Urs Tillmanns, 6. März 2009, 07:46 Uhr

PMA 2009: Positiver als angenommen

Der dritte und letzte Tag der PMA lässt bereits eine Einschätzung der grössten amerikanischen Händlermesse dieses Jahres zu. Obwohl noch keine offiziellen Besucherzahlen vorliegen gilt als sicher, dass dieses Jahr weniger Besucher nach Las Vegas kamen. Dennoch sind die Aussteller nicht unzufrieden. Die düsteren Erwartungen sind offensichtlich übertroffen worden, und der Stimmungsbarometer zeigt deutlich nach oben. Das tut der Branche gut, die in den letzten Wochen und Monaten genug Hiobsbotschaften hat verarbeiten müssen.

A propos verarbeiten: Mit der Bilderherstellung hatten wir uns bisher in unserer Berichterstattung noch gar nicht befasst – nicht zuletzt deshalb, weil dies einen eher kleinen Teil der sehr breiten Leserschaft unserer Webseite interessieren dürfte.
Auf der PMA waren alle namhaften Anbieter von Laborgeräten, besonders Minilabs, Kiosklösungen (sowohl Eingabestationen als auch Printkioske) und Drucker für den Heimbereich anwesend. Letztere waren in Anbetracht des Fachpublikums am schwächsten und nur gerade an den Ständen von Canon und HP vertreten. Heimprinting nimmt zwar immer noch leicht zu, doch ist dessen Anteil am Gesamtbildervolumen stagnierend, während Verkaufsplatzlösungen mit digitalen Minilabs und insbesondere Drylabs – das sind Minilabs, die mit Thermosublimations- oder Inkjet-Verfahren arbeiten – immer noch auf dem Vormarsch sind.

Digitalboom belebt Bildergeschäft
Aus einer Studie von Photofinishing News geht hervor, dass sich das Bildervolumen weltweit von 2003 bis 2008 fast verdreifacht hat und heute bei über 50 Milliarden Bildern pro Jahr liegt. Dazu stehen weltweit rund 450‘000 Verarbeitungsstationen im Einsatz, wobei je ein Drittel auf Minilabs, Printkioske und Eingabekioske entfallen. Dies zu Lasten der Grosslabors, von denen einige in den letzten Jahren dicht machen mussten.
Was die Technologien anbelangt, liegt der Zuwachs eindeutig bei den trockenen Verfahren – Inkjet und Thermosublimation – bei denen keine Chemie verwendet werden muss und damit auch weniger Wartungsaufwand anfällt. Einfach ausgedrückt: Überall, wo eine Steckdose vorhanden ist, kann ein Trocken-Minilab eingesetzt werden, um den Passanten mit kürzester Wartezeit Bilder anzubieten.

Die Drylabs sind im Kommen
lucidium-kioskDie Tatsache, dass Lucidiom und Noritsu unmittelbar vor der PMA eine Zusammenarbeitserklärung unterzeichnet haben, war Tagesgespräch auf der PMA. Lucidiom ist in Zentraleuropa weniger bekannt, doch gehört das amerikanische Unternehmen mit mehr als 55‘000 installierten Fotokiosken zu den grössten Anbietern weltweit. Dass sich Noritsu für Lucidiom interessiert verdeutlicht, dass Noritsu den Kioskbereich weiter ausbauen und verbesserte integrierte Lösungen anbieten will. Noritsu legt also deutlich zu, nachdem sie bereits mit Fujifilm eine Kooperation eingegangen ist und deren Laborgeräte baugleich mit den eigenen fertigt. Baugleich heisst jedoch nicht identisch, denn beide Firmen pflegen ihre eigene Software.
fuji-dl430Aus dieser Zusammenarbeit gibt es auch zwei neue Inkjet-Minilabs, die auf der PMA erstmals gezeigt wurden. Das Noritsu D703, bzw. Fujifilm Frontier DL430, ist ideal für eine breite Produktelinie von 10×15 cm bis 20×25 cm, sowie diverse Panoramaformate. Das Gerät arbeitet piezoelektrisch mit vier Tinten in einer Auflösung von 720 x 720 dpi und leistet bis zu 650 Prints 10×15 cm pro Stunde. Es bietet sich auch für Spezialitäten an, wie Grusskarten, Kalender, Kleinposter und anderes. Es können zwei verschieden breite Papierrollen unterschiedlicher Breiten oder auch Blattware verwendet werden.

Fotobücher soweit das Auge reicht
Dass Fotobücher im Trend liegen, war auf der diesjährigen PMA unübersehbar. Kaum ein Aussteller aus dem Printingbereich, der Einzelfotos noch in den Vordergrund rückte, und auch kaum noch leere Alben, in die man früher die Einzelfotos selbst einklebte. Laut Photofinishing News wurden 2008 weltweit 40 Millionen Fotobücher produziert worden sein, eine Zahl die sich in zwei Jahren mindestens verdoppeln dürfte.
noritsu-502Das Inkjet-Minilab Noritsu 502, bzw. Fujifilm Frontier DL 42SD, bietet als erstes Gerät dieser Art die Möglichkeit, das Papier beidseitig zu bedrucken und ist deshalb ideal für Verkaufspunkte, an denen Fotobücher oder andere beidseitig bedruckte Produkte hergestellt werden sollen. Es können verschiedene Papiergrössen mit einer maximalen Breite von 254 mm bedruckt werden. Wie das D703 (DL 430) arbeitet das Noritsu 502, (Fujifilm DL 42SD) piezoelektrisch mit vier Tinten in einer Auflösung von 720 x 720 dpi und leistet (theoretisch) bis zu 110 doppelseitige Drucke 20×25 cm pro Stunde. Um die doppelseitig bedruckten Einzelblätter zu einem Fotobuch zu binden, bieten sowohl Noritsu als auch Fujifilm Bindesyteme an, die bedarfsweise von sehr einfachen Lösungen bis zu Produktionsanlagen ausgebaut werden können.

Auf den Einband kommt es an
Ein Fotobuch herzustellen ist eine Sache, ein solches sauber zu binden, eine andere. Auf der PMA waren unzählige Buchbindelösungen zu sehen, von einfachen Drahtbindungen über Heftverfahren bis hin zu professionellen Klebebindungen. Vor allem an den kleinen Ständen von Ausstellern, die mehrheitlich aus dem asiatischen Raum kamen, war dem Erfindergeist kaum Grenzen gesetzt.
unibind-einfachDas wohl vielfältigste und überzeugendste Sortiment, dürfte Unibind bieten, die auf der PMA mehrere Lösungen zeigte, für den Kleinbetrieb bis hin zur industriellen Anwendung. Das Unibind XU138 SteelBinding System ist eine Bindestation, mit der bis zu acht Büchern oder ein Buch mit bis zu 340 Seiten gleichzeitig gebunden werden können. Das System umfasst eine Kühlstation zur schnellen Abkühlung der Bücher. Raffiniert: Durch erneutes Aufheizen des Buchrückens ist es möglich, eine Seite zu entfernen oder eine weitere hinzuzufügen. Mit der im Buchrücken vorhandenen Leimmenge kann dieser Prozess bis zu achtmal durchgeführt werden. Unibind liefert auch das passende Verbrauchsmaterial in verschiedensten Farben und Designmustern.
kis-standKIS Photo-Me zeigte mit dem «Photobook Maker» eine Selbstbedienungslösung für die Herstellung von Fotobüchern. Der Kunde steckt seinen Datenträger in einen Terminal, gestaltet auf dem Touchscreen sein Produkt und erhält nach sechs bis zehn Minuten ein fertig gebundenes Fotobuch. Die Belichtung der Daten kann auf jedem beliebigen Minilab erfolgen (z.B. KIS DKS, Fujifilm Frontier, oder Noritsu QSS). Die fertigen Seiten werden danach im Photobook Pro Rückseite an Rückseite zusammen geklebt und mit einem festen Umschlag versehen.
Im Moment sind gerade Fotobücher „in“. Aber die Grenze der Produkte, die auf einem Minilab produziert werden können, liegen wahrscheinlich eher bei der eigenen Fantasie als bei der Technik.

Ein positives Fazit
Alles in allem war es eine interessante PMA, die nur ein halbes Jahr nach der Photokina zwar keine Sensationen, aber doch einiges an Interessantem zutage brachte. Überraschend positiv war auch die Stimmung auf der Messe, sowohl im Gespräch mit den Organisatoren und Ausstellern als auch mit den Besuchern. Nachdem die digitale Revolution in der Fotografie mehr oder weniger vollzogen ist, beweist die PMA einmal mehr, dass es die Fotoindustrie versteht, den technologischen Fortschritt in sinnvolle Produkte zu verpacken, die dem Anwender immer neue und faszinierende Möglichkeiten bieten, Kreativität, Ideen oder auch nur simple Erinnerungen in beeindruckende Bilder umzusetzen.

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