Urs Tillmanns, 8. September 2008, 09:54 Uhr

Verband Fotohandel Schweiz feiert sein 100-jähriges Bestehen

Am Sonntag, den 7. September 2008, feierte der Verband Fotohandel Schweiz (VFS) auf Schloss Lenzburg sein 100-jähriges Jubiläum. Es waren rund 150 Mitglieder und geladene Gäste anwesend, darunter Hans-Ulrich Bigler vom Schweizerischen Gewerbeverband (SGV), Jakob Salm, Vizeammann von Lenzburg, Jacques Stähli, Präsident vom Lieferantenverband imaging.ch, Kommerzialrat Leopold Vodicka als Vertreter der Wiener Fotografen, die Grussbotschaften an den Verband richteten, sowie Prof. Dr. Peter Ziegler, der über die Foto- und Verbandsgeschichte referierte.


Das Programm begann bereits am Nachmittag im kleinen Rittersaal des Schloss Lenzburg, wo sich die Gäste allmählich besammelten, angeregt diskutierten und dem Platzkonzert der hervorragenden Brassband Imperial, Lenzburg, zuhörten. Auch wurde ein historisches Gruppenfoto im Schlosshof aufgenommen, bevor eine fachkundige Information über das 1000-jährige Schloss Lenzburg angesagt war.

Die eigentliche Feier begann um 17.30 Uhr mit der Besammlung im Schlosshof zum Apéro, bis um 18.30 Uhr der Auftakt zum Galadiner erfolgt. Hansruedi Morgenegg, Präsident des VFS, hob in seiner Ansprache hervor, dass neunzig von den vergangenen hundert Jahren zwar nicht ereignislos waren, aber, verglichen mit den Umwälzungen der letzten zehn Jahre, doch eher beschaulich. Das digitale Jahrzehnt hätte die Verkaufsstrukturen grundsätzlich verändert, Massenmärkte mit zeittypischen Absatzkanälen, vom Internetshop bis zum spezialisierten Grossmarkt, wären aus dem Boden geschossen. Der Verband dürfe sich heute nicht mehr als «konservierender Schönwetterclub» verstehen, denn besondere Herausforderungen würden auch nach besonderer Kreativität verlangen. Das neue Umfeld käme jedoch dem Verband entgegen, allerdings nur, wenn er dieses auch nütze, indem der Verband seine Werte kommuniziere und das Feld nicht einfach kampflos seinen Konkurrenten preisgeben würde. Der Verband und seine Mitglieder müssten interessiert sein an Neuem, mehr wissen als andere, und sich gegenseitig austauschen. Unter dem Motto «Immer im Bild» entwickle der VFS praxisgerechte Kommunikationsmittel, die jedes Mitglied in seinem Einzugsbereich einsetzen könne. Das Ziel des Verbandes sei es zu informieren und dem Fotohandel ein neues Image zu verleihen.

Danach folgten verschiedene Festansprachen.
Hans-Ulrich Bigler vom Schweizerischen Gewerbeverband SGV betonte in seiner Grussadresse, dass der VFS kerngesund sei und nach wie vor voller Lebensfreude in sein zweites Daseinsjahrhundert schreitet, dürfe nicht als blosse Selbstverständlichkeit registriert werden. Wie kaum eine andere Branche habe der VFS nicht nur in seinem engsten Aktionsbereich, sondern auch in der Entwicklung seiner Umwelt und deren Gesellschaft einen Wandel erlebt, wie kaum ein anderer gewerblicher Zweig.

Jacques Stähli, Präsident vom Lieferantenverband imaging.ch, wies auf die zwar nicht immer einfache aber sehr wichtige Zusammenarbeit mit dem VFS hin. Das Film- und Bildergeschäft sei dramatisch zusammengebrochen, und der Margenzerfall der letzten Jahre habe – für beide Seiten, Lieferanten und Händler – die Fronten verhärtet. Eine Verbesserung der gegenwärtigen Situation könne sich durch die Zusammenarbeit aller Verbände am neugeschaffenen Berufsbildungsfonds ergeben, und der Lueferantenverband imaging.ch freue sich gemeinsam mit dem VFS in eine positive Zukunft schreiten zu können.

Extra aus Wien angereicht war Kommerzialrat Leopold Vodicka, der mit seiner vierköpfigen Delegation als Vertreter der Wiener Fotografen dem Schweizer Fotohandel zu seinem Jubiläum gratulierte. Er erklärte die andersartigen Berufsorganisationen in Österreich und gab seiner Freude Ausdruck, dass sich im letzten Jahr eine enge und freundschaftliche Beziehung zum VFS ergeben habe. Im Namen seiner Delegation lud er den VFS auch zu den Gmunder Fototagen und zu weiteren Treffen nach Wien ein, bevor er dem Präsidenten Hansruedi Morgenegg verschiedene originelle Geschenke überreichte.

Jakob Salm, Vizeammann von Lenzburg, gab seiner Freude zum Ausdruck, dass der VFS für seine Jubiläumsfeier das Schloss Lenzburg ausgewählt habe. Es sei ein sehr gediegener Rahmen, der auf eine zehnmal längere Geschichte als der VFS zurückblicken könne. Lenzburg engagiere sich kulturell auch sehr stark und das spiele das Bild und seine Fotografen immer wieder eine sehr wichtige Rolle.

In seinem Fachreferat beleuchtete der Historiker Prof. Dr. h.c. Peter Ziegler die hundertjährige Verbandsgeschichte, indem er sowohl auf die wichtigsten fotohistorischen Meilensteine und die Fakten einging, welche den Fotohandel bewegten und nachhaltig beeinflussten. Dazu gehörten beispielsweise der Kampf gegen die nicht anerkannten „Outsider-Fotohändler“ in den zwanziger Jahren, die schwierige Zeit des Zweiten Weltkrieges, das Auftauchen der ersten Discounter in den Fünfzigern bis hin zur alles umwälzenden Digitalfotografie, welche für den Fotohandel einen rasanten Preis- und damit Margenzerfall zur Folge hatte.

Den musikalischen und unterhaltenden Rahmen bestritten die «Donne Virtuose» mit leichter Klassik, Genis Grüninger mit gefälliger Unterhaltungsmusik und schliesslich Michael Gammenthaler, der mit bravourösen Zaubertricks die gespannte Gästeschar verblüffte. Für das leibliche Wohl sorgte das Hotel Krone aus Lenzburg, das neben der gastronomischen auch eine logistische Glanzleistung mit den vorzüglichem Service auf dem Schloss vollbrachte.

Der VFS hat sein 100-jähriges Bestehen in einem sehr gediegenen Rahmen mit originellsten Ideen und gekonnten Einlagen würdig gefeiert. Nicht nur dem VFS-Vorstand – und insbesondere dem Organisator Georges Hoffmann – ist dazu zu gratulieren, sondern es gilt der Dank auch den zahlreichen Sponsoren, die dieses Jahrhundertereignis für den Verband Fotohandel Schweiz durch ihre grosszügigen Spenden ermöglicht haben.

Urs Tillmanns

Foto: Basler / Römer

2 Kommentare zu “Verband Fotohandel Schweiz feiert sein 100-jähriges Bestehen”

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