Pressespiegel zum Wochenende vom 4./5.Juli 2009
Vom Blick und vom SonntagsBlick hätte man über die sinnlos betrunkenen Schüler aus Küsnacht/ZH mehr erfahren wollen, – und vor allem über die für das Klassenlager in München verantwortlichen Lehrer. Handy-Bilder sind Journalisten und Redaktionen zugespielt worden, doch sie werden nicht publiziert, da die Goldküstenjungs, respektive ihre Eltern medienerfahrene Anwälte engagiert haben.
So greift der SonntagsBlick nochmals auf Michael Jackson zurück und bringt auch sonst wenig neue Bilder. Dass viele Bilder von Jackson der vergangenen Jahre mit PhotoShop und nicht mit der Kamera entstanden ist, ist mittlerweile bekannt. Doch was wird aus Bubbles, dem süssen Äffchen? Einige Zeitungen haben das Thema aufgegriffen, und ein Schweizer Millionär wird es angeblich adoptieren. Bubbles ist in der Kunstwelt Millionen wert, in einer genialen Skulptur von Jeff Koons.
In der Deutschschweizer Boulevardpresse läuft es nicht rund. Der Blick hat sich vor dem lange erwarteten Relaunch von Thomas Passen und Bernhard Weissberg, beide verlässliche Partner für den Reportagejournalismus, verabschiedet. Man blickt nun nach Berlin und Hamburg. Doch, dass man in der Romandie auch sehr gute Zeitungen und Zeitschriften macht, realisiert man an der Dufourstrasse oft erst nach Kommentaren von Peter Rothenbühler.
Arg gebeutelt wurde ein anderer Goldküstenjunge, Carl Hirschmann. Der Tages-Anzeiger hat den Nachtklub-Unternehmer bereits vor einigen Tagen in die Pfanne gehauen, dann folgte das Geschichtchen mit der noch amtierenden Miss Schweiz, Whitney Toyloy, die einen ebenso markanten Karriereabsturz wie die noch amtierende Miss Earth erlebt. Dass Hirschmann mit den Missen von der Presse derart hat bestraft wird, hat durchaus handfeste Gründe. Man muss erlebt haben, wie selbst der seriöse People-Journalismus vor seinem Club Saint Gernain behandelt wurde, obwohl man nicht für coole Drinks (das Auto stand ja vor der Tür), sondern für faire Bilder und Reportagen eine Samstagnacht ohne Familie opferte.
Das Magazin bringt auf der Titelseite ein grossartiges Porträt des Dalai Lama von Michel Comte. Im Innern des Hefts findet sich eine Zusammenfassung von einem Buch, das soeben erscheint. Schade, dass wir das Shooting nicht vor uns haben. Eines Tages wird uns Comte zu einem Buch oder einer Ausstellung einladen, die seine visuellen und spirituellen Erfahrungen mit einer der hervorragendsten Persönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts vermitteln.
Seltsam, dass wirklich gute Themen an der Sonntagspresse vorbeigehen. Berühren könnte eine Reportage über Christina Liebherr und ihrn Wallach No Mercy, beides aussergewöhnliche Sportler/innen. Christina Liebherr repräsentiert im People Jouranlismus ein anderes Niveau als ein Goldjunge von der Goldküste. Sie zeigte auch Tränen, die von der Presse respektiert werden. Wir wünschen No Mercy eine gute Genesung und ein langes, glückliches Leben im Ruhestand.