Der Dokumentarfilm von Wim Wenders über Yohji Yamamoto ist eine Ikone in der internationalen Modeszene und wird von arte heute zu später Stunde (23.15) ausgestrahlt. Wer die Bettdecke zuvor über den Kopf zieht oder den Recorder nicht programmiert, wird etwas verpassen. Die 1989 für das ZDF entstandene Dokumentation zeigt die faszinierende Modeszene Ende der achtziger Jahre in Bildern auf, wie sie nur Wim Wenders und sein Team realisieren konnten.
Im Auftrag des Centre Pompidou drehte Wim Wenders diese essayistische Dokumentation über den japanischen Modeschöpfer Yohji Yamamoto. Zunächst steht Wenders der ihm fremden Modewelt skeptisch gegenüber, doch er entdeckt immer mehr Parallelen und Gemeinsamkeiten mit dem Star-Designer. Er filmt und interviewt den Modeavantgardisten bei seiner Arbeit zwischen Models, Ateliers und Laufstegen in Paris und Tokio. So wird die Geschichte über die Kunst der Kleidung bald zum Porträt der beiden Metropolen und zu einem Diskurs über Design, Architektur und Film.
Immer wieder schickt Wim Wenders in seinen Filmen die männliche Hauptfigur auf Reisen, um das Äußere zu erkunden und dabei gleichzeitig etwas über ihr Inneres zu erfahren. In „Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten“ nun macht sich der Regisseur selbst auf den Weg. Behutsam spürt Wim Wenders den Arbeitsmethoden des japanischen Modedesigners Yohji Yamamoto nach und versucht, dessen künstlerisches Wirken nachzuvollziehen. Dabei entdeckt er Parallelen zu seiner eigenen Arbeit und reflektiert über das Filmemachen, so zum Beispiel über die Vorteile von Film gegenüber Video.
In gewohnter Langsamkeit nähert sich Wenders dem Wirken Yohji Yamamotos; das ihm daran Fremde überbrückt er mit Assoziationen an seine eigene Arbeitsweise. Yamamotos Mode, die Neues und Klassisches kombiniert, erinnert Wenders an seine eigene Arbeit, in der er Aufnahmen mit der 35mm-Filmkamera mit Videobildern montiert, die er zunächst als weniger authentisch empfindet. Designer Yamamoto hingegen lässt sich von alten Fotografien und Bildbänden inspirieren, die auch Wenders schätzt. Vor allem aus den Porträts spricht für beide Männer eine eigene Wirklichkeit. Wie Yamamoto sagt: „Sie haben keine Kleider an, sondern die Wirklichkeit.“
Immer wieder fließt in den Dokumentarfilm der Prozess des Filmemachens mit ein, der Zauber der poetischen Bilder weicht sichtbar gemachter Produktion. So sieht man den interviewten Yamamoto im Bild und in einer Ecke noch den kleinen Monitor für die Videoausspiegelung, den Wenders in den Kader mit hineingenommen hat.
Mit großer Ehrfurcht beobachtet Wenders Yamamoto bei der Arbeit und erkundet im Detail den physischen Aspekt der Modeschöpfung, ohne den Zauber dieser „Schöpfung“ zu zerstören. Typisch für die Arbeit des „Essayisten“: Wenders beschränkt sich nicht nur auf seinen Gegenstand „Yamamoto“, sondern erlaubt sich Abschweifungen, beeindruckende visuelle Spaziergänge in Paris und Tokio, den Städten, in denen Yamamoto arbeitet. So ganz nebenbei fließen die großen Koordinaten von Raum und Zeit in diesen intimen Film über die Verwandtschaft von Kleidernähen und Filmemachen ein.
arte, Mittwoch, 7. Januar 23.15 Uhr
Nachweis Text und Bild: PD arte tv