Oriol Maspons ist einer der kreativsten Fotografen in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts in Barcelona. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Versicherungskaufmann in Paris, schloss sich jedoch bald Fotoszenen um Robert Doisneau, Brassai und Henri Cartier-Bresson an. Wesentlich beeinflusst wurde er von Guy Bourdin. 1956 fand er sich mit Julio Ubiña in einer Ateliergemeinschaft in Barcelona zusammen. Legendär in der Fotogeschichte sind Weihnachtskarten, die beide Fotografen darstellen.
Es muss eine unglaublich spannende Zeit gewesen sein. Barcelona entwickelte sich auf guter Schussdistanz zum Franco-Regime zu einem Schmelztigel der europäischen Kunstszene. Maspons lebte gut von Werbe- und Modefotografie und er porträtierte die Schönen und Reichen in Cadaqués. Zudem entstanden Reportageaufnahmen über spanische Landschaften und ihre Bewohner. Trouvaillen sind die frühen Aufnahmen von Hippies, die sich ab 1964 in Cadaqués und auf Ibiza ansiedelten. Manche von ihnen sind noch immer dort, und Maspons hat sie mit seiner Kamera bis heute verfolgt. Dass er Frauen liebt, ist unverkennbar.
Die meisten Aufnahmen machte Maspons bis in die Siebziger Jahre mit Grossformatkameras und verarbeitete sie im Labor seines mit Ubiña geführten Ateliers in aussergewöhnlicher Qualität. Eine Auswahl ist bis Ende Februar in der Galerie KOWASA in Barcelona ausgestellt.
Da nicht jedermann über die Festtage nach Barcelona reisen kann, bietet die Galerie KOWASA die gesamte Ausstellung auf dem Internet an. Natürlich kann man die handwerkliche Qualität der Originalabzüge nur erahnen, doch man erhält einen Überblick über das Werk dieses grossartigen Fotografen.