Urs Tillmanns, 29. Juni 2009, 16:00 Uhr

Trendwende vom Multifunkti zur reinrassigen Digitalkamera

kamera_und_handy_klIn der mobilen Unterhaltungselektronik entwickeln sich die Gerätearten zu Generalisten: Handys sind die beliebtesten Alleskönner, die auch Fotos und Videos aufnehmen, MP3-Dateien abspielen, im Internet surfen und nebenbei auch noch zum Telefonieren benutzt werden können. Im Vorfeld der IFA (Berlin, 4. bis 9. September 2009) scheint sich dieser Tend wieder etwas zu wandeln: Kameras sind wieder gefragt – weil die Bildqualität, insbesondere von trendigen Spiegelreflex- und Bridgekameras, einfach besser ist.

Für die Musikwiedergabe ist der MP3-Player zuständig, für Fotos die digitale Kamera: Diese klare Zuordnung stimmte nur für kurze Zeit – unmittelbar nach der Markteinführung dieser Gerätearten. Heute gibt es ein breites Angebot an mobilen Alleskönnern, die neben vielen anderen Funktionen auch noch Fotos schiessen oder Musik spielen.

Standbildaufnahme und Musikwiedergabe stehen stellvertretend für einen Trend, der die gesamte digitale Unterhaltungselektronik nachhaltig prägt: Neue digitale Produktarten überschreiten die Grenzen ihrer Kernfunktionen und integrieren viele zusätzliche Eigenschaften. Umgekehrt eignen sich immer mehr Gerätearten für vergleichbare Aufgaben.

Die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu), Frankfurt, und das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GFK haben die Entwicklung der konvergenten Märkte anhand der Audio- und der Foto-Funktionen exemplarisch mit aufschlussreichen Marktdaten hinterlegt. Noch im Jahr 2004 stellten reinrassige MP3-Player ohne zusätzliche Funktionen 50 Prozent aller Geräte für die mobile Musikwiedergabe. Multimedia-Player mit Video-Funkion hatten damals noch keinen relevanten Marktanteil, wohl aber MP3-Handys: Mit einem Anteil von 42 Prozent an den verkauften Mobilunterhaltern waren sie schon da-mals beliebte Alternativen zu den reinen MP3-Taschenspielern. MP3-taugliche Smartphones spielten mit einem Anteil von 3 Prozent nur eine geringe Rolle, MP3-taugliche Taschencom-puter (PDAs) hatten immerhin 5 Prozent des Markts der MP3-tauglichen Mobilgeräte erobert.

Bis heute – die jüngsten Marktdaten stützen sich auf Prognosen für das Jahr 2009 – haben sich diese Relationen dramatisch verändert. Reine MP3-Player machen in diesem Jahr nur noch 14 Prozent des Markts für mobile Musikgeräte aus, weitere 17 Prozent entfallen auf die so genannten digitalen Videoplayer, Abspielgeräte, die neben Musik auch noch Digitalfotos und Videos wiedergeben können. Den Löwenanteil der musiktauglichen Mobilgeräte stellen heute die Handys mit 66 Prozent aller verkauften Geräte. Smartphones halten noch 3 Prozent, PDAs spielen als MP3-Stationen keine nennenswerte Rolle mehr; sie wurden in den letzten Jahren ohnehin mehr und mehr von mobilen Kommunikationsgeräten abgelöst.

Eine in der Tendenz ähnliche, allerdings im Detail unterschiedliche Entwicklung zeigen die Marktdaten für die Fotofunktion. Digitalkameras deckten den Markt der fototauglichen Mobilgeräte im Jahr 2004 noch mit 32 Prozent ab, Foto-Handys und Smartphones hatten bereits 64 Prozent erreicht, 4 Prozent entfielen auf Camcorder mit Standbildfunktion. In den folgen-den Jahre zeigten sich deutliche Verschiebungen zu Lasten der reinrassigen Digitalkameras: 2007 erreichten sie nur noch einen Anteil von 25 Prozent, Handys und Smartphones hatten 73 Prozent erobert, fototaugliche Camcorder hielten noch 2 Prozent.

Dieser Trend kehrte sich bis heute teilweise wieder um: Die Prognosen für 2009 sagen 31 Prozent für die reinen Digitalkameras voraus, Smartphones und Handys werden voraussichtlich 66 Prozent erreichen, Standbild-Camcorder bleiben mit einem Anteil von 3 Prozent in einer kleineren, relativ stabilen Grössenordnung. Dass sich heute wieder mehr Konsumenten für reine Fotokameras entscheiden, hat plausible Gründe: Digitale Spiegelreflex- und anspruchsvolle Bridge-Kameras bieten heute zu attraktiven Preisen ein Qualitätsniveau, das andere, mit vielen weiteren Funktionen kombinierte Gerätearten nicht annähernd erreichen.

«Die Konvergenz der mobilen Unterhaltungselektronik speist sich aus dem Wunsch der Kunden, möglichst viele attraktive Funktionen in kompakten Geräten zu bündeln und Bilder, Musik und Videos über Kommunikationsnetze mit Freuden und in der Familie auszutauschen», fasst Dr. Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu, den Trend zusammen. «Die moderne Digitaltechnik bietet fast unbegrenzte Möglichkeiten, Anwendungen zu kombinieren. Aber das Beispiel anspruchsvoller Digitalkameras zeigt auch: Steht kompromisslose Qualität im Vordergrund, so haben hoch entwickelte Spezialgeräte nicht nur ihre Berechtigung, sondern auch dauerhaft interessante Marktchancen.»

(IFA-Presetext)

Besten Dank, Markus, für den Tipp

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