Die Realität des schwierigen Bildermarktes holt auch das Microstock-Experiment SnapVillage von Corbis ein: SnapVillage wird bis Ende 2009 komplett geschlossen und die Inhalte und Kunden zu Veer überführt. Man erinnere sich: Veer wurde erst 2007 als damals etablierte, qualitativ und preislich hochstehende Agentur übernommen. Ein neuer „Veer Marketplace“ soll nun zur neuen und einzigen Microstock-Plattform von Corbis werden.
In seinem Schreiben an die SnapVillage Fotografen berichtet Corbis, dass der Microstock-Markt in wenigen Jahren 25% des Bildmarktes ausmachen werde und Corbis daran massgeblich beteiligt sein will. Darum wolle man den Fotografen mit diesem Schritt eine führende Marke bieten.
Um in diesem schnell wachsenden Marktsegment Erfolg zu haben, benötige man eine starke Marke. Corbis preist darauf Veer als bisher hocherfolgreiche Bildagentur. Veer bot bisher sowohl lizenzpflichtige (rights-managed, RM), wie auch lizenzfreie (royalty free, RF) Bilder an und ist, wie Corbis selber schreibt, eine etablierte Agentur mit einer globalen Kundenbasis, starker Markenloyalität und erfolgreichen Marketingaktivitäten.
Aus diesen Gründen werde man in den kommenden Monaten SnapVillage Kunden, wie auch SnapVillage Fotografen auf die neue „Veer Marketplace“ Plattform überführen. „Veer Marketplace“ werde in zwei Phasen starten: Ab dem späten Februar soll eine erste kleine Kollektion preiswerter Angebote und Bilder angeboten werden. Mitte Jahr mit dem vollen Launch wird dann in ein Kredit- und Abo-basiertes Kaufsystem gewechselt.
Ganz nebenbei und erst aus den zusätzlichen FAQs ist ersichtlich, dass die bisherige Möglichkeit höherer Preisniveaus von SnapVillage (25$ und 50$) in der neuen Preisstruktur gar nicht mehr vorkommen.
Mit der Überführung von SnapVillage in Veer Marketplace soll den SnapVillage-Fotografen die Möglichkeit geboten werden, die Bilder einer ganz neuen Gruppe von Kunden, welche von Veer stammt, verkaufen zu können. Wohlverstanden, Corbis meint natürlich, dass Veer (die etablierte RM- und RF-Agentur) weiterläuft und eine neue Abteilung für Microstock, Veer Marketplace, dazu kommt. Ob diese beiden Gärtchen weiterhin schön getrennt bleiben, steht wohl in den Sternen, oder etwas weniger weit weg, noch hinter dem Mond.
Nun, da Veer bisher in einem ganz anderen Marktsegment erfolgreich war, wird es spannend sein zu beobachten, wie die bisherigen Marken-loyalen high-end Kunden sich im neu gebotenen Microstock-Umfeld verhalten. Dass die Markentreue dabei etwas leiden könnte, erwähnt Corbis natürlich nicht.
Microstock ist Realität und bietet auch neue Chancen. Dieser Schritt von Corbis allerdings ist, gelinde gesagt, zumindest merkwürdig und erstaunlich.