David Meili, 3. September 2008, 23:20 Uhr

Google Chrome im Selbstversuch

Die Grundlage zum Selbstversuch bildet eine drei Jahre alte XP-Installation, die immer wieder mit Updates „à jour“ gebracht wurde und zahlreiche Bugs aufweist. Bei schönem Sommerwetter ein Wochenende in den Bergen zu opfern und das System neu aufzubauen, fällt schwer. Nachdem der Internet Explorer vor allem in Kombination mit Gmail immer wieder abgestürzt ist, erwies sich Firefox als weit stabiler und benutzergerechter. Nun steht Chrome vor der Tür.
Das Gelbe vom Ei war Firefox nicht. Auch dieser Browser stürzte bei aller Sympathie für Open Source regelmässig ab, vor allem bei Flash.

Es braucht Mut, in dieser Situation nun auch noch Chrome zu installieren. Die Installation selbst verläuft unter XP problemlos, nur darf man nicht zu früh abbrechen. Wenn Chrome die bestehenden Bookmarks und den „Verlauf“ aufarbeitet, kann es mehr als eine halbe Stunde dauern. Offensichtlich werden auch die Adressen auf ihre Seriosität und Sites auf allfällige Troyaner überprüft.

Chrome arbeitet im Gegensatz zu Firefox nicht mit lokalen „Erinnerungen“, sondern greift direkt auf die Server von Google zu. De facto werden die Bookmarks wie das Surf-Verhalten dort verarbeitet, und die Daten  stehen aktualisiert zur Verfügung. Wer mit Gmail Erfahrung hat, kennt das Prinzip und stört sich nicht daran, dass Google den Input der Mail, – und nun auch des Browsers aktiv umsetzt.

Das Resultat überzeugt. Chrome ist sehr schnell, sowohl bei fotointern.ch wie bei flickr und youtube. Was in unserem Umfeld täglich gebraucht wird, kommt problemlos hinüber. Vermutlich arbeitet im Hintergrund ein grosser Teil des Programms mit dem gleichen Open Source-Code, der auch bei Firefox die Grundlage bildet. Nur wurden die Anbindungen wesentlich verbessert.

Doch Chrome hat die Möglichkeiten zum Tabbing von Fenstern intuitiver gemacht. Auf einem grossen Bildschirm macht es Spass, von verschiedenen Sites Bilder und Texte zu kombinieren. Auch ein XP-User hat nahezu die Benutzerfreundlichkeit eines Mac. Dass die Search Engine von Google voll integriert ist, muss man kaum erwähnen. Zudem ist Chrome eine logische Erweiterung von Gmail.

Als stärkste Funktion erweist sich im kurzen Praxistest der „Verlauf“ mit Vorschaubildern. Zu ihm gelangt man, indem man den „Back-Button“ etwas länger drückt, – muss man wissen. Man hat die Sites chronologisch als Icons auf dem Desktop, vermutlich mit jenem Protokoll, das Google selbst über unser Benutzerverhalten anlegt.

Keine Frage, dass Chrome für User von Gmail (vorerst auf XP) zum „bevorzugten Browser“ wird. Man wechselt intuitiv zwischen mehreren offenen Sessions zwischen Mail, Search, und Editor, – um zum Beispiel einen Beitrag für fotointern.ch zu verfassen. Dass Google die Version für XP gegenüber von Vista forciert hat, dürfte in den Chefetagen von Microsoft Diskussionsstoff liefern. Lästig ist, dass in einer „multikulturellen“ Umgebung immer noch einzelne Komponenten von Internet Explorer oder von Firefox aufgestartet werden. Google ist, wie mit seinen Office-Applikationen, noch sehr weit vom Netzwerk-Computer entfernt.

Wer auf XP als Fotograf oder Layouter arbeitet, sollte Chrome in den nächsten Tagen beschnuppern. Der Browser ist schnell, stabil und bietet nach einiger Eingewöhnungszeit viele Bequemlichkeiten und ein auf die Arbeit im Alltag ausgerichtetes Interface. Für User von Gmail ist er ein Must.

www.google.com/chrome

2 Kommentare zu “Google Chrome im Selbstversuch”

  1. Soeben hat Chrome beim Aufstarten der sehr JAVA-basierten Website http://www.nzz.ch einen Totalabsturz verursacht. Ich weiss nicht, ob das Problem bei meiner unsauberen JAVA-Installation liegt (habe irgendwo noch eine Entwicklerversion im System). Wie stets bei neuen Produkten gilt auch für Google das Bananen-Prinzip, die Produkte reifen beim Kunden.

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