Im Mediengeschäft gibt es positive Überraschungen. Der 23. Salon du Livre et de la Presse in Genf konnte mit der Kunstmesse europ’art 09 7 Prozent mehr Besucher verzeichnen als im vergangenen Jahr. Man rechnete mit tiefern Zahlen als im Vorjahr, weil ein neues elektronisches System nun jeden Besucher exakt erfasst und der Salon erstmals nicht mehr den sonst frequenzstarken 1. Mai miteinbezog.
Die Aussteller zeigten sich in einer ersten Befragung sehr zufrieden. Im Gegensatz zur Buchmesse in Frankfurt a.M. können Verleger und Buchhändler Bücher an jedermann während der ganzen Messe verkaufen. Doch nur wenige deutschschweizer Verlage haben von dieser Möglichkeit profitiert. Ausnahme war der dynamische Appenzeller-Verlag, wo man lakonisch feststellte, man müsse sich antizyklisch verhalten. Die Swiss Independet Publishers swips haben das lebhafte Treiben offensichtlich unterschätzt und hätten vielleicht mehr aus der Veranstaltung herausholen können. Immerhin dürfte gegen ein Drittel des Bildungsbürgertums in der Romandie auf deutschsprachige Bücher ansprechbar sein.
Viele der „débats“ drehten sich um die Zukunft des Buchs und der Buchpreisbindung. Nicht wenige Kleinverleger sehen in der Freigabe der Preise auch Chancen, um mit kurzfristigen Aktionen im Direktvertrieb auf den Markt reagieren zu können. Ein Verleger sprach Klartext: Das Buch war stets eine Handelsware.
Zum Welttag des Buches am 23. April entfachte sich eine neue Diskussion. Prominente deutsche Autor/innen lancierten ein Manifest gegen Inhalte, die von den Urhebern selbst bezahlt werden. Die Diskussion in der deutschen Presse wurde in Genf sofort aufgenommen.
Im Bereich der Kunst- und Fotobücher ist dies längst gängige Praxis. Bildbände sind ein wichtiges Werbemittel für Kunst, Tourismus, Architektur und Mode. Allenfalls wird der Vertrieb über den Verkaufserlös finanziert, doch niemals die Leistung des Autors. Die Welt der Literatur verdrängt diese Geschäftsmodelle und darbt.
Der Salon du Livre et de la Presse könnte in vielfältiger Weise eine Brückenfunktion übernehmen, wenn sich auch Deutschschweizer verstärkt engagieren würden. Nach dem Publikumserfolg in diesem Jahr stehen die Türen für neue Projekte weit offen.
Manchmal sind Bücher schwer zu verdauen. Da verschafft schokologo.com Hilfe! Dort kann man Bücher aus Schokolade herstellen lassen, auf Wunsch auch mit der Signierung des Autors.
Es gab am Salon auf dem Stand des Neuenburger Verlegers Attinger einen Schokobrunnen zur Präsentation des Bildbands zum Jubiläum von Suchard.
Ich werde noch darüber schreiben. Unweit davon hat jemand Bücher aus Holz präsentiert, an denen man sich die Zähne ausbeissen kann.
Die Romands mögen Entdeckungen abseits des Maiinstreams, ich auch.