David Meili, 14. Juni 2009, 18:05 Uhr

Fotoflohmarkt Weinfelden: Gute Objekte trotzen der Krise

Der bereits zum vierundzwanzigsten Mal stattfindende Flohmarkt des Foto Clubs Weinfelden ist ein guter Test für den Marktwert von Foto-Occasionen und Sammlerstücken. Kurz zusammengefasst: Gute und gesuchte Objekte erweisen sich als weitgehend preisstabil. Etwas weniger Anbieter als im vergangenen Jahre standen gut informierten und bezüglich der Qualität  wählerischen Besuchern gegenüber.

Der Foto Club Weinfelden nimmt als Besonderheit Geräte und Zubehör in 090614_weinfelden1Kommission entgegen und verkauft sie an einem eigenen, grossen Stand. Die Marge alimentiert wie die Standgelder der Aussteller und die Festwirtschaft die Vereinskasse. Für die Preisgestaltung wurde durch die Erfahrungen der vergangenen Jahre einem Excel-Sheet aufgebaut, das dem Anbieter eine marktnahe Preisvorstellung gewährleistet. Natürlich bleiben die Preise im Einzelfall verhandelbar.
(Zum Bild: Die Mitglieder des Foto Club Weinfelden schützen die Kommissionsware mit Vogelschutznetzen aus den benachbarten  Weinbergen, – gegen diebische Elstern.)

Nicht wenige Besucher geben ihre alten Kameras, Objektive und Taschen gratis ab. Als Käufer kann man dem Club ein Angebot unterbreiten, das oft auch im einstelligen Bereich liegt.

Doch wer nach Weinfelden reiste, um Spitzenobjektive von Minolta einzukaufen, fuhr vermutlich frustriert zurück. Innerhalb von wenigen Monaten ist mit der Einführung der Sony @900 mit Vollformat und im Gehäuse integriertem Bildstabilisator der Markt für die einst als Ladenhüter herumliegenden Preziosen nahezu ausgetrocknet. Selbst gut erhaltenen Analogkameras von Minolta, wie die i8000 werden nicht mehr als Schnäppchen gehandelt.

090614_weinfelden2Bei Nikon und Canon sind vor allem gepflegte mechanische Modelle gefragt, nicht zum Sammeln, sondern zum Fotografieren. Eher Mühe haben Besitzer von digitalen Spiegelreflexkameras, um Käufer zu finden. Die Preisvorstellung für eine Occasion liegt oft nicht sehr weit vom Neupreis des Nachfolgemodells im Internet-Handel entfernt.
(Zum Bild: Kolleg/innen vom Foto Club Frauenfeld helfen bei einem Stand mit Restbeständen und Vertretermuster der Fujifilm AG aus. Leider immer noch zu teuer für den Berichterstatter, die Fuji HD in der Bildmitte, eine der interessantesten digitalen Kameras für Einsatz auf beustellen etc.).

Mehrere Händler boten gebrauchte Grossformatkameras an. Ab CHF 1 000.- findet man mit etwas Glück durchaus eine funktionsfähige Sinar, Arca Swiss oder Linhof, ab ca. CHF 3 000.- ganz Ausrüstungen mit mehreren Objektiven. Doch der Markt für diese Produkte ist sehr klein. Bei Objektiven soll man als Laie vorsichtig sein und nicht unterschätzen, dass trotz gleichen Typenbezeichnungen auch in der Welt der Grossformatfotografie in den vergangenen dreissig Jahren enorme Fortschritte erzielt wurden.

Mittelformatkameras werden recht günstig angeboten. Nur findet man zu Gehäusen, die durch digitale Systeme ersetzbar sind, wie der Mamiya 645 kaum brauchbare Objektive. Kameras aus osteuropäischer Produktion werden zum Teil teurer angeboten als über die offiziellen Verkaufskanäle.

Bei manchen, zumeist älteren Händlern fragt man sich, ob sie ihre Kameras und Objektive überhaupt verkaufen wollen. Eine unrevidierte Topcon RE für CHF 600.-  dürfte auch am nächsten Flohmarkt wieder am gleichen Stand zu sehen sein. Für eine Alpa 10d, auch wenn sie keine Kratzer hat, mag CHF 2 000.- doch eher ein Liebhaberpreis sein.

Immer mehr Kamerabegeisterte revidieren als Hobby ältere mechanische Geräte selbst. Entsprechende Handbücher und Anleitungen finden sich auf dem Internet.

Wie Vizepräsident Michael Antonazzo im Gespräch hervorhebt, möchte man zum fünfundzwanzigsten Jubiläum des über den Bodensee hinaus beliebten Fotoflohmarkts für 2010 besondere Aktivitäten  entwickeln. Das engagierte  Team des Foto Club Weinfelden wird wiederum auf die Mitarbeit der befreundeten Clubs zählen und mit dem Markt auch die Geselligkeit unter Fachkolleg/innen pflegen dürfen.

Foto Club Weinfelden

10 Kommentare zu “Fotoflohmarkt Weinfelden: Gute Objekte trotzen der Krise”

  1. Es war wirklich interesssant und ich konnte das eine oder andere Teil finden und verliess den Flohmarkt total zufrieden. Ein grosses Lob an die Organisatoren!

    Also, bis zum nächsten Jahr… oder in Lichtensteig? 😉

  2. Habe noch Korrekturen und Bildlegenden eingefügt. Wäre selber beinahe schwach geworden. Die Fuji HD war mit CHF 450.- eindeutig zu teuer, doch vielleicht werde ich nie mehr eine sehen. Dann wurde eine Fuji 6×8 Reflex für CHF 650.- angeboten, mit Objektiv! Und schliesslich hatte Richard Treml an seinem Stand eine nahezu ladenneue Instamatic 500. Es war nicht der Preis, sondern Zweifel über das verfügbare Filmmaterial. Diese haben sich danach leider bestätigt. Für diese wunderbare Kamera gibt es wirklich keine Filme mehr. Also, dann nach Lichtensteig.

  3. Hallo dm. Ich bin vom Fotoclub Weinfelden. Es war ein Flohmarkt. An den Flohmärkten sollte gefeilscht werden (können). So war es auch bei der Fuji HD. Falls noch Interesse besteht, sie ist noch da ;-)). Info: fotoboerse@foto-club.ch

    Sonst vielen Dank an alle die gekommen sind und somit uns – Fotoclub Weinfelden – unterstützt haben.

  4. Meine Erfahrungen mit der Occasion-Preisentwicklung sehen so aus:

    Dutzendware: im absoluten Sinkflug
    Ware mit gutem Gebrauchswert: ganz leicht sinkend
    Mittelformat + Grossformat: im freien Fall
    Leica: was nicht wirklich super ist – deutlich fallend
    Gehobene Sammlerkameras: sinkend
    Topstücke: steigend

    Zuden ist „Photographica Sammeln“ ein Hobby von alten Männern. Es fehlt uns der Nachwuchs. Junge finden geschliffenes Glas mit Messing und Leder nicht so cool.Fotobörsen werden sich zwangsläufig auf Ebay- und Riccardo-Level einpendeln müssen.

    Schönreden und das „Prinzip-Hoffnung“ nützten da nichts.

  5. Ihre Meinung teile ich weitgehend, doch es gibt auch immer mehr jüngere und junge Leute, die sich für Analogfotografie interessieren. Der Vorteil von guten Flohmärkten sind direkten Kontakte mit dem Verkäufer und man kann die Geräte in die Hand nehmen. Bei ricardo und erst bei eBay kauft man die Katze im Sack, wobei ich mit ricardo gute Erfahrungen gemacht habe. Ich gehe bei den Leuten vorbei und hole die Ware ab, – wer das nicht will, hat etwas zu verstecken.

  6. Hallo dm
    Auch ich bin vom Fotoclub Weinfelden und bin seit vielen Jahren dabei.
    mk kann ich nur unterstützen.
    Fürdie Preisgestaltung der Komissionsware war ich einige Stunden im IE Ebay,Ricardo, etc. (ch. ,at. ,de. ,fr. , i. ) um die Preise abzuklären (nicht sofort kaufen ! )
    Wir haben in Weinfelden einen Fotoflohmarkt und nicht Internet mit dem man nicht sprechen kann es sind Menschen.
    Auf die Antwort zu den angeschriebenen Preisen viel zu teuer , fragte ich zurück was ist es Ihnen Wert keine oder viel zu teurer oder keine Antwort.
    Ich habe auch eingekauft und war mit dem Händler schnell einig.
    Mein Vorsatz ist: Leben und Leben lassen.
    NB. Einige Leute die mit Komissionsware zu uns kommen bringen die Preisgestaltung selbst mit die meisten Preise finde ich dann in Ebay oder Ricardo unter sofort kaufen.

  7. fallende gerätepreise sind balsam auf die seele von armen fotografen, aber ein gräuel für langjährige unermüdliche fotoflohmarkthändler, welche die preise hoch halten möchten. die zeit der höchstpreise ist endgültig vorbei. die geldkrankheit heilt sich von alleine. schlimm wäre es wenn es soweit kommen würde wie in der sportartikel-branche, wo in der basler kehrichtverbrennung anfang 80er beobachtet wurde wie nigelnagelneue skistifel entsorgt wurden. kapitalismus als schizophrener auswuchs.

  8. @sta: Ich habe das Bewertungssystem des Foto Clubs ja sehr positiv beurteilt. Nur waren viele Preise an den Ständen unrealistisch. Weder für ricardo noch für eBay gibt es einen Nachweis, zu welchem Preis die Transaktion tatsächlich erfolgte. Ein beachtlicher Teil der Käufer bezieht die Ware gar nicht und andere wird zurückgezogen. Somit sind die Preise der Angebote wenig aussagekräftig.
    @michael przewrocki: fotomipex hat die Filme noch im Online-Katalog, doch nicht mehr in der Preisliste. Es waren Restbestände von Ferrania. Eine kanadische Firma liefert noch kleine Mengen, doch darf man nicht fragen, wie sie gelagert wurden. Entwickeln würde ich sie selbst (C-41). Es ist doch beängstigend, dass eines der populärsten Formate nicht mehr produziert und auf dem Markt verfügbar ist. Schade auch, dass man mit der Rollei SL 26 keine Bilder mehr machen kann (ausser ein Stück Film auf die Andruckplatte kleben).
    Übrigens landen auch bei uns neue Elektronikgeräte im Abfall. Sie werden von der RUAG in Schattdorf geschreddert und mit Hightech in Plastik und Metalle getrennt.

  9. ich glaube lucky-film-die chinesen- haben noch 126er-film. das grosse format ist schon interessant. wenn ich schon nur an die fantastischen 110er(13x17mm) resultate zurückdenke, mit den richtigen kameras. auch das 4×4 format ist beeindruckend. eine ideale film/objektivgrössenkombination.
    das schlimme an diesen schredderaktionen ist doch, dass die geräte in armen ländern doch gebraucht werden könnten. aber da wandern die entwicklungshilfegelder wohl auch in falsche kanäle. die welt ist manchmal wahrlich schizophren. und ich etwas zu gutgläubig.

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