Beide Messen stehen im Schatten ihrer grossen Vorbilder. In Basel versucht man seit Jahren, ein deutschschweizer Gegegengewicht zur Erfolgsgeschichte des Salon du Livre et de la Presse in Genf aufzubauen. In Zürich bietet nach der Art International die Kunst Zürich 2008 eine Alternative für Galerien, die an der ART 08 in Basel keine Chance zur Teilnahme hatten, oder denen ein Auftritt schlichtweg zu teuer war.
Für beide Kleinmessen gäbe es eine Marktnische, wenn sie geschickter genutzt würde. Die Buch 08 ist sehr weit weg vom Niveau einer nationalen oder gar internationalen Messe. Für Buchinteressierte im Umkreis von ein bis zwei Stunden könnte sie zu einem attraktiven Ort der Begegnung kommen, wenn Marketing und Profil gezielter ausgerichtet wären. Die Kunst 08 Zürich hat Mühe, ihre internationalen Aussteller Jahr für Jahr wiederum davon zu überzeugen, nach Zürich zu kommen. So stösst man immer wieder auf den Fundus von lokalen Galerien, die bereits im Vorjahr präsent waren.
Die Buch 08 muss man zuerst finden. Sie liegt gute zehn Fussminuten von der Haltestelle Messeplatz entfernt, in einer alten Lagerhalle weit hinter dem Musicaltheater und mehreren Baustellen. Die Halle hat durchaus Charme, und das Basiskonzept mit zentralen Events und Nischen für die Verlage rund herum war auf dem Plan zweifellos überzeugend. Doch am späten Freitagnachmittag wurde es gähnend leer und vor allem dunkel. Für die Lesung einer Schriftstellerin in einem Sektor, der für mehrere dutzend Besucher bestimmt war, hielten sich nur das Patenkind mit seiner Familie auf, und selbst der Verleger schlich sich diskret davon.
Für die beteiligten Kleinverlage stellt die Teilnahme finanziell und personell ein ergebliches Risikon dar. Grössere Verlage, die mit eigenen Ständen an der Buchmesse Frankfurt präsent waren, fehlen (so Kein&Aber, Lars Müller Publishers, doch auch erfolgreiche andere Schweizer Verlage mit einem attraktiven regionalen Programm wie Hier&Jetzt). Trotz oder gerade wegen dieser Schwächen empfehlen wir die Buch 08 jenen Fotografen, die irgendwann eine Buchpublikation planen. Wer nicht die Aufzeichnungen seiner Grosstante als Manuskript gleich mitschleppt, wird von den anwesenden Kleinverlegern freundlich beraten. Gute Projekte für Bildbände sind gefragt.
Das Messequartier in Basel ist elektrisiert von der spektakulären Pack&Move, der internationalen Messe für Verpackung und Logistik, die am kommenden Dienstag eröffnet. Für die Buch08 wäre „pack and move“ trotz der Gastfreundschaft der wenigen Basler Verleger eine Perspektive.
Programm: www.buch08.ch
Die Kunst Zürich möchte nach Eigenwerbung einen repräsentativen Querschnitt durch die Schweizer Galerieszene und das schweizerische Kunstschaffen repräsentieren und zudem die globale Ausrichtung unseres heimischen Schaffens aufzeigen.
Dieser Anspruch wird kaum erfüllt. Auch wenn es nicht einfach sein dürfte, einen auch für Besucher/innen (und Käufer/innen!) optimalen Mix zu erzielen, ist keine konsistente Programmierung erkennbar. Nicht wenige Galerien versuchen Restbestände des jüngsten Kunstbooms abzusetzen, wie Nummer xy einer mittelmässigen Lithographie von Sigmar Polke, die man als Sammler kaum je wieder verkaufen kann. Etwas neuen Wind bringt Port de Suisse als Initiative von „jungen“ Galerien in die Messe.
Die Fotografie ist an fast allen Ständen vertreten. Bei traditionellen Galerien sind es zumeist Landenhüter der Neuauflagen von amerikanischen Fotografen. Für fachlich versierte Sammler gibt es kaum Neuentdeckungen, und bezüglich der Preise herrscht eher Unsicherheit. Vor allem bei jungen Galerien lohnt es sich, danach zu fragen, ob sie junge Fotografen im Programm haben.
Wer selbst in einer Galerie ausstellen möchte oder eine längerfristige Zusammenarbeit plant, kann die Kompetenz vorerst von Kundenseite testen und spüren, ob die „Chemie“ stimmen“ könnte. Auch Galerien sind an guten Fotoprojekten interessiert.
Programm: www.kunstzuerich.ch
Bildnachweis: Thomas Galler, vertreten durch die Galerie Bernhard Bischoff, Bern