Ohne den zynischen Kommentar in der Neuen Zürcher Zeitung (Ausgabe vom 3. September 2008) wäre uns ein Festival entgangen. Seit dem vergangenen Wochenende profiliert sich St.Moritz (Slogan: On Top of the World) mit einem Kulturfestival, das für die Veranstalter selbst aussergewöhnlich ist, doch von der Kulturszene kaum wahrgenommen wird. Ausgezeichnet mit dem Preis des Uhrenherstellers Vacheron Constantin für Fotografie wurde David Duncan Douglas (Jahrgang 1916), ebenfalls Stargast am Fotofestival von Perpignan in dieser Woche. Er befindet sich in guter Gesellschaft mit Frank Stella, in St.Moritz ausgezeichnet als Gestalter!
Michel Comte hatte weniger Glück. Er steuerte Landschaftsbilder bei, die grossflächig an der Promenade um den Statzersee aufgestellt wurden. Nur hatte die Festivalorganisation in der Landschaftsschutzzone keine Baubewilligung eingeholt, und die Displays mussten von den Gemeindearbeitern wieder abgebaut werden.
Zumindest fand eine Vernissage statt, und in den fünf Luxushotels sind zahlreiche Bilderschauen aufzuspüren. Im Kempinski Grand Hotel in St. Moritz Bad werden historische Kameras ausgestellt, – im Dialog mit Uhren aus der entsprechenden Epoche.
Das mehrheitlich von Stammgästen getragene Festival trägt den Titel St. Moritz Art Masters (SAM). Im Board finden sich Persönlichkeiten wie der Verleger Jürg Marquard, Sam Keller (ART Basel und Miami), Hubert Burda und der Schriftsteller Paulo Coelho. Offensichtlich fanden sich in der ersten Septemberwoche nur wenige Besucher/innen ein. Die von einer Agentur in München als sehr exklusiv und nur auf Einladung deklarierten Veranstaltungen wären auch für die Zwischensaisongäste mit Wanderschuhen und roten Socken offen gewesen. Einige erwarteten die Wiener oder Berliner Philharmoniker, doch diese waren nur mit einer schütteren Gruppe von Kammermusikern präsent.
Ob das Festival in dieser Form und überhaupt in den kommenden Jahren weitergeführt wird, bleibt offen. Mit dem Hauptsponsor einer deutschen Automarke steht es unter einem guten Stern. Nur sollte das Board sich nicht selbst inszenieren, sondern jenes Publikum anlocken, das die leeren Gästbetten in der Nachsaison füllen könnte.
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