Um von der Kamera über den Monitor bis zum Print optimale Farbgenauigkeit zu erreichen, ist die exakte Farbwiedergabe am Monitor die erste Bedingung. Was braucht es dazu, um den Monitor dem Workflow entsprechend einzustellen, und worauf kommt es an?
Wer seine Aufnahmen nicht nur am Monitor betrachtet, sondern auch Abzüge davon anfertigt oder ein Fotobuch, kann die unangenehme Überraschung erleben, dass sie im Druck beziehungsweise der Ausbelichtung ganz anders aussehen. Dies kann so weit gehen, dass die Fotos deutlich zu dunkel oder farbverfälscht wiedergegeben werden. Ursache ist meist nicht der Fotodienstleister, sondern eine falsche Einstellung des eigenen Monitors und eine entsprechend falsche Korrektur der Aufnahmen. Viele Bildschirme sind werksseitig tendenziell zu hell eingestellt, damit sie im Verkaufsraum brillanter wirken.
Bild: Datacolor
Ist der Bildschirm das einzige Ausgabegerät und werden die Fotos nicht bearbeitet, ist das kein ernstliches Problem. Aber sobald man seine Aufnahmen korrigiert und sie nachher auf einem weiteren Medium ausgibt, führt ein falsch eingestellter Monitor zwangsläufig zu nicht optimalen Ergebnissen. Ist der Bildschirm – wie häufig – zu hell eingestellt, werden die Aufnahmen auf anderen Ausgabegeräten deutlich dunkler wiedergegeben und die Enttäuschung ist programmiert.
Um die Probleme zu vermeiden, hilft ein als «Kalorimeter» bezeichnetes Gerät, das die Widergabe des Monitors misst und auf bessere Werte einstellt. Der Prozess wird allgemein auch «Kalibrierung» genannt. Ein solches Gerät kann mit der zugehörigen Software für unter CHF 150.– erworben werden. Nach oben reicht die Preisspanne bis um CHF 1‘200.– für Profigeräte. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass der eigene Monitortyp auch unterstützt wird.
Notfalls kann man ein Kalorimeter auch ausleihen. Allerdings verändert sich die Monitordarstellung mit der Zeit, so dass regelmäßig nachkalibriert werden sollte. Die Bedienung ist sehr einfach: Die zugehörige Software wird installiert und führt einen Schritt für Schritt durch den Prozess. Das Kalorimeter wird an den USB-Port angeschlossen und über den Bildschirm gehängt. Es misst dann selbsttätig die verschiedenen Farben durch. Man muss also kein Technik-Freak sein, um eine solche Kalibrierung durchzuführen. Allerdings sollte man folgende Tipps beachten:
- Vor der Kalibrierung sollte der Bildschirm schon mindestens eine halbe Stunde laufen, damit er definitiv seine endgültige Farbwiedergabe erreicht hat.
- Monitor und Messgerät sollten gereinigt sein. Eine mehr oder weniger dicke Staubschicht auf der Bildschirmoberfläche kann sonst zu Verfälschungen bei der Messung führen.
- Der Monitor sollte auf Werkseinstellungen zurückgesetzt werden.
- Die Kalibrierung sollte unter den Lichtverhältnissen stattfinden, unter denen typischerweise gearbeitet wird. Wer unter stark wechselnden Lichtverhältnissen arbeitet, kann ein Kalorimeter erwerben, das automatisch die jeweils aktuelle Lichtsituation erfasst und bei Bedarf den Monitor nachregelt.
Der Monitor sollte übrigens generell nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Sonst ist eine realistische Bildbeurteilung kaum möglich. Professionelle Grafiker arbeiten mit normiertem Kunstlicht und Sichtblenden am Bildschirm, um zu jeder Zeit eine möglichst neutrale Betrachtungssituation sicherzustellen.
Manchmal muss man sich nach der Kalibrierung erst einmal an die neue, neutralere Einstellung des Monitors gewöhnen. Nachträglich von Hand am Monitor nachregeln sollte man auf keinen Fall, sondern einfach abwarten. In der Regel gewöhnt man sich sehr schnell an das bessere Bild. Belohnt wird man mit Abzügen und Ausdrucken, die wesentlich mehr der Darstellung am Bildschirm entsprechen. Vor allem für alle, die ihre Aufnahmen bearbeiten, ist die Kalibrierung Pflicht.
Schon etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch sehr empfehlenswert: Das Referenzbild des kostenlosen DQ-Tool
Wer als Einsteiger die Ausgabe für ein Messgerät scheut, kann als erste Näherung auch Kalibrierungsbilder nutzen. Diese bietet der Photoindustrie-Verband unter dem Namen DQ-Tool zum kostenlosen Download an. Einige wenige Fotoservices haben Testbilder auch schon in ihre Software integriert oder stellen sie auf ihrer Website bereit. Das ausgedruckte beziehungsweise ausbelichtete Gegenstück sollte zum Vergleich ebenfalls vorliegen. Im Sichtvergleich regelt man dann die Einstellungen des Monitors so lange, bis beide Bilder möglichst gut übereinstimmen. Dieser manuelle Prozess ist deutlich mühsamer und natürlich weniger akkurat als die Messung mit einem spezialisierten Gerät und entsprechender Software, aber ein erster Schritt und besser als überhaupt keine Einstellung.
Quelle: www.prophoto-online.de