Wettbewerbe für professionelle Fotografen konzentrieren sich immer mehr auf Portfolios. Der von Espace-Media im achtzehnten Jahr ausgeschriebene Preis für Pressefotografie Swiss Press Photo prämiert Einzelbilder in Print-Medien. Dadurch wird nur noch ein sehr kleines Spektrum des visuellen News-Journalismus erfasst.
Für 2008 war der 1. Preis des Swiss Press Photo Award unbestritten. Charles Ellena hat für die Westschweizer Presse Christoph und Silvia Blocher in ihrer selbstgewählten Einsamkeit vor der missglückten Demonstration der SVP mit Bodygards symmetrisch im Weitwinkel erfasst. Ellena kann nichts dafür, dass sich bei der Preisübergabe Ende November 2008 kaum mehr jemand für das Politikerpaar Blocher interessierte. Doch Pressefotografen sind auch Zeitzeugen.
Bei den übrigen Auslobungen tat sich die Jury offensichtlich schwer. Männliche Prostituierte aus Westafrika, wie sie Magali Girardin festhielt, wären als „Symbolbild“ über irgend eine Bildagentur auch verfügbar gewesen. Im Themenbereich „Ausland“ hätte eine portfoliowürdige Reportage von Jean Révillard über illegale Einwanderer, die in den Wäldern bei Calais auf eine Überfahrt nach England warten, in einem anderen Wettbewerb mehr Beachtung gefunden.
Die Basler Fotografin Ruth Erdt, die sich mit der Entwicklung ihrer Kleinkinder selbst porträtiert, ist gleichermassen im falschen Wettbewerb gelandet. Sie steht in der Tradition des Post Partum Projects von Mary Kelly. Das Einzelbild von Mutter und Kind weckt Interesse, doch dann möchte man mehr wissen über die Mutter/Kind-Beziehung und die visuelle Umsetzung.
Swiss Press Photo 09 wird kaum mehr Swiss Press Photo 08 sein. Die arg gebeutelte Pressefotografie hofft dennoch auf eine neue, verbesserte Auflage, die vielleicht auch das langfristige Engagement von Fotograf/innen würdigt
Ausstellung: Swiss Press Photo 08
bis zum 22. Februar 2009 im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich