David Meili, 5. April 2009, 09:35 Uhr

Papiersammlung, Xenia gewinnt Preis fürs Schielen, und eine stinkfaule Miss Zürich

Pressespiegel zum Wochenende vom 4./5. April 2009
Am ersten Samstag in Monat ist in K. Papiersammlung. Der Ertrag wird mit einem Beitrag der Stadt einem Verein gut geschrieben. Diesmal waren es die Pfadfinder beider Kirchen, wobei vor allem die Eltern die Zeitungsbündel mit den vom lokalen Gewerbe zur Verfügung gestellten  Lieferwagen entsorgen. Der graue Wolf in der gemischten Crew bemerkte, dass man in früheren Jahren wohl mehr Zeitungen sammeln konnte.

Seine Bemerkung stimmt mit der Abfallstatistik überein.  Es gibt in der Agglomeration Zürich immer weniger abonnierte Zeitungen, und selbst die in den Haushaltungen verteilten Gratisblätter sind rückläufig. Mit der Pseudozeitung in. als Shell-Folder hat auch die Post neue Akzente gesetzt. Man kann damit alle Werbung in einem Bund entsorgen. Wenn die Direct-Mail Experten den Samstagmorgen nicht verschlafen würden, könnte sie vor den bereit gestellten Papierbergen das bare Grausen packen.

Die Konkurrenz zur abonnierten Tagespresse ist unübersehbar.  In den 12 Minuten von Zürich nach K. liest man die Gratispresse problemlos und lässt sie in der S7 liegen.  Relevante Beiträge hat man bereits vor dem Erscheinen der gedruckten Zeitungen auf Newsnetz, news1 oder der NZZ online zum Nulltarif zur Verfügung. Und nun beginnt auch die Konkurrenz der Online-Anbieter zu spielen. Selbst der Blick bewegt sich und will seine Titel unter neuem Design und einheitlichem Dach zusammenbringen.

Für die arg gebeutelte Pressefotografie ergeben sich neue Perspektiven. Während beim Blick offensichtlich immer noch Praktikanten Symbolbilder mit PhotoShop ausschneiden und ins Netz stellen und man bei Newsnetz in Flickr auf Pixeljagd geht, greift news1 unabhängig von den beteiligten Medien direkt auf die Angebote von Keystone zurück. Seltsam, dass Blick das weltweit vernetzte Bildangebot von Ringier Spectre aus dem eigenen Haus nicht nutzt. In den kommenden Monaten und Jahren dürften neue Online-Anbieter auf den Markt kommen. Werden die unabhängigen Pressefotografen diese Chance nutzen? Im Gegensatz zu Deutschland sind sie wirklich unabhängig und mehr des- als organisiert.

090402_weltwoche_coverDer Papiersammlung knapp entronnen ist die Weltwoche Nr. 13/09 (nicht die aktuelle Ausgabe mit der zähnefletschenden Orgasmusgequälten auf dem Cover). Jürg Zbinden führte ein Interview mit Ursula Knecht der Model-Agentur Option. Für die Bildungsbürger-Presse gibt Frau Knecht Herrn Zbinden Geheimnisse preis. So erfährt man, dass die führenden Fotografen Peter Lindbergh, Paolo Roversi und Mario Testino sind. Das Namedropping führt weiter zu Nadine Strittmatter bis hin zu Linda Evangelista. Geben sich Interviewte, Interviewer und der Fotograf Gian-Marco Castelberg nur so, – dann wäre es zumindest Satire.

Bis zur nächsten Papiersammlung hat der Katalog von Otto’s seine Gnadenfrist. Wir haben es ausgezählt: Auf Seite 6 finden sich auf A4 22 selbst erstellte Modeaufnahmen. Models rekrutiert Otto’s aus dem Kreis der Mitarbeiter/innen vom Bébé bis zum angehenden Grossvater. Die freundliche Filialleiterin in K. hat uns aufgeklärt. Primär ist es PR nach Innen. Die Leute, zumeist aus dem Luzerner Hinterland, wo sich die Zentrale befindet, haben einen Heidenspass an den Shootings, und die Kunden auch, wenn sie die Models an der Kasse oder beim Büchsenaufschichten wiedererkennen.

Zuoberst beim Altpapier liegt die NZZ executive (4./5.4. 2009), mit dem Titelbild von Karin Hofer. „Eine Angestellte der Gärtnerei Hüssy in Pfäffikon (ZH) stellt Blumenarrangements bereit.“ Karin Hofer ist eine der besten Reportagefotografinnen der Deutschschweiz. Man stelle sich vor, die NZZ wäre sich bewusst, welche Qualitäten ihr der Bildjournalismus öffnen könnte. Die Fraktion der ergrauten Textgläubigen an der Falkenstrasse würde so rasch abbröckeln (wie die stadtzürcherische FDP, – oops sollte eigentlich auf Facebook).

femina_14_09_140LE MATIN DIMANCHE bringt erstmals einen Shell-Folder für den ersten Bund, als Werbung von H&M. Der  Stress-Verschnitt im weissen Blazer korrespondiert mit einer Madonna, die man mit einem anderen Girl nochmals verso sieht. Doch dann kommt die Erleuchtung im redaktionellen Teil „La femme la plus sexy de Suisse“. Xenia, die leicht schielt, hat an der Ecole cantonal d’art de Lausanne (ECAL) den Preis von Visilab gewonnen. Das beiliegende Magazin Femina zeigt ein Model mit grauenhaft misshandelten Haaren und einem umwerfenden Blick, der ganz wenig asymmetrisch ist.

090405_magazinDAS MAGAZIN wirkt an diesem Wochenende desorientiert. In Bild, Text und Layout findet man ein Sammelsurium ohne erkennbare Linie. Absicht war es kaum, vielleicht einfach Stehsatz und Frühlingsputzete. Auch wir freuen uns auf Ostern.

Das Magazin zum SonntagsBlick verwöhnt uns schon auf der Titelseite mit Carsten Maschmeyer und Veronica Ferres und ganz klein Alexander Pereira mit der Ex-Fotografengattin Daniela Weisser. „Geld ist geil“ titelt Helmut-Maria Glogger mit zugekauften Bildern. Stark ist der Beitrag über eine Grossfamilie von Ursula von Arx mit Bildern von Meinrad Schade. Nick Hunger setzt anschliessend Adrian Sieber ins Bild, Newcomer in der People Szene.  Beat Wüthrich vermittelt uns das ultimative Rezept für den Wurstsalat von Anwar Frick, mit Fotos von Sabine Rock.

alexandrafeybli_02-150x150Dass Alexandra Feybli, die amtierende  Miss Zürich, ihre Pflichten zu wenig ernst nimmt, weiss man bereits. Nun ist sie einem Murmeltreffen unentschuldigt ferngeblieben. Gegenüber der Agentur hat sie sich damit nachträglich gerechtfertigt, sie sei wegen  „Luft auf der Lunge“ kurzfristig hospitalisiert gewesen. Vielleicht ist sie nicht nur schön, blond, – auch intelligent und hat Humor, – und damit Fehlbesetzung für eine Miss Tsüri.

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