Bis vor drei Jahren war der Flugverkehr während des World Economic Forum auf dem Flughafen Zürich ein Geheimtipp für Plane Spotter. Sie bilden eine international verschworene Gemeinschaft. Ihr gemeinsames Ziel ist, möglichst viele und möglichst exotische Flugzeuge aufzuspüren. Die vorerst aus England und sogar aus Kanada mit schweren Fototaschen angereisten Touristen fielen in der Flughafenregion auf. Für das lokale Gewerbe hat sich eine veritable Industrie entwickelt.
Die Flughafenbetreiberin UNIQUE bot vorerst selbst Fotorundfahrten zu stationierten Flugzeugen an. Ab diesem Jahr übernimmt es BUCHair in Glattbrugg. Die Familie Bucher betreibt dort, ursprünglich aus Nachlässen der Swissair einen Buchshop, vertreibt Nostalgika und Modelle und bietet neu die Exkursionen an. Die meisten der Rundfahrten, die aus betrieblichen Gründen limitiert werden müssen, sind schon ausgebucht.
Die wirklich „exotischen Vögel“ dürften vielleicht gar nicht in Kloten landen, sondern ihre Ruhepause auf Ausweichflugplätzen gewinnen. Dazu gehört der für einige Tage für den Zivilluftverkehr freigegebene Militärflugplatz Dübendorf. Doch abgehärtete Spotter dürften auch Altenrhein/SG oder Samedan/GR aufsuchen.
Wer sich nicht den organisierten Touren anschliessen will, findet im Umfeld unseres besucherfreundlichen Flughafens Kloten mehrere Möglichkeiten. Bei der Anflugschneise im Norden (Verbindungsstrasse Bachenbülach-Niederhasli) stehen Parkplätze mit Döner und heissem Kaffee bereit. Sensationell sind die Anflüge bei Westwind auf dem öffentlichen Parkplatz unweit der Militärkaserne Kloten, wo man sich in der Kantine ebenso mit einem warmen Kaffee aufmuntern lassen kann.
In den Daten kann sich ein unbedarfter Spotter verirren. Die Eröffnungsveranstaltung des WEF findet am 28. Januar statt, die Anreise hat bereits begonnen. Staatsgäste werden ab dem 26.1. eintreffen, vorwiegend in der Nacht. Am 29.1. abends fliegen sie schon wieder weg. Oft kommen sie mit zwei Maschinen, der „offiziellen“ mit dem Stab und einer diskreten mit der Prominenz. Professionelle Pressefotografen kennen diese Tricks, Plane Spotter ohne Beziehungen nehmen überglücklich das Bild der Fantommaschine nach Hause.
Und überhaupt spielen Beziehungen in der Szene eine wichtige Rolle. Einige der lokal erfolgreichsten Spotter sind ehemalige oder sogar im Berufsleben stehende Mitarbeiter von Unternehmen wie Skyguide. Ein weiterer, heisser Kanal erschliesst sich über die im Unterhalt tätigen Firmen. Sie brauchen Vorabinformation, um Spezialisten bereitstellen zu können.
Spotter sind wie Briefmarkensammler. Das Flugzeug wird im Längs- und Querprofil ins Album eingeklebt oder auf dem Internet präsentiert und abgehakt. Die Geschichten und die Menschen rund um den Event interessieren sie kaum.
Link zu BUCHair
Bildnachweis: Wikipedia
Sollte man «Skyguard» kennen?
Vermutlich meinen Sie «SKYGUIDE»: http://www.zrhwiki.ch/wiki/SKYGUIDE
Herzlichen Dank, soeben korrigiert. Ich war übrigens in der vergangenen Woche an einem grossartigen Event bei Skyguide in Dübendorf mit Bertrand Picard, und werde Luftlotsen nie, nie mehr mit Skilehrern verwechseln.