Kommentar
Nachdem bereits im vergangenen Jahr freiberufliche Fotografen aus den Niederlanden in der Schweiz Strassenaufnahmen machten, hat Google das Street View– Projekt nun offiziell angekündigt. Die offensichtlich gesponserten Opel Astra (was denn sonst in Krisenzeiten) fahren nun auch offiziell durch unsere Strassen. Die Bedenken sind geblieben. Es ist durchaus möglich, dass Street View als Google-Projekt abstürzt, wenn Politiker/innen und Behörden rechtzeitig handeln.Die rechtliche Situation ist komplex. Darf man mit einem Auto durch eine Quartiertstrasse fahren, alles in HDTV filmen, mit GPS verarbeiten und auf dem Internet anbieten? Zudem stellt sich nach europäischem Recht auch die Frage, wie weit Abbildungen von urherrechtlich geschützten Gebäuden kommerziell ausgewertet werden dürfen.
Aufgrund von Entscheiden, die Google nicht offenlegt, sagen die Anwälte des IT-Multi „Ja“. Europäische Datenschützer sind sich da nicht so sicher. Google filtert teils technisch, teils manuell (und dilettantisch), nackte Kinder, die in Vorgärten spielen, aus. Um nur ein Beispiel zu nennen. Doch das triftt nicht den Kern der juristischen Problematik.
Beispiel aus eigener Erfahrung: Auch wenn an der Obstgartenstrasse 15 in Kloten auf Parkplatz 7 ein Mitsubishi Space Car steht, kann er selbst mit abgedeckter Nummer mit dem Halter auf Datenbanken abgeglichen werden. Und schon ist man „tagged“, wie die Amerikaner sagen, nicht von der örtlichen Polizei, sondern auf dem globalen Internet.
So fühlt man sich direkt betroffen und hat sehr wenig Möglichkeiten, als Bürger seine Rechte wahrzunehmen. Gesetzgeber und Datenschutz in der Schweiz sind, wie die aktuelle Debatte über den biometrischen Pass zeigt, doch eher verschlafen und hinken der internationalen Entwicklung hinterher.
Für Fotograf/innen hat das Quartierscanning erhebliche Konsequenzen. Im Immobilienbereich braucht es keine Fotoaufträge mehr. Man lädt in Büros die Bilder von Street View ganz einfach auf immoscout.ch oder so herunter. Später werden sie vielleicht kostenpflichtig, oder Google findet ein besseres Geschäftsmodell.
Nur den „Stinkefinger“ den Street View Cars zu zeigen, nützt nichts. Hier wäre ein aktives Eingreifen der Politik angesagt.
David Meili
Bildnachweis google.com