hätte irgendein Schwarzer Peter ein Geheimnis ausgeplaudert. Beide Strategien werden emsig gepflegt, nicht zuletzt mit dem Ziel, die Leute auf das neue Produkt neugierig zu machen – und sie im jetzigen Fall als Messebesucher zu gewinnen.

Neuheiten wurden im Vorfeld der CP+ schon reichlich angekündigt: elf Kompakte von Canon und drei EF-Objektive, drei Kompakte von Pentax und die K-01, vier Kompaktmodelle von Panasonic, vier von Olympus plus die OM-D sowie neun Kompakte von Nikon – und natürlich die D800, sind ein ganz schönes Feuerwerk, welches die japanischen Kamerahersteller in den Wochen und Tagen vor der CP+ steigen lassen.

Da kam die PMA schlechter weg. War sie zu früh? Waren die Produkte anfangs Januar wirklich nicht bereit? Oder wollte man sich den grossen Segen für Yokohama aufheben, um im Heimmarkt Zeichen zu setzen?

Eine unübersehbare Tatsache ist die Verspätung vieler Produkte, die eigentlich noch im katastrophengeschüttelten Jahr 2011 hätten angekündigt werden müssen. Das Erdbeben im letzten März und danach die Überschwemmungen in Thailand haben fast ausnahmslos allen Firmen direkt oder über ihre Zulieferer arg zugesetzt und haben fast alle Marketingpläne durcheinander geschüttelt. Heute sprechen die Japaner nicht mehr davon. Die Schäden sind in den Werken sind behoben, der Alltag hat wieder Einzug gehalten und die Produkteverspätungen sind weitgehend wieder eingeholt. Die Japaner wollen auch nicht, dass man sie darauf anspricht. Es ist ein Volk, das sich aus jeder noch so katastrophalen Situation empor rappelt und mit bewundernswertem Optimismus nach vorne schaut …

 

Fünf vor zwölf – die Besucher stehen Schlange

Diszipliniert in Reih und Glied waren die Besucher bis die unbestechlichen Türsteher Einlass gewähren. Und dann stürzen sich die Kohorden auf die Stände, um zu den ersten zu gehören, die eine F800, eine OM-D oder eine F-01 in die Hand nehmen können.

 

Alle wollen die D800 sehen

Nikon holt die Besucher ab. Das 36-Megapixel-Monster hat sich herumgesprochen und schon kurze Zeit nach der Eröffnung warteten die Besucher gestittet und geduldig, bis sie endlich die Topneuheit in die Hand nehmen durften. 90 Minuten anstehen für zwei Minuten lang streicheln …

90 Minuten Wartezeit, um die neue D800 in die Hand zu nehmen und mal durch den Sucher zu schauen. Die Japaner nehmen‘s gelassen …

 

Canon: Nein, sie ist nicht da

Um die Frage aller Fragen gleich vorweg zu beantworten: Die Spiegellose von Canon wird auch auf der CP+ nicht gezeigt. Noch nicht. Auch nicht unter der Theke. Dabei hatte man sie nach der verpassten PMA@CES wirklich zum Frühjahrsgeschäft erwartet – und bis zur Photokina vergibt sich Canon mehr als ein halbes Jahr.

Das Canon DreamLabo 5000 – eine Alleskönnerin im Digitaldruck

Dafür steht eine riesige DreamLabo 5000 etwas abseits vom grossen Besucherstrom. Die neueste Digitaldruckmaschine von Canon produziert von 40 Bilder 15×15 cm pro Minuten bis zum edelsten Fotobuch alles am Stück – auf Rollenpapier. «Ein neues Segment für Canon, von dem wir uns sehr viel versprechen» meint der Sachverständige.

 

Ricoh-Pentax: Welche – oder doch beide?

Ricoh-Pentax lockt nicht nur mit der K-01 die Besucher an den Stand, sondern auch mit der Ankündigungen einiger geplanter Objektive und sich noch in Entwicklung befindlichen Prototypen: ein smc DA 1:4,0/25mm für die 645er, ein smc D FA 645 1:2,8/90 mm, ein smc DA 1:5,6/560 mm mit K-Bajonett, ebenso ein smc DA 1:1,8/50 mm. Weiter wurde ein pancake-ähnliches Objektiv für die K-01 gezeigt und zwei für das Q-System über deren Kenndaten man sich noch ausschweigt.

Pentax zeigt Flagge mit diversen geplanten Produkten

Ebenfalls noch unter der Plastikhaube, aber wahrscheinlich schon greifbarer ist ein Q-Adapter mit integrierter Verschlusseinheit für Objektive mit K-Anschluss. Ebenso mysteriös präsentiert sich ein Gehäusedeckel mit einem Loch, welcher dereinst als Lochkamera dienen könnte.

Nach der Übernahme von Pentax durch Ricoh drängt sich natürlich die Frage auf, ob und in welcher Form die beiden Marken weiter bestehen bleiben. Die Antwort ist jetzt klar: die beiden Marken bleiben mit getrenntem Line-up bestehen – weltweit. Hingegen wird per 1. April 2012 der Vertrieb neu organisiert, in dem die «Pentax Ricoh Imaging Company» den Vertrieb der Kameras und entsprechendes Zubehör für beide Marken übernimmt. Wie dies in der Schweiz praktisch aussehen wird, dürfte zur Zeit noch Gegenstand von Verhandlungen sein.

 

Sigma-Kameras werden günstiger

Die Sigma-Kameras, die als Eigenheit über den dreischichtigen Foveon-Chip verfügen (gehört heute zu Sigma), kommen mit dem Modellzusatz «Merrill» zu einem günstigeren Endverkaufspreis in den Handel – dies zu Ehren des Foveon-Technikers Dick Merrill, der massgeblich für das technische Design den andersartigen Chip verantwortlich ist. Das Spiegelreflexmodell SD1 «Merrill» ist technisch mit der bisherigen SD1 identisch und bietet abgesehen von dem Dreischichten-Chip mit 46 Megapixel (3×15,3 Mpix) ein stabiles Magnesium-Gehäuse und die staubsichere Abdichtung mit einem Frontglas.

Die Sigma SD1 wird in der «Merrill»-Serie deutlich günstiger – ebenso die DP1 und DP2. (Nachtrag vom 2.3.2012: Der Preis der SD1 Merrill liegt bei 2495 Franken.)

Derselbe Chip wird jetzt auch in die beiden Kompaktkameras DP1 und DP2 verbaut, die ebenfalls die Zusatzbezeichnung «Merrill» erhalten und preislich günstiger werden dürften. Die DP1 «Merrill» ist mit einem 1:2,8/19 mm ausgestattet, während die DP2 «Merrill» mit einem 1:2,8/30 mm versehen ist.

Das neue 1:2,8/50-150 mm EX DC OS HSM mit integriertem Bildstabilisator

Wer sich am Sigma-Stand nach neuen Objektiven umschaute, entdeckte zum einen die drei schon auf der PMA@CES  vorgestellten Linsen 1:2,8/19mm EX DN für Micro Four Thirds und das Makrotele 1:2,8/180 mm EX DG OS HSM, das als welterstes Objektiv mit dieser Brennweite den Abbildungsmassstab 1:1 abdeckt, dann aber auch das neue 1:2,8/50-150 mm EX DC OS HSM, welches optisch stabilisiert ist und für APS-C Spiegelreflexmodelle konstruiert wurde..

Sony: 1:4,0/500 mm G SSM

Das vor einem Jahr auf der CP+ bereits gezeigte Supertele 1:4,0/500 mm soll in knapp zwei Monaten lieferbar sein. Natürlich ist das Profiobjektiv auf Vollformat ausgelegt, so dass für APS-C Kameras stolze 750 mm Brennweite resultieren. Es besteht aus 11 Linsen in 10 Gruppen, hat eine Nahgrenze von vier Metern und wiegt rund 3,5 Kilo. Der Preis steht noch nicht fest, doch dürfte dieser umgerechnet um die 16‘000 Schweizerfranken zu liegen kommen. (Nachtrag: Objektiv wurde inzwischen auch offiziell in der Schweiz mit Frankenpreis vorgestellt.)

 

Agfaphoto macht sich wieder bemerkbar

Agfaphoto ist mit einem relativ grossen Stand präsent, auf dem es genau eine Kameramodell zu sehen gibt: die AP15. Technische Daten gibt es keine, man erspäht lediglich, dass sie über ein asphärisches 15fach-Zoom 1:3,9-5,6/5,0-75,0 verfügt, offensichtlich in HD-Qualität Videos mit Stereoton aufzeichnet und in drei Farben lieferbar sein soll, Rot, Schwarz und Weiss. Der Vertrieb in Japan (und möglicherweise in anderen asiatischen Ländern) erfolgt als Joint venture mit General Imaging, doch soll dies in Europa und Amerika nicht der Fall sein, so ein am Stand anwesender Manager.

Ob und wann die Agfaphoto AP15 nach Europa kommt, ist noch offen 

So gestaltete sich der erste Messetag, den ich mit dem Besuch einiger Paneldiskussionen und Referaten beendete, die jedoch wenig aufschlussreich waren. Morgen geht es weiter auf Produktejagd, denn vor allem an den kleineren Ständen dürfte es noch einiges zu entdecken geben.

Urs Tillmanns (live aus Yokohama)

 

6 Kommentare zu “Die CP+ in Yokohama am Eröffnungstag”

  1. „Die Sigma SD1 wird in der «Merrill»-Serie derutlich günstiger – ebenso die DP1 und DP2“
    Das würde heissen die DP1M und DP2M günstiger als die alten Modelle trotz grossem Sensor. Das ist kaum zu glauben. Urs?

  2. Sollte bei Nikon nicht „D800“ anstelle von „F800“ stehen? bestimmt ein Tippfehler..kann ja passieren 🙂 Schade wurde nicht bekannt gegeben, dass das neue Canon 24-70mm günstiger sein wird als letztens beschrieben ;-S

  3. „Die Sigma SD1 wird in der «Merrill»-Serie derutlich günstiger – ebenso die DP1 und DP2“
    Die alten oder die neuen?
    Ich weiss die Leute in Japan haben zzt. anderes zu tun als sich in details zu verlieren, aber man kann ja mal fragen.

    1. @Michael: Generell sollen die Merrill-Editionen günstiger werden als die bisherigen Modelle. Die Preise stehen jedoch noch nicht fest, weder für Japan noch für die Schweiz. Auch wurde noch nicht gesagt, wann die neuen Kameras zu erwarten sind.

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