Alle zwei Jahre laden die GfK, die Koelnmesse als Veranstalterin der Photokina und der deutsche Photoindustrie-Verband zum Imaging Summit ein, um über die aktuelle Marktsituation zu informieren und mögliche Strategien mit Fachexperten zu erörtern. Der diesjährigen Imaging Summit in Nürnberg zeigte neben ernüchternden Zahlen auch positive Ausblicke.
Bereits zum 15. Mal fand am 2. und 3. Dezember 2013 in Nürnberg der Imaging Summit statt. Rund 150 renommierte Vertreter aus Handel und Industrie – weniger als andere Jahre und fast keine Schweizer – beleuchten die gegenwärtige wirtschaftliche Situation, aber auch die künftigen Chancen des Fotomarktes.
Als erster Redner stand Kurt Freund aus der Schweiz auf dem Programm, der mit seinem Vortrag «Warum der Fotohandel wieder neue Chancen hat» auf die Möglichkeiten des Fotohandels im Printbereich hinwies. Er zeigte die Vorteile und Vielfältigkeit der Inkjet-Technologie auf und hob vor allem die personifizierten Bildprodukte und den doppelseitige Druck als Möglichkeiten für den Fotohandel hervor, Produkte anzubieten, die andere Player nicht im Angebot hätten.
Elf Teilnehmer aus Industrie und Handel diskutierten unter der Leitung von Ute Nolte vom Photo+Medien-Forum über Zukunftskonzepte
Die anschliessende Paneldiskussion «Gemeinsam erfolgreich die Zukunft meistern – Industrie und Handel diskutieren Zukunftskonzepte» wollte nicht so richtig in Gang kommen, blieb lange Zeit bei einer unlösbaren Margenfrage hängen und brachte letztlich wenig Neues an den Tag – bis vielleicht auf den Wunsch des Fotohandels, dass die Industrie in Zukunft ihre Mengen so steuern solle, dass die Kameras nicht mehr um und zu jeden Preis verkauft werden müssten. Und vielleicht bis auf die Idee auch, dass Lieferanten den Fachhändlern künftig modellabhängig einen fixen Beratungsbetrag ausrichten könnten.
Der zweite Tag zur Situation im Fotomarkt
Der Dienstag stand im Zeichen einer zahlenmässigen Standortbestimmung und Referaten über Zukunftsstrategien, um der rückläufigen Branchenentwicklung sinnvoll zu begegnen.
Die weltweite Entwicklung im Imaging Markt wird seit einigen Jahren sehr stark durch die Smartphones und insbesondere durch deren technische Verbesserungen bei der Bildaufzeichnung beeinflusst. Viele Konsumenten nutzen ihr Smartphone heutzutage, um spontan Fotos und Videos aufzunehmen, um diese über Social Media Plattformen mit Freunden zu teilen. Prints werden von diesen Bilddaten in den wenigsten Fällen gemacht. Das trifft vor allem auf die jüngere Generation zu. Einige Marktsegmente im Bereich der Digitalkameras haben deshalb weltweit einen starken Einbruch erlitten. Dazu gehören beispielsweise Kompaktkameras, die vergleichbare technische Merkmale zu Smartphones aufweisen.
Anhaltend rückläufige Marktentwicklung
Dass der Markt auch 2013 noch stärker als 2012 rückläufig ist, hat verschiedene Gründe. Zum einen sind es die technisch weiter verbesserten Smartphones, die in allen entwickelten Ländern wiederum enorm zugelegt haben und 2013 erstmals die Milliardengrenze überschreiten werden, zum anderen aber auch das damit verbundene Konsumentenverhalten und den Verzicht auf eine Kompaktkamera, weil diese für den Nutzungszweck kaum wesentlich bessere Bilder macht als ein Smartphone. Trotzdem überrascht der starke Rückgang bei den Kompaktmodellen von weltweit -24% und in Europa von -26%. Doch auch hier muss man differenzieren, dass die Premiummodelle mit grossen Sensoren (Vollformat, APS-C und 1“-Typ) deutlich zugelegt, während vor allem die preisgünstigen 2/3“- und 1/1,7“-Modelle massiv an Volumen und Wert verloren haben.
Quelle: GfK
Warum haben auch die preislich günstigen Spiegelreflexmodelle keine bessere Marktentwicklung bewirkt – zumindest in Europa nicht? Stückzahlmässig ist ein geringfügiger Zuwachs zu verzeichnen (weltweit +17%, Europa 0% und Deutschland +3%) doch waren die Preise offensichtlich zu tief, so dass wertmässig generell ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen war (weltweit -3%, Europa -11% und Deutschland -6%).
Einzig zugelegt haben, laut GfK, die kompakten Systemkameras (CSCs) von Januar bis September dieses Jahres volumenmässig weltweit 29% und europaweit +13%, doch haben auch hier die tiefen Preis dazu geführt, dass weltweit nur ein Umsatzplus von +8% und in Europa ein Verlust von -1% resultierte.
Das gibt über alle Kategorien gesehen für dieses Jahr einen Stückzahlenrückgang von weltweit -18% und europaweit von -21% sowie umsatzmässig von -16% weltweit und in Europa um -17%. Noch steht das Weihnachtsgeschäft bevor, doch ist auf Grund der gesamtwirtschaftlichen Lage kaum mit einer merklichenkurzfristigen Besserung zu rechnen.
Japan, dem oft eine Vorreiterrolle im Fotomarkt zukommt, berichtet über bessere Zahlen. Zwar sind auch hier die Kompaktkameras mit -20% rückläufig, doch haben beispielsweise die Spiegelreflexmodelle im unteren Preissegment mit 35% gegenüber dem Vorjahr deutlich zugelegt. Das trifft für die ersten acht Monate dieses Jahres auch für die kompakten Systemkameras zu, doch haben diese ab Mitte September anscheinend auch einen starken Einbruch erlitten.
Auch wenn der Kameramarkt im Moment schrumpft und der Smartphone-Markt zulegt, bleibt das Fotografieren unverändert populär: jedes Jahr wird mehr fotografiert wird als im Vorjahr. Aber werden auch mehr Prints gemacht? Der amerikanischen Marktanalytiker Don Franz hat dazu eine interessante Statistik gezeigt:
Don Franz sieht bei den Amateurbildern und bei den professionellen Prints für die nächsten Jahre eher eine Stagnation, während die personifizierten Produkte massiv an Bedeutung gewinnen werden. Gleiches liess ja auch Kurt Freund in seinem Eingangsreferat durchblicken. Don Franz zeigte in seinem Referat zudem interessante Beispiele zum Thema «alternative Printmedien» auf, mit Fotos auf verschiedensten Papieren, Stoffen, ja selbst Bilder, die auf Stein und auf Holz transferiert wurden. In solchen Marktnischen, meinte er, könne man sich zum Spezialisten machen, und ganz gut von den Umsätzen leben – aber es gehöre halt etwas Fantasie dazu …
Mein persönlicher Eindruck – und ein paar Gedanken dazu
Nach weiteren, sehr spannenden Referaten mit Ideen zur mittel- und längerfristigen Verbesserung der Situation im Fotomarkt, haben sich bei mir als Beobachter einige wesentliche Punkte heraus kristallisiert:
• Der Markt zeigt deutliche Sättigungsanzeichen. Es fehlt an innovativen Produkten, die mit bisherigen Konzepten bezüglich Design, Bedienungs(un)komfort, und Funktionalität brechen. Der Markt braucht wieder Nordsterne, Meilensteine wie einst eine Sony Mavica oder Casio QV-10 als Digitalpioniere oder ein iPhone, welche neue Trends herbeiführten und Bestehendes umpflügten.
• Die gegenwärtigen Kameras sind zu kompliziert und zu kundenunfreundlich in der Bedienung. Die Einstellmenüs mit negativer Schrift auf schwarzem Grund sehen noch genau so aus, wie zu Beginn der Digitalfotografie, und möglichst viele Tasten und Knöpfe scheinen heute wieder ein unglückliches Comeback zu feiern. Junge Konsumenten, die wir gewinnen wollen, sprechen diese Sprache nicht mehr!
• Die Kameras sind generell zu billig. Bei der gegenwärtigen Preis- und Margensituation fehlen sowohl den Herstellern die Mittel (und die Ideen?) um neuartige Produkte zu entwickeln, und dem Fachhandel fehlt die Marge, um den Kunden für derartige Produkte eine angemessene Beratung zu bieten.
• Viele der Verkaufspunkte – Heino Hilbig brachte in seinem Referat ein paar treffende Beispiele – sehen verstaubt, unattraktiv und zu abweisend aus, um edle und hochpreisige Produkte anzubieten. Die Zeit, einfach ein Schaufenster mit Kameras zu füllen, ist vorbei – weniger ist mehr! Das gilt für viele Fachhändler aber genauso für Grossmärkte, wo die Kameras meterweit ebenso lieb- wie systemlos aneinandergereiht sind. Vor dieser Regalschlacht kommt sich der dazu noch schlecht beratene Kunde verloren vor.
Der gegenwärtige Rückgang des Marktes dürfte die Branche und damit auch die Hersteller aufrütteln Massnahmen zu treffen, um für eine junge Generation «sexy» Produkte auf den Markt zu bringen. Da kommt mir doch gerade die Patentanmeldung von Apple für eine Lichtfeldkamera in den Sinn. Vielleicht ist diese bedeutungslos. Sollte sie aber kommen, diese fokuslose 3D-Kamera von Apple, wird sie wohl kaum über die Fototheke laufen …
Urs Tillmanns
Sämtliche Angaben ohne Gewähr
Goldene photokina-Nadel für Marion KnocheAls Anerkennung für ihre Verdienste um die photokina sowie die gesamte Imagingbranche hat Katharina C. Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse GmbH, Marion Knoche, Global Director Photo der GfK Retail and Technology, mit der Goldenen photokina-Nadel ausgezeichnet. Im Namen des Oberbürgermeisters der Stadt Köln und Aufsichtsratsvorsitzenden der Koelnmesse GmbH, Jürgen Roters, sowie des Vorsitzenden der Geschäftsführung der Koelnmesse, Gerald Böse, überreichte die Messegeschäftsführerin im Rahmen des GfK Imaging Summit in Nürnberg Frau Knoche die Goldene photokina-Nadel. Goldene photokina-Nadel v.l.n.r. Marion Knoche, Global Director Photo der GfK Retail and Technology, Katharina C. Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse GmbH. Foto: GfK Frau Katharina Hamma lobte in ihrer Laudatio das besondere Engagement von Marion Knoche für die Imaging-Branche. Sie sei wie kaum sonst jemand in der Lage, die Daten zum Markt bis ins kleinste Detail darzustellen und zu analysieren. Diese Fähigkeit habe dazu beigetragen, dass Sie sich in einer von Männern dominierten Branche nicht nur bis heute behauptet, sondern auch jede Menge Respekt verdient habe. Darüber hinaus sei es in einem nicht unerheblichen Maß ihr Verdienst, das die GfK Market-Briefings auf der photokina zu den TOP-Programmpunkten jeder Messe zählen. Sie habe damit der Messe und der Stadt einen großen Dienst erwiesen und sich immer wieder für den photokina-Standort Köln eingesetzt. Die Goldene photokina-Nadel wird seit Anfang der 50er Jahre an Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verliehen, die sich um die photokina in Köln verdient gemacht haben. |
Über GfK
GfK ist eines der grössten Marktforschungsunternehmen weltweit. Annähernd 13’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erforschen, wie Menschen leben, denken und konsumieren. Dabei setzt GfK auf permanente Innovation und intelligente Lösungen. So liefert GfK in über 100 Ländern das Wissen, das Unternehmen benötigen, um die für sie wichtigsten Menschen zu verstehen: ihre Kunden. Im Jahr 2012 betrug der Umsatz der GfK Gruppe 1,51 Milliarden Euro.
Weitere Informationen gibt es auf der Webseite www.gfk.com
Lieber Urs
Dein Eindruck und Einschätzung der Lage gefällt mir sehr gut.
Herzliche Grüsse
Alex
… und was bringts, wenn UrTi die Lage wieder einmal eindrücklich einschätzt…..? Nix!
Man knipst heute mit 5″ Smartphones!