Urs Tillmanns, 9. Juni 2012, 07:00 Uhr

DVD über René Groebli

Von Phil Dänzer gibt es eine DVD «Magie aus der Dunkelkammer» über das Leben und Wirken des bedeutenden Fotografen René Groebli. Der Meister der experimentellen Fotografie erzählt darin seine Berufslaufbahn und vermittelt einen bildlichen Eindruck seiner Arbeitsweisen in seinen verschiedenen Schaffensperioden. Unser Prädikat: sehr wertvoll.

 

René Groebli gehört zu den bekanntesten Schweizer Fotografen. Man glaubt ihn zu kennen, seine farbigen Porträts, seine Werbeaufnahmen für die Pharmaindustrie, für die damalige GM Schweiz in Biel, für die Verzinkerei Zug und viele andere. Doch wenn man die DVD ansieht, die jetzt von Phil Dänzer herausgekommen ist, dann wird einem das Vielfältige und grossartige Schaffen von René Groebli erst richtig bewusst.

Phil Dänzer hat über vier Jahre an diesem Projekt gearbeitet, hat an vielen Schauplätzen gedreht, hat dem Künstler bei seinen Aufnahmen, in der Dunkelkammer und bei der Nachbearbeitung zugeschaut und hat Experten wie Martin Gasser, Konservator der Fotostiftung Schweiz, die Kunsthistorikerin Birgit Filzmeier, sowie Guido Magnaguagno, heute Direktor des Museum Tinguely, zu Wort kommen lassen.

Der Film basiert auf einer persönlichen Erzählung des heute 85-jährigen und schildert seine Begeisterung für experimentelle Fotografie, die seinen Stil durch alle Schaffensperioden hindurch massgeblich prägte. Die Dokumentation deckt auch weniger Bekanntes auf, beispielsweise wie seine frühen von Romantik geprägten Arbeiten «Magie der Schiene» (1949), «Das Auge der Liebe» (1952 – 54) entstanden oder anderseits die Tatsache, dass René Groebli während des Suezkrieges 1952 als Kriegsreporter mit Szenen konfrontiert wurden, die ihn traumatisch beeinflussten.

Groebli gilt als einer der bedeutendsten Pioniere der Farbfotografie, der in seinen kreativen Werbeaufnahmen der 1950er Jahre farbiges Licht und Verfremdungseffekte einsetzte, die in der damaligen Zeit ungewohnt und deshalb umso wirkungsvoller waren. Der Erfolgsweg von René Groebli endete schliesslich 1970 in einem Nervenzusammenbruch, der wohl darin seine Ursache hatte, dass die Werbeagenturen dem experimentierfreudigen und kreativen Groebli zu strenge Auftragsfesseln anlegten. Wir finden in seiner Publikation «Irland» (1981), in seinen Bildern, die in Südfrankreich und später in der Provence entstanden, sowie in der Aufnahmereihe «N.Y. Melancholia» (1978/1999) einen melancholischen, dramatischen Stil, der vorwiegend von grobkörnigen Schwarzweissbildern geprägt ist. Nach der Jahrtausendwende befasst sich René Groebli mit einer neuen Aufnahmeserie «weibliche Akte», die er wie früher in seinem Labor selbst vergrössert, um bis zuletzt die Kontrolle über seine Kreativität zu behalten. Auch stellt die Aufarbeitung früherer Bilder mit heutigen qualitativ besseren, auch digitalen Arbeitsmethoden eine Aufgabe dar, welcher sich René Groebli mit 85 Jahren heute noch widmet.

Der Film von Phil Dänzer ist ein beachtliches zeitgeschichtliches Dokument, welches die Berufslaufbahn von René Groebli in Begleitung seiner Frau Rita mit allen Kreativepochen aufzeigt, gleichzeitig aber auch späteren Generationen beispielhaft die Arbeitsmethode und -technik des Experimentalisten René Groebli vermittelt. Es ist damit ein ausserordentlich wertvoller Film entstanden über das Leben und Wirken eines der bedeutendsten Schweizer Fotografen.

Urs Tillmanns

 

«Magie aus der Dunkelkammer» – Der Fotograf René Groebli

Dokumentarfilm

Dauer: 50 Minuten)

Buch und Realisation: Phil Dänzer

Kamera: Edwin Horak

Ton: Dieter Meyer

Musik: Raphael Tanner

Schnitt: Beat Morell

Sprecherin: Regula Siegfried

Versionen / Preise: deutsch oder englisch (CHF 39.–), Deutsch und englisch (CHF 49.–), zzgl Versandspesen.

 

Die DVD kann hier bestellt oder im Fachhandel bezogen werden.

Phil Dänzer • AudioVisionen
CH-8053 Zürich, Tel. 044 422 27 10

 

Genf ehrt René Groebli

Am 2. Juni 2012 wird das Museum der Fondation Auer Ory pour la photographie in Hermance bei Genf mit einer Hommage an den Zürcher Fotografen René Groebli eröffnet. Die Ausstellung dauert bis am 15. September 2012. Das carnet n° 1 der Fondation Auer Ory ist ebenfalls René Groebli gewidmet.

Fondation Auer Ory (Voranmeldung erforderlich!)
10, rue du Couchant
1248 Hermance

Groebli-Werke werden im Juni 2012 auch in drei Genfer Galerien ausgestellt:

Galerie Carry On (8. bis 29. Juni 2012)
18, rue des Voisins, 1205 Genève

Cabinet d’Expertise Témoin (6. bis 23. Juni 2012)
27, Grand-Rue, 1204 Genève

Galerie Fotografika (7. bis 31. Juli 2012)
10, rue Borgeaud, 1196 Gland

 

8 Kommentare zu “DVD über René Groebli”

  1. Ist die DVD identisch mit dem Film welche im TV mehrfach gezeigt wurde? Meines Erachtens der beste je über einen Fotografen gedrehte Beitrag. Still mit wunderwarer Musik, inspirierend, Perfekt inszeniert! Müsste preisgekrönt werden.

  2. Wenn es Wiederholungen gibt, bitte daten hier posten. Der Film ist gut für die Entspannung. Habe Herr Gröbli in den 80ern an der photexpo getroffen. Wir haben über Gunter Sachs philosophiert rsp seinem Grossauftritt dort. Dann vor einiger Zeit nach der Erstausstrahlung und dem Erstlob am Telefon gesprochen. Er meinte wir sollten uns treffen, aber er wohnt weit weg Richtung Südfrankreich. Geht leider aus div. Gründen nicht.

  3. Regula Siegfried spricht den OFF-Kommentar. Martin Gasser, Birgit Filzmaier und Guido Magnaguagno kommentieren je eine Werkgruppe von Groebli. Die sechs ca. 2-minütigen Bildsequenzen sind durch eigens komponierte Musik von Raphael Tanner unterlegt. In diesen Bildsequenzen habe ich auf jede verbale Information verzichtet. Siehe DVD! : )

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