David Meili, 13. Juli 2008, 10:00 Uhr

Tauchen mit dem Auto, Miss Schweiz – und werden wir alle schwul?

Presseschau zum Wochenende vom 12./13. Juli 2008.
Der Zumiker Designer Frank Rinderknecht stellt Auto Fotografen immer wieder vor neuethu_squba_a1.jpg Herausforderungen. Nachdem er im Vorjahr ein gläsernes Auto präsentierte, das sich eigentlich nur unter Studiobedingungen reflexfrei fotografieren liess, mussten die Teilnehmer der lange erwarteten Präsentation seiner Sensation für 2008 am Zürichsee zur Unterwasserkamera greifen. Hans Streit hat den sQuba, wie der tauchende Lotus Elise getauft wurde, für die SonntagsZeitung brillant porträtiert.

Christian Ammann trägt zu Z Die schönen Seiten (Life Style Magazin der NZZ und der NZZ am Sonntag) Modeaufnahmen bei, die auffallen. Auch die mit Kaufempfehlungen versehene Luxus-Sportmode setzt neue Zeichen. Sie ist eher für einen Cocktail im Jachthafen von Marbella geeignet als für den Vita-Parcours an einem regnerischen Sonntagsvormittag in Kloten. Leider hat Z Die schönen Seiten einen interessanten Beitrag über Schweizer Jachten nach einer vielversprechenden Doppelseite von ? (die Fotografen zum Beitrag sind in alphabetischer Reihenfolge angegeben) mit irgendwelchen Agenturbildern illustriert.

Sonntag kündet grossspürig an, Amanda Ammann als amtierende Miss Schweiz beim Final zur Miss World in Vietnam zu begleiten. Offensichtlich zweifelt die Redaktion am Welterfolg der St. Gallerin. Sie illustriert den Beitrag mit Bildern, die direkt von den Organisatoren geliefert wurden. Auch die Text-Journalistin dürfte dem Resultat vor dem Bildschirm in Aarau entgegenfiebern. Entschädigt wird man durch ein ganzseitiges Porträt, das Siggi Bucher von Herbert Bolliger aufgenommen hat.

Da die Schweizer Illustrierte jeweils erst am Montag erscheint, betrifft unser heutiger Hinweis die Ausgabe vom 7. Juli 2008. Schwerpunkt ist die Präsentation der 16 Kandidatinnen der Miss Schweiz Wahl, bei der die Leser/innen online mitstimmen können. Rolf Edelmann hat die sechzehnFinalistinnen aufwändig in Szene gesetzt und versucht ihre Persönlichkeiten visuell zu vermitteln. Die zwischen 17 und 24 Jahre alte Frauen weisen als Gemeinsamkeit eine höhere Schulbildung, zum Teil bereits eigene berufliche Erfolge und eigenständige Ansichten auf. Sie passen nicht mehr ins landläufige Bild von Models, – und offensichtlich träumt auch keine von Hollywood.

Noch nie dürfte Das Magazin für ein einzige Nummer so vielen Fotografien Aufträge erteilt haben.  Die Ausgabe Nr. 28/29 ist denn auch auf zwei Wochen angelegt. Als Summer Special behandelt sie die „Homosexualisierung“ unserer Gesellschaft. Neben einzelnen Porträts und Illustrationen zu Interviews findet sich  eine hervorragende Fotoreportage von René Habermacher über Mykonos. Ab Seite 36 präsentieren sechs schwule Fotografen unveröffentlichte Bilder.

Ob es in der Fotografie eine schwule Ästhetik gibt oder spezifisch schwule Themen bleibt unkommentiert. Das inhaltlich dichte Heft hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Sein  Schwergewicht liegt bei schönen und  erfolgreichen Männern. Die weibliche Homosexualität ist nur am Rande ein Thema. Auch die Schattenseiten fehlen, wie die Vereinsamung im Alter. Zudem wird durchwegs betont, Homosexualität lasse sich nicht auf Sexualität reduzieren, doch letztere bleibt Aufhänger und roter Faden. Ab 29.November 2008 wird das Fotomuseum Winterhur eine Werkschau von Walter Pfeiffer präsentieren, der sich im Heft sehr differenziert über das Thema äussert. Wir werden darüber berichten.

Spiegel Online vertieft seinen Beitrag über das gefälschte Bild des Iranischen Raketentestes (wir berichteten darüber) mit einer Auflistung der wichtigsten Fälschungen aus der neueren Fotogeschichte. Zusammengefasst fanden sich die Informationen in einer Wanderausstellung, die am vergangenen Wochenende im Museum für Kommunikation zum gleichen Thema etwas zu früh zu Ende gegangen ist. Das Museum verzeichnete mit 55 000 Eintritten den grössten Besuchererfolg in seiner Geschichte. Wer sie verpasst hat, kann die Ausstellung ab Oktober on aktualisierter Form im Liechtensteinischen Landesmuseum in Vaduz besichtigen.

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