Chantal Michel zählt zu einer Generation von Kunstschaffenden, die man keinem spezifischen Genre zuordnen kann und auch nicht soll. Nach einer Ausbildung als Keramikerin wandte sie sich der Performance zu und positionierte ihre Aufführungen in eigene Installationen. Als Leitmedien dürften nunmehr Fotografie und Video zunehmend an Bedeutung gewonnen haben.
Was Chantal Michel präsentiert, ist flüchtig, vergänglich und bleibt nur im Abbild erhalten. Die Kunstwerke können als Fotografien und Videos überliefert und auch ganz real vermarktet werden. So bietet Michel auf ihrer Website für Sammler Prints von Stills an und sorgsam inszenierte Fotografien an.
Die Schaffenskraft der 1968 geborenen Künstlerin ist bewundernswert. Die lange Liste von Auftritten, Ausstellungen und Publikationen führt seit einigen Jahren regelmässig zu bedeutenden Kulturpreisen. Doch Michel nimmt sich Zeit, Leben und Kunst zusammenzuführen. Bereits 2005 inszenierte sie sich und Interieurs im leerstehenden früheren Luxushotel Schweizerhof am Bahnhofplatz in Bern. Mit dem temporären Wirken als Schlossherrin im morbid-romantischen Schloss Kiesen (zwischen Thun und Bern) vermischt sie raffiniert Installation, Fotoausstellung und eine Art Esstheater.
Einflüsse sind unverkennbar. Oft denkt man Marina Abramovic oder an Louise Bourgeois. Als weiteres Element integriert Chantal Michel die von ihr selbst inszenierte Fotografie.
Nach Safaris durch Brockenhäuser wurden die teilweise leerstehenden Räume des Herrschaftssitzes möbliert. Die reale Geschichte des Anwesens vermischt sich mit fiktiven Geschichten. Die Fotografien zeigen, wie es gewesen sein könnte, sind jedoch auch Fenster zu einer fernen Aussenwelt.
Chantal Michel. Schloss Kiesen (zwischen Bern und Thun, Autobahnausfahrt Kiesen). Ausstellung bis 18. Oktober 2009, Samstag und Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr. Begleitprogramm und Diners auf www.chantalmichel.ch
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