Im vergangenen April erzielte die Aktaufnahme der französischen Präsidentengattin Carla Bruni von Michel Comte bei einer Wohltätigkeitsversteigerung einen guten sechstelligen Betrag. Grafisch umgesetzt findet sie sich seit einigen Wochen auf Einkaufstaschen des auf La Réunion beheimateten Modeunternehmens Pardon. Die nackte Carla klagt mit einer Sprechblase: „Hätte mir mein Schatz doch Kleider bei Pardon gekauft“.
Madame Sarkozy findet das gar nicht lustig und lässt über ihren Anwalt Thierry Herzog das Kleinunternehmen verklagen. Sie fordert 125 000 Euro für wohltätige Zwecke. Herzog beansprucht das Copyright des Bildes der nunmehr sehr abstrahierten Dame für seine Klientin.
Das dürfte so einfach nicht sein, denn Comte ist letztlich der Urheber, – wenn das Bild ein Kunstwerk ist. Als solches wurde es auch versteigert. Doch Comte dürfte kaum klagen. In seinen Kreisen regelt man Streitigkeiten mit Vergleich. Die zuständigen Gerichte lassen Akten oft so lange liegen, bis niemand mehr ein Interesse an ihnen hat. Allerdings hat das Präsidentenpaar erst kürzlich gegen den Vertreiber einer Voodoo-Puppe im Präsidentenformat geklagt und die Puppe damit zum Verkaufsrenner gemacht.
Peter Mertes, der Gründen von Pardon, steht noch keinesfalls auf der Seite der Verlierer. Sein Mode-KMU hat durch die Klage weltweit eine Publizität erreicht, von der andere Marken nur träumen. So leistet die Präsidentengattin unfreiwillig Wirtschaftsförderung für La Réunion und bringt Michel Comte wiederum in die Weltmedien. Doch die Angelegenheit hat eine weit politischere Dimension. Pardon positioniert sich im Low-Price Segment bei Jugendlichen in den Banlieus. Wenn die wüssten, dass Michel Comte kürzlich Christoph Blocher porträtiert hat…