Es gibt sehr gute Gründe, um nicht an die Art 40 Basel zu gehen. Es gibt gute Gründe, um in den nächsten Tagen doch einige Stunden mit Kunst in Basel zu verbringen. Für Profis und Kulturjournalisten ist die Art 40 Basel vor der offiziellen Eröffnung bereits gelaufen. Am Montagabend laden Galeristen ihre Stammkunden zu ersten Aperos und anschliessenden Diners ein, am Dienstag erfolgt der Preview-Day für ausgewählte weitere Kunden und die Presse.
Wenn am Dienstagabend das lokale Vernissagepublikum hereinströmt, ist die Spreu bereits vom Weizen getrennt. Betuchte Sammler/innen, Fonds und Museen haben eingekauft. Die VIP’s reisen ab. Doch wie auf einem Gemüsemarkt folgt die letzte Einkaufswelle am Sonntag. Was übrig bleibt, will man nicht zu jedem Preis nach New York oder London zurücktransportieren. Dann schlägt die Stunde für Schnäppchenjäger.
Doch was sind Schnäppchen? In den vergangenen Monaten erlitt der internationale Kunstmarkt Einbrüche bis zu fünfzig Prozent. Dies bedeutet nicht, das ein Print von Jeff Wall, das im Vorjahr für 1,6 Mio Dollar angeboten wurde, nun für die Hälfte des Preises erworben werden kann. Die Schere zwischen Meisterwerken und überbewerteter Kunst hat sich markant geöffnet.
Preise erfährt man als Besucher kaum. Über Preisvorstellungen diskutiert man bei Spitzenwerken erst, wenn sich der potenzielle Käufer auch als finanziell potent herausstellt. Kein Galerist hat Interesse, das Preisniveau durch Anschrift nach unten zu korrigieren.
Doch einige Trends sind offensichtlich. Klassiker der amerikanischen Fotografie sind sehr deutlich preiswerter geworden. Nur muss man sich gegenüber einem anerkannten Galeristen versichern, dass man etwas kauft, das seinen Preis wert ist. Von Fotografen-Witwen signierte Vintages sind allenfalls für die Dekoration im Treppenhaus geeignet. Auch hier öffnet sich die Schere, verbunden mit einer seit langer Zeit erwünschten Konsolidierung des Marktes.
Die Werke der grossen deutschen Fotograf/innen des Zwanzigsten Jahrhunderts sind weitgehend krisenfest, wie anerkannte Meisterwerke der Fotografie aus Ostasien. Hinzu kommen unbestrittene Arbeiten der Gegenwartskunst, die den Zwischenbereich von Fotografie, Malerei und Konzeptkunst ausloten. Hier wird die Fotografie zum Leitmedium. Die meisten aktuellen Künster/innen fotografieren oder lassen fotografieren. Entscheidend ist die Einmaligkeit (Originalität) des Werkes.
Doch gibt es gute Gründe, nicht an die Art 40 in Basel zu gehen.
Vorerst trifft man auf Männer mit Halstüchern aus alten Militärwolldecken und Damen in den Kleidern ihrer Grosstöchter. Die muss man einfach übersehen, denn sie kommen zumeist aus Zürich. Die Marketingtricks, wie man dazu und doch nicht dazu gehört, mag man nicht, und dass es keinen Champagner, sondern billigen Prosecco gibt. Dann sieht man sich nicht auf der Shortlist als Gast von arroganten Galeristen aus New York, deren Business nach der Eröffnung bereits gelaufen ist, und die vielleicht demnächst Pleite sind.
Gute Gründe für einen Besuch: Man lernt nette und gebildete Menschen kennen, wie George Clooney oder Brad Pitt, man muss nur nicht nur der Meute folgen. Und dann entdeckt man neue Künstler/innen, mit denen sich einzelne Galerien vorwagen. Oft sind sie selbst am Stand, man muss sich nur durchfragen.
Seit zehn Jahren ist der Bereich Art Unlimited das Highlight innerhalb der Messe. Die Ausstellung wurde wiederum von Simon Lamunière komponiert. Er setzt Klassiker wie Sigmar Polke, Jesùs Rafael Soto und Hans-Peter Feldmann Künstlerinnen und Künstler der jungen Generation gegenüber. Die Fotografie ist überall präsent, als Kunst selbst oder als Dokumentation. Die Liste ist eindrücklich und belegt, dass junge Festivals wie in Bukarest oder Instanbul zum Brückenschlag nach Basel dienen können.
Für die bildgebende Fotografie ist die Art Basel trotz Vorbehalten DIE Leitmesse, inspirierend, vielseitig und einen Besuch wert. Doch man vermisst die Innovationsfreude und Unbekümmertheit der Pionierzeit. Der internationale Kunstmarkt ist ein hartes Business, und wer sich auf ihn einlässt, kann sich seinen Mechanismen nicht entziehen.
ART 40 Basel, bis Sonntag, 14. Juni 2009
Bildnachweise: Mediendienst Art Basel
das letzte jahr traf ich zufälligerweise auf eine kunst-investment-gruppe. keine halbe minute später sagte der führer, auf eine langweilige fotografie zeigend, diese art von nichtinnovativer kunst sei vorbei. der führer ist bekannt, seine firma aufgelöst das kunstinvestment von anderen in anderer firma fortgeführt.
wer das war und wen das betraf ist bekannt kann hier aber wegen befangenheit nicht ausgebreitet werden, sonst heisst es wie immer.. blablabla.
interessant ist jener fall der in aspekte? gezeigt wurde wo an der artcologne der händler dem investor einbleute dass man auf das kindliche werk nicht auf wertlosigkeit schliessen sollte…
als ich auf dem artbasel-messeplatz mit 3dstereo-panoramen-aufnahmen begann wurde ich von einem jungen kontrolleur angegangen, was ich hier mache. was wohl mit doppelkameras auf dem stativ? es brauchte nicht viel und ich wäre explodiert, nachdem ich jahrelang an dieser technik entwickelt habe, nach wiederholten verhinderungen, behinderungen und sabotageaktionen. noch geht es einigen zu gut.